ModeratorIn: Wir begrüßen Oskar Polak vom Ring Freiheitlicher Studenten im Chat zur ÖH-Wahl und bitten die UserInnen um Fragen.

Oskar Polak: Danke für die Einladung und ich freue mich auf viele Fragen.

meryn: Was ist Ihre wichtigste hochpolitische Forderung?

Oskar Polak: Die wichtigste Forderung ist die Abschaffung des allgemeinpolitischen Mandats der ÖH.

meryn: Sie haben angekündigt, die ÖH reformieren zu wollen. Wie genau soll das aussehen?

Oskar Polak: Wir wollen die Universitätsvertretungen stärken, die Bundesvertretung abschaffen (jeder der schon dort war, weiß, dass das ein Kindergarten ist) und ähnlich der Rektorenkonferenz die UVs österreichweit koordinieren.

Julian Casablancas: herr polak, was glauben sie ist der grund für die geringe wahlbeteiligung bei den öh-wahlen?

Oskar Polak: Dass die meisten Studenten die ÖH für sinnlos halten und einfach nur studieren wollen. Mit den gesellschaftspolitischen Forderungen und Aktionen können sich die wenigsten identifizieren.

meryn: Was halten Sie von Burschenschaften? Sind Sie selbst Mitglied in einer Korporation?

Oskar Polak: Burschenschaften sind ein Punkt den man sehr differenziert betrachten muss. Es gibt nicht die Burschenschaft als solches sondern viele unterschiedliche Vereine die einzeln betrachtet werden sollten. Ich selbst bin Mitglied der liberalsten Burschenschaft von Österreich der Carniola in Graz und lade jeden ein sich selbst ein Bild zu machen. Wichtig ist jedoch, dass die ÖH-Wahl nichts mit Burschenschaften zu tun hat. Gerade wir fordern das Ende der Gesellschaftspolitik in der ÖH.

tehj4ckass: Wofür steht der RFS und in welcher Verbindung steht er zur FPÖ?

Oskar Polak: Der RFS steht für eine starke Vertretung der Studenten und arbeitet eng mit der FPÖ zusammen.

meryn: "Prost, wenn dir die Linken stinken" und "gegen Männerfeindlichkeit" sind nicht gerade hochschulpolitische Forderungen. Wollen Sie ihre WählerInnen nur durch populistische Aussagen ködern?

Oskar Polak: Nein, wir wollen damit etwas Aufmerksamkeit erregen und so die Wahlbeteiligung steigern.

meryn: Die anderen ÖH-Fraktionen distanzieren sich oft von "ihren" Parteien (z.B. die AG) - Sie laden Strache zu ihrem Wahlkampftermin ein. Haben Sie als junge Organisation keine Reibepunkte mit der "alten" Partei?

Oskar Polak: Wir haben das Glück, dass die FPÖ sich sehr stark für Studenteninteressen einsetzt. Daher brauchen wir im Gegensatz zu anderen Parteien uns nicht distanzieren.

I can no more - I break equal together...: Deutsche Fahnen, Kerzen, fragwürdige Uniformen - wie steht der RFS zu den Aufmärschen vom 8. Mai?

Oskar Polak: Ich war selber nicht dort, stehe aber einem Totengedenken aller Opfer des 2. Weltkrieges positiv gegenüber. Was mich stört, ist die Gewalt die bei den Demonstrationen meist ausgeübt wird. Ein Demokrat muss nach Nietzsche andere Meinungen nicht nur ertragen, sondern auch Freude an deren Widerspiel haben.

Bambi, die Sau: Wie sind Sie selbst in dieses Milieu (RFS, FPÖ) gekommen?

Oskar Polak: Auch ich war voll mit Vorurteilen, jedoch bin ich jemand, der seine Vorurteile regelmäßig überprüft, so kam ich zu einer Veranstaltung des RFS. Da sich diese Vorurteile als falsch erwiesen haben und nur der RFS die ÖH grundlegend reformieren will, habe ich mich dort engagiert.

Gow enna: Sind Sie in einer Burschenschaft? Und wie stehen Sie zu Verbindungen des RFS zur rechtsextremen und Neonazi-Szene?

Oskar Polak: Ich habe keinerlei Verbindungen zu rechtsextremen im RFS wahrnehmen können. Sollte ich jedoch irgendwelche feststellen, würde ich die betreffenden Personen gleich hinausschmeißen.

laflo: Herr Polak, wie wollen sie das größte Wählerpotential, die Nicht-Wähler für sich gewinnen?

Oskar Polak: Wir wollen Nichtwählern eine andere ÖH anbieten, die sich nur um die Studierendeninteressen kümmert und so die Qualität österreichischer Universitäten endlich wieder verbessert.

Strpüpl Kotu: Die Abschaffung des allgemeinpolitischen Mandats der ÖH ist nur möglich, wenn man das allgemein politische Mandat in die Hand nimmt. Wie wollen Sie sich aus dieser Zwickmühle befreien?

Oskar Polak: Sobald wir in der ÖH dafür eine Mehrheit finden, werden sich diese Probleme von alleine lösen.

meryn: Wenn Sie stark mit der FPÖ zusammenarbeiten betreiben doch auch Sie Gesellschaftspolitik oder?

Oskar Polak: Nein, da wir uns nur um die Studentenpolitik kümmern.

klemens wie: Kollege Polak, wie ist das noch einmal mit den Hemden, die wir bald für "die Chinesen" nähen, wie sie es beim Runden Tisch auf ATV ausgeführt haben?

Oskar Polak: Das ist ein Zitat meines geschätzten Rektors der Universität Klagenfurt. Damit hat er überspitzt formuliert, dass China stark in Bildung investiert, während wir unsere Universitäten verhungern lassen.

el xorxe: wie stehts mit zugangsbeschränkungen? speziell für komilitonen nicht österreichischer staatsbürgerschaft?

Oskar Polak: Wir vom RFS stehen für den freien Hochschulzugang, jedoch sollten die Studienplätze nicht österreichischer Staatsbürger zumindest teilweise gegenfinanziert werden. Entweder durch Gebühren oder aber was uns am liebsten wäre, durch die jeweilige Regierung. Wir würden uns einen Kanzler wünschen, der sich auch traut österreichische Interessen in der EU zu vertreten.

graswurzel: Was ist denn das Ziel des RFS bei den ÖH Wahlen? Kann man mit einem(!) Mandat in der Bundesvertretung etwas erreichen?

Oskar Polak: Mit einem Mandat kann man zumindest die Missstände aufdecken, auch wenn das mediale Interesse sich sehr in Grenzen hält. Jedoch ist jede Stimme für den RFS eine gewichtige Stimme, da eine Stärkung des RFS die Selbstdarsteller innerhalb der ÖH zum Nachdenken bringt.

Strpüpl Kotu: Sie konnten bei den letzten Wahlen in ihrer Heimatstadt Graz kein Mandat erringen. Was wäre für Sie ein Wahlerfolg? Wieviele Mandate streben Sie an? Bundesweit? In ihrer Heimatstadt Graz?

Oskar Polak: Ich komme aus Klagenfurt und studiere in Klagenfurt. Wir haben in Klagenfurt ein Mandat und hoffen, dieses verdoppeln zu können, auch bundesweit.

goblin91: Wo sehen Sie an den Universitäten Männerfeindlichkeit und wie wollen Sie sie bekämpfen?

Oskar Polak: Wir vom RFS stehen nicht für Ergebnisgleichheit sondern für Chancengleichheit, daher soll ausschließlich die Leistung und nicht das Geschlecht relevant sein. Natürlich ist dieses Plakat auch eine bewusste Überspitzung des Problems.

meryn: Dass die Bundesvertretung ein Kindergarten liegt wohl eher an den Mandataren als an der Institution. Man kann ja auch nicht das Parlament abschaffen, wenn man mit der Arbeit unzufrieden ist?

Oskar Polak: In der Universitätsvertretung geht es meist lösungsorientiert um Sachthemen. Dementsprechend gehören diese aufgewertet. Die Bundesvertretung ist voll mit parteipolitischen Interessen und daher völlig sinnlos. Ein Zusammenschluss ähnlich der Rektorenkonferenz würde hier Abhilfe schaffen.

Lumumba: Ihre Fraktion verkündet Slogans wie "Österreicher zuerst (an den Unis)" - wie möchten Sie unter solch einem nationalistisch ausgerichteten Motto den Hochschulstandort Österreich für Forscher aus aller Welt attraktiv machen?

Oskar Polak: Die Universitäten sind per se international. Jedoch müssen wir das Niveau derartig anheben, dass wir für internationale Spitzenforscher interessant werden. Derzeit ist dies leider nicht der Fall.

dreifaches Integral: Herr Polak, Ich habe die Statements der verschiedenen Gruppierungen auf Wahlkabine.at recht interessant gefunden. Wieso hat der RFS hier nur genau 1 mal eine ausführliche Antwort abgegeben?

Oskar Polak: Da wir zum ersten Mal die Formulare zum Ausfüllen bekommen haben, haben wir dies unzureichend ausgefüllt. Wir arbeiten aber daran, diese noch online zu bekommen.

nintendere: Herr Polak, würden Sie mir etwas über Ihr Studium erzählen?

Oskar Polak: Ich studiere Medien- und Kommunikationswissenschaft in Klagenfurt und mache derzeit gerade das Klagenfurter Genderzertifikat. Denn ich bin der Meinung, man kann nur kritisieren, was man auch genau kennt.

derschonwieder: Was genau verstehen sie unter "linken, weiblichen Kalaschnikovs"?

Oskar Polak: Die Formulierung stammt von HC Strache, der damit die rote und grüne Spitzenkandidatin gemeint hat. Auch ich bin der Meinung, eine etwas sachlichere und weniger aufgeregte Diskussion hätte die Einschaltquoten bei ATV erhöht.

Justin Credible: Wie stehen Sie zur Sensibilisierung der Bevölkerung gegenüber rechtsextremem Gedankengut?

Oskar Polak: Wir vom RFS lehnen jede extremistische Richtung ab. Daher ist es auch wichtig, über den Nationalsozialismus zu informieren. Jedoch sollte man nicht jede Aussage mit einer Art Nazikeule erschlagen. Das hat sich weder Alice Schwarzer noch der Rektor der Klagenfurter Universität verdient. Zwei Zitate von denen wurden mir schon als Rassismus ausgelegt. Wenn es so weiter geht, wird die Bevölkerung irgendwann abgestumpft sein und echte Faschisten nicht mehr erkennen. Wir müssen mit unserer Vergangenheit behutsam umgehen.

el xorxe: sehen sie die öh wahlen als sprungbrett in die bundespolitik?

Oskar Polak: Nein.

Mag.iur.: Welchen Standpunkt vertritt der RFS in Bezug auf Stipendien? Wie soll die Verteilung zukünftig aussehen (zB in Bezug auf Selbsterhalter, Studenten mit Kind,..)?

Oskar Polak: Wir wollen so wie fast alle Fraktionen die Stipendien ausweiten. Uns unterscheidet aber, dass wir auch einen Plan haben wie wir das erreichen können. Wir wollen ähnlich den anderen Gewerkschaften mit der Politik zusammenarbeiten. Gerade Studenten mit Kind muss besonders geholfen werden, da diese meist ihr Studium abbrechen müssen.

Sebastian Wisiak: Was halten Sie von der Internetseite alpen-donau.info?

Oskar Polak: Ich halte die Internetseite schlicht und ergreifend für dumm. Mir ist es unverständlich warum die Staatsanwaltschaft die Hintermänner bis jetzt nicht ausfindig machen konnte.

Lumumba: Ihre Fraktion verurteilt die unibrennt-Bewegung. Was wäre Ihrer Meinung nach ein geeigneter Weg von Seiten der Studenten her auf die präkere Lage an den Unis aufmerksam zu machen?

Oskar Polak: Wir verurteilen die unibrennt-Bewegung wegen ihrer Forderungen. Es waren Forderungen dabei, auf die die Politik unmöglich hätte eingehen können. Wir Studenten müssen es schaffen, die Bevölkerung auf unsere Seite zu ziehen. Dafür müssen wir als erstes das Bild der Studenten wieder verbessern. Es muss uns auch klar sein, dass wir nicht die Müllabfuhr sind, bei der die Bevölkerung nach 2 Wochen Streik in Aufruhr ist. Wenn wir streiken, bemerkt es die Bevölkerung erst in 20 Jahren. Daher müssen wir aufhören uns selbst zu behindern.

Pete_Seeger: Mit welchen Fraktionen würdest du koalieren?

Oskar Polak: Wir schließen keine demokratische Fraktion aus.

dahaim: Herr Polak, was halten Sie von der Forderung der GRAS nach einer Grundsicherung für Student/innen?

Oskar Polak: Ich halte die Forderung für völlig unrealistisch. Es würde auch dazu führen, dass noch mehr Studenten sich am Semesteranfang für Kurse anmelden, die man ab der 3. Stunde meist nicht mehr sieht. Wir müssen dafür sorgen, dass die die leistungsbereit sind die besten Studienbedingungen vorfinden. Es muss sich für diese auch finanziell ohne Nebenjob ausgehen.

österreicher ist, wer es trotzdem ist: Herr Polak, worin sehen Sie den Grund für den Niedergang des RFS, der noch in den 70er-Jahren eine bedeutende Kraft und praktisch alleinherrschend an manchen Unis (z.B. TU Graz) war. Warum sind Sie (im Gegensatz zur schwarzen AG) heute nur mehr eine

Oskar Polak: Wir sehen das Problem in der geringen Wahlbeteiligung. Die Studenten können sich mit dieser ÖH nicht identifizieren und wollen sie meist durch ihre Stimme nicht legitimisieren. Es ist unsere Aufgabe, diesen Studenten eine Alternative aufzuzeigen.

pep.: In Klagenfurt hat der RFS 2009 kein Mandat erreicht, vielmehr ist dies der konkurrierenden BZÖ-Gründung "GO - Generation Orange" gelungen. Warum sollte der RFS diesmal ein Mandat an der Uni Klagenfurt schaffen, wenn ihm das seit zumindest 15 Jahren

Oskar Polak: Wir sind in Klagenfurt mit der GO fusioniert. Wir haben die gleichen Köpfe und auch den gleichen guten Zuspruch von den Studierenden.

Lumumba: Ihnen 'stinken die Linken' - wer sind für Sie die Linken und warum stinken Sie ihnen?

Oskar Polak: Dies ist natürlich auch überspitzt und verkürzt formuliert. Ich habe keine Freude mit undemokratischen Kräften die sich hinter den Schlagworten Antifa oder Mayday2000 verstecken. Ich lade aber jeden zu einem guten politischen Gespräch ein, indem er seine Vorurteile abbauen kann. Wir müssen endlich aufhören die Demokratie mit Gewalt auszuhöhlen.

Julian Casablancas: wie verstehen sich die spitzenkandidaten untereinander? gibt es da feindseligkeiten oder läuft das ganze freundschaftlich ab?

Oskar Polak: Wir verstehen uns besser als es im Fernsehen rüberkommt, jedoch weigern sich die Vertreter der GRAS mir zu erklären, warum Alice Schwarzer rassistisch sein soll. Wenn hier jemand mitliest der grünen Mandatare kennt, würde ich mich sehr über ein E-Mail oder ein Gespräch freuen. Wir können dies auch gerne 1:1 auf Youtube stellen.

Wolferlll: Wie stehen sie dazu, dass theologische Fakultäten an der Universität beheimatet sind. Und was halten sie von einem Studium der islamischen Theologie an Universitäten?

Oskar Polak: Wissenschaftstheoretisch stehe ich mehr auf der deduktiven Seite. Solange alle Studien sich zumindest teilweise mit dem wissenschaftlichen Prinzip beschäftigen, haben auch sie eine Berechtigung auf unseren Universitäten.

kredo: was brachte sie dazu, fuer den rfs aktiv zu werden?

Oskar Polak: Weil mich die Missstände der ÖH selbst betroffen haben. Ich wollte auf der Klagenfurter Universität neue Fahrradständer, die dringend benötigt werden, aufstellen. Jedoch wurden mit den Stimmen von rot und grün die 3000 Euro nicht bewilligt, während Demonstrationen, bei denen Gewalt an der Tagesordnung steht, mit 100 000 Euro unterstützt wurden.

pep.: In der ATV-Diskussion haben Sie am Schluß den "Ortstafelkompromiß" erwähnt. Vor der Uni Klagenfurt/Univerza v Celovcu steht bekanntlich eine zweisprachige Tafel. Wie stehen Sie dazu?

Oskar Polak: Ich finde diese Ortstafel eine gute Sache, da sie zu vielen politischen Diskussionen angeregt hat. Schöne Grüße an den Verein slowenischer Studenten Klagenfurt, die übrigens ein hervorragendes Bier haben.

Lumumba: Herr Polak - wie finanzieren Sie Ihr Studium? Sind Sie selbsternannter 'Leistungsträger' und arbeiten für jeden Cent in Ihrer Tasche oder kommt da auch was von zuhause dazu?

Oskar Polak: Da ich im Familienbetrieb arbeite, ist dies schwer zu trennen. Aber ich bin stolz darauf, mein Geld selbst zu verdienen und nebenbei zu studieren.

Pete_Seeger: Würden sie gerne mal in HC StraCHE's Fussstapfen tretten?

Oskar Polak: Nein, wie schon viele Frauen bemerkten, bin ich nicht annähernd so hübsch ;-)

Mag.iur.: Nennen sie mir bitte 3 wesentliche Gründe, die für Sie sprechen und von den Anderen unterscheiden, warum ich, als unentschlossener Stimmberechtigter, gerade Sie wählen soll.

Oskar Polak: 1. Wir wollen die ÖH wirklich reformieren und nicht nur den Stillstand verwalten. 2. Wir wollen keine Gesellschaftspolitik innerhalb der ÖH. 3. Wir stehen zu unseren Förderern und haben es nicht notwendig in Wahlzeiten unsere Wurzeln zu verleugnen.

ModeratorIn: Wir danken für den Besuch im Chat. Leider konnten wir nicht alle Fragen stellen. Morgen um 12 geht es weiter mit GRAS-Spitzenkandidatin Maria Clar.

Oskar Polak: Danke recht herzlich für die interessanten Fragen. Wenn noch Fragen offen sind, haben wir einen Youtube-Kanal, bei dem wir alle Fragen gerne beantworten. www.youtube.com/user/2011rfs