Wien - Ein Löwe verteidigt seinen Platz auf einer Enzo-Liege gegen eine Hyäne, ein Elefant transportiert ein Schiele-Porträt mit seinem Rüssel und ein Affe betätigt sich als DJ. Es sind fröhliche, bunte und überraschende Sujets, mit denen das Programm zur Feier des ersten Dezenniums des Wiener Museumsquartiers beworben wird. "Die Kulturoase feiert" lautet das Motto der über 200 Programmpunkte, die heute, Donnerstag, auf einer Pressekonferenz vorgestellt wurden.

Der offizielle Geburtstag ist der 30. Juni, doch der überaus reiche Veranstaltungsreigen, der zur Hälfte von den auf dem Areal ansässigen Institutionen selbst bestritten wird, beginnt bereits heute - und reicht bis in den Herbst, wenn auch das MUMOK und das Leopold Museum, die im September 2001 eröffnet wurden, ihre eigenen Festtage haben.

Bereits heute wird ein 16 Meter hohes Gebäude am Vorplatz des Areals seiner Bestimmung übergeben. Es handelt sich zwar nicht um den umstrittenen Leseturm und ist auch nur temporär aufgestellt, doch wird das von der Griffner Haus AG nach einem Entwurf der Architekten "heri&salli" aus Holz errichtete "Flederhaus" bis zum Abschluss der Feier-Monate nicht nur als optisches Signal, sondern auch als Ruhezone dienen: Zum Abhängen laden auf vier Stockwerken insgesamt 32 Hängematten ein.

Viel Ruhezeit werden die Museumsquartier-Besucher, von denen jährlich rund 3,6 Millionen gezählt werden, in den kommenden Wochen allerdings nicht haben. Über 130 Seiten umfasst das druckfrische Programmbuch. Zu den Höhepunkten der ersten Wochen zählen auch die Open Air-Schau "Fiese Bilder: Meisterwerke des schwarzen Humors", die Ausstellung "PlayFace InterCult" zum Thema Digitale Kultur und eine von Edelbert Köb kuratierte Präsentation von großen, aufblasbaren Skulpturen aus Kunststoff, die nach Entwürfen österreichischer Künstler hergestellt und im Rahmen von Linz09 erstmals gezeigt wurden.

Am 5. Mai lädt die Konservatorium Wien Privatuniversität zum abwechslungsreichen "Kons Goes Public"-Programm, tags darauf gibt es mit "Europa im MQ" einen Thementag speziell für Kinder und Jugendliche sowie am Abend Konzerte und eine "Willkommen Europa" Satire-Show mit Stermann & Grissemann. Am 25. Mai lädt Hubert Lepka mit seiner Gruppe Lawine Torrèn zur "Sofamaschine"-Performance: "Er spielt mit der Bedeutung des Areals als Wohnzimmer der Stadt und versucht die heutige Nutzung mit der historischen Nutzung in Verbindung zu setzen", erklärte Sandra Noeth vom Tanzquartier Wien. Erwartet wird eine Choreographie von 180 Mitwirkenden, Enzos und Gabelstaplern.

Ab Juni soll der Haupthof des Areal im Rahmen von "Andres Bosshard Klanghimmel MQ" mit Klangobjekten überspannt sein, etwas lauter dürfte es am 18. Juni bei einem Auftritt des über 60-köpfigen "Wiener Beschwerdechors" werden, den die Kunsthalle Wien eingeladen hat. Für das Konzert werden ab sofort auf www.wienerbeschwerdechor.at Beschwerden gesammelt, die dann vertont und "aktionistisch aufgeführt" werden. "Das wird eine große und lustige Sache", versprach Kunsthallen-Chef Gerald Matt, der mit seinem Geburtstagsgeschenk auch an die Reibungen der Anfänge erinnert. "Reibungen sind gut. In der Kunst und auch zwischen den Institutionen. Daraus ist ja auch etwas Gutes entstanden."

Die Literaturreihe "O-Töne" wird heuer um eine europäische Schiene erweitert und als Double-Feature geführt, zur Vor-Eröffnung am 20. Juni wird Peter Esterhazy erwartet. Der Geburtstag am 30. Juni wird mit einem großen Open-Air samt Konzerten u.a. von DVA, Miloopa und Miss Platnum sowie audiovisuellen Fassaden-Bespielungen gefeiert. Die Wiedereröffnung des für einen Umbau geschlossenen MUMOK wird Anfang September mit der Schau "Museum der Wünsche" gefeiert, im Leopold Museum folgt auf einen Festakt am 21. September die Eröffnung der Ausstellung "Egon Schiele. Melancholie und Provokation". (APA)