Kaum war die Hysterie wegen gestiegener Lebensmittelpreise mit dem Konjunktureinbruch vor drei Jahren verklungen, wurde auch die Bewältigung der zugrunde liegenden Probleme ad acta gelegt. Das rächt sich jetzt. Ein ganzes Bündel an Ursachen ließ die Preise nach oben schießen. Revolten wie in den letzten Wochen im Maghreb waren nicht zuletzt Ausfluss der Teuerung.

In 20 Jahren muss die Nahrungsmittelproduktion um 40 Prozent steigen - ein Ziel, das sofortiges Handeln erfordert. Dass manche Politiker nun gegen die Spekulation mit Rohstoffen zu Felde ziehen, gibt nicht gerade Hoffnung. Nicolas Sarkozy konnte zwar die EU-Kommission einschüchtern - die, wie zuvor schon andere Experten, zu dem Schluss kam, dass Hedgefonds und andere vermeintliche Übeltäter kaum eine Rolle bei der Preisgestaltung spielen. Doch ändern wird sich an der Situation nur etwas, wenn sich die Industriestaaten selbst an der Nase nehmen. Sie verhindern nämlich mit subventionierten Exporten den Aufbau eigener Agrarproduktionen in den Entwicklungsländern. Und sie sind es, die mit absurden Biospritförderungen den Preis für Getreide zusätzlich anheizen.

Notwendig sind angesichts der steigenden Bevölkerungszahl und des wachsenden Fleischkonsums in Schwellenländern noch viel mehr Maßnahmen. Dazu zählen die Reduktion des Energieverbrauchs, die Öffnung der Märkte und der Ausbau der Gentechnik. Gewarnt wurde genug. (DER STANDARD, Print-Ausgabe, 29./30.1.2011)