Weniger als 15 Prozent der Wikipedia-Autoren sind Frauen - das soll sich in den kommenden Jahren ändern.

Foto: Standard/Cremer

Zum zehnjährigen Jubiläum kann Wikipedia auf stattliche Ergebnisse blicken: auf Englisch gibt es mittlerweile über 3,5 Millionen Artikel, zusätzlich stehen Artikel in über 250 Sprachen zur Verfügung. Eine Zahl macht den Betreibern jedoch Kopfzerbrechen: von den Hundertausenden Autoren und Editoren, die an der freien Online-Enzyklopädie arbeiten, sind Frauen in der Minderheit, berichtet die New York Times.

Anteil soll gesteigert werden

Eine vor etwa einem Jahr von der United Nations Universität und der Uni Maastricht durchgeführte Studie habe gezeigt, dass lediglich 13 Prozent der Wikipedia-Autoren Frauen seien. Sue Gardner, Geschäftsführerin der Wikimedia Foundation, will bis 2015 einen Frauenanteil von 25 Prozent erreichen. Ihr gehe es nicht darum, "Diversität um der Diversität Willen" zu schaffen. Sie wolle nur sicherstellen, dass Wikipedia so gut wie möglich ist. Die Autoren der Seite würden alle ihren Beitrag dazu leisten. Wenn jemand hier jedoch nicht vertreten ist, könne er auch nichts dazu beitragen. Und so seien Artikel zu Themen, die als typische Frauenthemen gelten, auch unterrepräsentiert und kurz - das reiche von feministischer Literatur bis zu Schuhdesignern.

Frauen weniger selbstbewusst

Über die Gründe, wieso so wenige Frauen Anreize sehen, eigene Texte auf Wikipedia zu veröffentlichen, kann nur spekuliert werden. Immerhin kann jeder mitmachen. Es gibt kein Männer-dominiertes Führungsteam, das Frauen benachteiligen könnte. Einige Beobachter meinen, dass Wikipedia - obwohl ein offenes Schreib-Projekt - den Traditionen der Computer-Welt unterworfen ist, die männlich dominiert ist. Andere meinen, dass die prinzipielle Offenheit des Projekts auch für frauenfeindliche Personen gelte. Dass hier das Problem liegen könnte, glaubt Joseph Reagle, Autor von "Good Faith Collaboration: The Culture of Wikipedia." Jane Margolis von der Universität von Kalifornien in Los Angeles ist der Meinung, dass viele Frauen zu wenig selbstbewusst seien, um ihre Meinung in der Öffentlichkeit zu vertreten. Viele Frauen würden in traditionell Männer-dominierten Umfeldern ihre Kompetenzen anzweifeln.

Subtile Anreize bieten

Sue Gardner will den Frauenanteil mit subtilen Methoden steigern, indem beispielsweise stärker betont wird, dass alle Newcomer bei Wikipedia willkommen sind. Auf spezielle Angebote für Frauen wolle sie verzichten, das könnte zu Streitigkeiten führen. Man müsse mit dem Thema sehr sensibel umgehen, um niemanden vor den Kopf zu stoßen. (red)

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