Berlin/Wien - Es gibt zwar etliche Insektenarten, die sich perfekt an ein Leben unter Wasser angepasst hat. Von den über 40.000 Spinnenarten hat es freilich nur eine einzige geschafft, unter Wasser zu überleben: die auch bei uns heimische Wasserspinne. Sie kommt nur an die Oberfläche, um ihre selbst gesponnene Taucherglocke mit frischer Luft zu befüllen.

Dabei nimmt sie eine Luftblase, die sich zwischen den Haaren und Beinen verfangen hat und den Hinterleib silbrig glänzend umschließt, mit nach unten. An einem Faden zieht sie sich zu ihrem Luftdepot und streift dort die Luftblase in ihre Taucherglocke ab, wo sich der Großteil des Spinnenlebens abspielt.

Im Bild: Argyroneta aquatica bei der Instandhaltung ihrer Taucherglocke.

Foto: Stefan F. Hetz

Bis jetzt war allerdings unklar, wie oft die Wasser- oder Silberspinnen auftauchen müssen, um sich mit frischer Luft einzudecken - oder anders gefragt: wie lange der Sauerstoffvorrat in der Taucherglocke ausreicht. Diesen Fragen ging ein australisch-deutsches Forscherduo im Journal of Experimental Biology nach und fand überraschende Antworten.

Wie Roger Seymour (Uni Adelaide) und Stefan Hetz (Humboldt-Uni Berlin) herausfanden, reicht es den Spinnen nämlich, nur ein einziges Mal pro Tag aufzutauchen - also seltener, als man bisher dachte. Das liegt daran, dass die Wand der Taucherglocke einerseits genug Sauerstoff durchlässt, um den geringen Sauerstoffbedarf der Spinne zu decken.

Foto: Stefan F. Hetz

Andererseits löst sich Stickstoff im Wasser auf, was das Volumen der Taucherglocke verringert – und die Wasserspinne Luft holen lässt. Die ganze übrige Zeit kann sie unter Wasser verharren und auf Beute warten. (tasch/DER STANDARD, Printausgabe, 10.06.2011)

Im Bild: Die Taucherglocke als Jausenstation: Eine Wasserspinne frisst im Inneren ihres selbst gesponnenen Luftbehälters einen Wasserfloh.


Abstract
Journal of Experimental Biology: The diving bell and the spider – The physical gill of Argyroneta aquatica

Foto: Stefan F. Hetz