ModeratorIn: Wir begrüßen Angelika Gruber vom VSStÖ im Chat zur ÖH-Wahl und bitten die UserInnen um Fragen.

Angelika Gruber: Hallo! Ich freue mich schon auf spannende Fragen.

ModeratorIn: Eine Frage per E-Mail: Wie steht der VSSTÖ zu den Feminismus-Standpunkten der GRAS?

Angelika Gruber: Zahlen, Daten und Fakten, aber auch die Realität an den Hochschulen zeigt ganz klar, dass Frauen immer noch unterrepräsentiert sind: sei es nun in der Wissenschaft oder in den universitären Gremien! Es gibt nur 3 Rektorinnen in Österreich, weniger Professorinnen als Professoren. Um die "gläserne Decke" an den Hochschulen zu durchbrechen braucht es aktive Frauenförderung! Wir haben daher ähnliche Standpunkte wie die GRAS.

babyzloti: Wie ist Deine Position zum Bolognaprozess und der laufenden Umstellung?

Angelika Gruber: Der Bologna Prozess bringt eigentlich einige Chancen, in der Praxis für uns Studierende aber leider viele Probleme, die vor allem an der Umsetzung liegen: verschulte Studienpläne, die nicht studierbar sind, etc. Es gibt vor allem auch Probleme mit dem Beihilfensystem, das nicht an die Bologna Struktur angepasst ist. Gerade die Familienbeihilfenkürzung bewirkt, dass der Beginn eines Masterstudiums wohl eine Frage der Leistbarkeit ist! Außerdem wollen wir kein 2 Klassensystem, in dem nur eine kleine Elite den Master beginnen kann! Es braucht eine Garantie für den Master!

rebexi: ihr bekommt einerseits geld von der spö, auf der anderen seite kritisiert ihr sie oft. wie passt das zusammen?

Angelika Gruber: Unser Naheverhältnis zur SPÖ und die Förderung die wir von ihr bekommen, hat nichts mit unseren Forderungen an die Politik, und auch an die SPÖ zu tun. Wir wollen die Interessen der Studierenden vertreten und setzen uns für die soziale Absicherung von Studierenden ein. Die SPÖ betreibt studierendenfeindliche Politik und erntet dafür von uns Kritik.

neugierig: Wie stehst du zu Basisdemokratie?

Angelika Gruber: Basisdemokratie kann in kleinen Gruppen funktionieren, bei größeren Organisationen ist eine Entscheidungsfindung durch Basisdemokratie oft nicht praktikabel. Mir ist eine klare Aufgabenverteilung wichtig, außerdem braucht es klare Verantwortungsbereiche um gut arbeiten zu können. Das gilt auch für die Arbeit in der ÖH.

I'm the slime: was unterscheidet den VSSTÖ von den mitstreitern im linken spektrum?

Angelika Gruber: Unser Schwerpunkt liegt vor allem bei der finanziellen Absicherung von Studierenden. Deshalb ist es uns auch wichtig klare Forderungen an die Politik zu stellen. Der VSStÖ hat Konzepte (250 Euro Grundsicherung, Ausbau des Studienbeihilfensystems, Reform des Unterhaltsrechts), die von heute auf morgen umsetzbar sind. Außerdem heißt für uns gute ÖH Arbeit Service mit Politik miteinander zu verbinden. Wir sind die einzigen, die mit konkreten Projekten in den Wahlkampf gehen, wie zum Beispiel der Versicherungsschwerpunkt in der Beratung, oder das Gütesiegelpraktikum.

Pete_Seeger: Würde der VSSTÖ wieder mit GRAS & KSV-LiLi zusammenarbeiten? Oder kommen auch andere Frakrtionen in Frage wie zum Beispiel der KSV/KJÖ-Studis

Angelika Gruber: Auf der ÖH Uni Wien funktioniert die Zusammenarbeit mit Gras und KSV lili sehr gut. Wir schließen den KSV KJÖ konkret nicht aus, aber es bräuchte wahrscheinlich viele viele Gespräche um eine Zusammenarbeit möglich zu machen...

Politologe: Sind angesichts knapper Budgets 400.000 Euro an Rücklagen und/oder Beiträgen der Studierenden an die ÖH in ein einziges Projekt namens "Café Rosa" sinnvoll investiert?

Angelika Gruber: Das Café Rosa gibt Studierenden einen Raum in dem sie ohne Konsumzwang lernen und sich austauschen können. Die ÖH Uni Wien nimmt auch Geld in die Hand um viele andere sinnvolle Projekte zu finanzieren wie zum Beispiel, das Kopierpickerl, das Kopieren für Studierende "leistbarer" macht.

Perseus0: Wodurch unterscheidet sich deiner Meinung nach die derzeitige VSSTÖ-"Politik" zu der der letzten Jahre (schlägt man in Wirklichkeit nicht immer in die gleichen Kerben ohne wirklich inhaltlich was weiterzubringen?)?

Angelika Gruber: Die Lage der Studierenden und der Universitäten hat sich in den letzten Jahren nicht verbessert, sondern sogar verschlimmert. Dem VSStÖ ist es ein großes Anliegen, das alle studieren können, unabhängig vom Konto- und Bildungsstand der Eltern. Dafür werden wir uns weiterhin einsetzen. Aber natürlich ist ÖH Arbeit nichts statisches, sondern es ergeben sich für uns Studierende immer wieder neue Herausforderungen und Probleme, wie etwa das Bachelor/ Master System. Wir reagieren mit unseren Konzepten auf aktuelle Probleme und bieten Lösungsvorschläge an, wie zum Beispiel das VSStÖ Orientierungsphasenmodell.

Pete_Seeger: Willst du nach deiner Stuienzeit weiter Karriere in der SPÖ machen? Oder wäre ein Abgang ala Blaha für dich denkbar wenn deine Partei es entsprechend "verhaut" im Hochschulbereich?

Angelika Gruber: Ich glaub es gibt viele inhaltliche Differenzen mit der SPÖ, die mir wohl die Entscheidung sehr leicht machen. Solange die SPÖ diese Politik macht, habe ich keine Lust mich in der SPÖ zu engagieren. Ich will mich ja immerhin noch in den Spiegel schauen können ;)

Detlefina Haber: Maria Clar von GRAS forderte hier letztens "Feminismus als Querschnittsmaterie in allen Studien". Wie steht die VSStÖ dazu?

Angelika Gruber: Auch uns ist es wichtig Frauen in allen Bereichen der Wissenschaft und Forschung sichtbar zu machen. Als VWL Studentin habe zum Beispiel sehr viel mit Ökonomen wie Adam Smith oder Karl Marx (zwar weniger aber doch ;)) zu tun, lerne aber wenig über Joan Robinson- eine großartige Ökonomin. Diese Mechanismen gilt es aufzubrechen.

Naturpurpur: Welche/r Wissenschaftsminister/in hat dir in den vergangenen zehn Jahren am besten gefallen und warum?

Angelika Gruber: Kann mich kaum entscheiden wer mir am wenigsten gut gefallen hat. Die letzen Wissenschaftsminister_innen haben alle den Hochschulsektor finanziell aushungern lassen und verfolgen den ÖVP Traum einer Elitehochschule. Wir müssen endlich in Bildung investieren und den Hochschulsektor ausbauen. Für mich müssen alle die Möglichkeit haben zu studieren, deshalb ist es auch wichtig sich für die finanzielle Absicherung von Studierenden einzusetzen. Auch hier sind die Hürden nicht abgebaut worden. Töchterle hat jetzt die Chance im Hochschulbereich endlich was weiterzubringen.

1360145: Warum seid ihr gegen Studiengebühren? Praktisch alle Rektoren sind dafür und sogar "euer" früherer Wissenschaftssprecher Broukal sprach sich am Ende für Studiengebühren aus. Ist es nicht unsozial, dass alle gratis studieren, anstatt dass "die Reiche

Angelika Gruber: Studiengebühren sind gerade für finanziell schwächere Studierende eine enorme Belastung. Die Wiedereinführung der Studiengebühren hat rund 45000 Studierende gezwungen ihr Studium abzubrechen. Studiengebühren sind eine finanzielle Hürde und lösen das Finanzierungsproblem der Hochschulen nicht. Für mich ist Bildung ein öffentliches Gut, von dem nicht nur jede_r einzelne Student_in profitiert, sondern die ganze Gesellschaft. Aus verteilungspolitischer Perspektive kann ich nur betonen, dass der offene freie Hochschulzugang sehrwohl von oben nach unten verteilt (dazu gibt es auch eine interessante Studie des Wifo). Natürlich sind wir für den Ausbau des Stipendiensystems, damit alle studieren können.

Sepp Lechner: Wieviel Geld bekommt der VSSTÖ von der SPÖ?

Angelika Gruber: Wie wir bereits auf unserer Homepage veröffentlicht haben, hat der VSStÖ ein Wahlkampfbudget von 35.000 Euro, das sich großteils aus Mitteln der SPÖ finanziert.

Martin Scorsese: Wie stehen Sie zur Legalisierung von Marihuana, wie es vor kurzem Die Grünen wieder forderten?

Angelika Gruber: Ich spreche mich klar gegen die Kriminalisierung von weichen Drogen aus. Gerade in einem Land das gerne dem Alkohol verfällt ;) Hochschulpolitisch steht es aber nicht ganz oben auf meiner Agenda.

Grünwähler: Wie erklären sie sich die Zensurvorwürfe der AG gegenüber VSSTÖ und GRAS? http://www.univie.ac.at/ag-jus/dr... ?q=node/35

Angelika Gruber: Die Universitätsvertretung der ÖH Uni Wien hat eine Satzung beschlossen welche die Finanzierung von Druckwerken mit sexistischem Inhalt ausspricht. An die UV Beschlüsse muss sich eine UV auch halten. Ich selbst bin nicht auf der ÖH Uni Wien tätig, deshalb kann ich auch nichts genaueres dazu sagen.

Michael P.: Immer wieder kommt der Vorwurf die linken Franktionen seien zu ideologisch und würden sich nicht um Studierendenanliegen kümmern. Ich sage beides, Service und politisches Engagement, sind wichtig! Aber ist man nicht auch ein wenig selber schuld an d

Angelika Gruber: Dem VSStÖ ist die Verbindung von Service und Politik sehr wichtig. Dafür haben wir uns auch in den letzten 2 Jahre eingesetzt. Wir haben alle unsere Projekte umgesetzt, die wir uns vorgenommen haben- wie zum Beispiel das Gütesiegelpraktikum, das Studierenden faire Praktika ermöglichen soll, das Studien- und Sozialrechtswiki, die Masterbroschüre,... Probleme der Studierenden lassen sich mit Service und Beratung lindern, aber einige Probleme lassen sich nur durch Politik lösen. Deswegen muss sich die ÖH mit der Regierung auch an den Verhandlungstisch setzen und klare politische Forderungen stellen.

Hoher Standard: Welche euerer Forderungen, glaubst du, können realistischerweise (!) in in der nächsten Legislaturperiode umgesetzt werden?

Angelika Gruber: Wir wollen natürlich unsere konkreten Projekte für die ÖH umsetzen- wie auch in der letzten Periode. Wir wollen natürlich eine Verbesserung der sozialen Lage für Studierende erreichen. Die 250 Euro Grundsicherung (Familienbeihilfe plus damit verbundene Absetzbeträge) soll unabhängig vom Alter direkt an Studierende ausbezahlt werden. Für die Direktauszahlung gibt es bereits einen Entschließungsantrag im Parlament. Die Höchstudienbeihilfe muss auf mindestens 800 Euro angehoben werden- denn die wurde jahrelang nicht einmal inflationsangepasst. Und das Finanzierungsproblem muss (!) sich lösen: Unis befürchten, dass der Betrieb nicht aufrecht erhalten werden kann. Eine Regierung, die das zulässt, handelt nicht nur kurzsichtig sondern fahrlässig.

mieswicht: Kaum jemand geht zur ÖH-Wahl, könnte es sein, dass einfach die falschen Dinge thematisiert werden?

Angelika Gruber: Für mich ist es wichtig, dass alle Studierende die ÖH kennen, wissen wie sie funktioniert und was sie tut. Um die Wahlbeteiligung zu steigern müssen wir das Informationsangebot natürlich verbessern. Die ÖH thematisiert sehr wohl die Probleme von Studierenden- siehe Familienbeihilfenkürzung, Hochschulfinanzierung, etc. Und auch im Beratungsbereich leistet sie gute und wichtige Arbeit, die natürlich weiterhin verbessert und ausgebaut werden muss.

ModeratorIn: Wir danken Angelika Gruber für die Chat-Teilnahme. Morgen sind Sissi Luif und Julia Kraus vom KSV-Lili von 12 bis 13 Uhr zu Gast.

Angelika Gruber: Vielen dank für die Fragen, wer noch weitere Infos haben will, bitte einfach ein mail an vsstoe@vsstoe.at