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Sie scheint das Muster der Beständigkeit zu sein, geht jeden Tag zu genau berechenbaren Zeiten auf und wieder unter. Doch in Wirklichkeit hat auch die Sonne so ihre Phasen. Im Rhythmus von ungefähr elf Jahren schwankt sie zwischen ruhigen und besonders aktiven Zyklen, die Klimawandelskeptiker für die Erderwärmung verantwortlich machen.

Ist die Sonne - wie seit dem Vorjahr - wieder aktiver, bilden sich auf ihr vermehrt Sonnenflecken, die wiederum mit starken Magnetfeldern verbunden sind. Und die können große Gaswolken aus den Außenschichten der Sonne ins All schleudern. Nun hat sie sich erneut besonders explosiv und stürmisch gezeigt: Forscher beobachteten am Dienstagabend kurz vor acht Uhr unserer Zeit die gewaltigste Sonneneruption seit langem.

Solche Erscheinungen, auch koronale Massenauswürfe genannt, sind die wohl dramatischsten Ereignisse in unserem Sonnensystem, die man beobachten kann. Die explosionsartige Freisetzung von Millionen Grad Kelvin heißer, magnetisierter Sonnenmaterie mit Geschwindigkeiten von Millionen Kilometern in der Stunde entspricht einer Energiemenge von rund einer Milliarde Wasserstoffbomben, die zeitgleich gezündet werden.

Und obwohl die Sonne 150 Millionen Kilometer von der Erde entfernt ist, können koronale Massenauswürfe auch Folgen für die Erde haben. Sie führen nämlich zu elektrisch geladenen Fronten von Schockwellen, die etwa 24 bis 36 Stunden benötigen, um die Erde zu erreichen, und hier Sonnen- oder Magnetstürme auslösen können. Konkret kommt es beim Auftreffen auf das Erdmagnetfeld zu einer Abschwächung der Erdmagnetosphäre.

Meist bleiben solche Magnetstürme unbemerkt, für Menschen auf dem Erdboden ist das Phänomen nicht gefährlich. Schwere Stürme können allerdings Störungen elektrischer Anlagen verursachen. Und für Passagiere in Langstreckenflügen kann sich in Extremfällen eine erhöhte Strahlenbelastung ergeben.

Der bisher stärkste registrierte Magnetsturm ereignete sich Anfang September 1859 und legte damals das neu installierte Telegrafennetz lahm. Polarlichter, die sichtbarste Folge von Sonneneruptionen, waren damals selbst noch in Rom, Havanna und Hawaii zu beobachten. Sonneneruptionen können auch für das Gegenteil sorgen: 1973 führte eine besonders heftige zu einem Stromausfall in Kanada und ließ es für sechs Millionen dunkel werden. (Klaus Taschwer/DER STANDARD, Printausgabe, 09.06.2011)