Bild nicht mehr verfügbar.

Das neue Teil.

Foto: REUTERS/Kyodo

Peking - Der neue Tarnkappen-Kampfjet Chinas hat Berichten zufolge während des Besuchs von US-Verteidigungsminister Robert Gates in China seinen Jungfernflug absolviert. Staatliche Medien veröffentlichten am Dienstag Fotos, die den J-20-Flieger über der südwestlichen Provinz Sichuan zeigen. Die englischsprachige Zeitung "Global Times" und die amtliche Nachrichtenagentur Xinhua berichteten unter Berufung auf Zeugen, der moderne Jet sei nach rund 15 Minuten in der Luft wieder sicher gelandet. Der Prototyp des J-20 war japanischen Berichten zufolge erst kürzlich fertiggestellt worden. Der Kampfjet ist nach Ansicht von Experten aber erst in mehreren Jahren einsatzbereit.

Einem ranghohen US-Vertreter zufolge absolvierte die chinesische Armee den ersten Testflug, offenbar ohne Präsident Hu Jintao darüber zu informieren. Hu ist als Chef der mächtigen Militärkommission auch der Oberkommandierende der Streitkräfte. Der US-Vertreter, der namentlich nicht genannt werden wollte, sagte, dass bei dem Treffen zwischen Gates und Hu am Dienstag "keiner der Zivilisten im Raum" über den ersten Flug informiert gewesen sei.

Militärische Beziehungen auf Eis

Gates hält sich seit Sonntag zu Gesprächen in Peking auf, um eine Wiederaufnahme des Militärdialogs beider Länder zu erreichen. China hatte die militärischen Beziehungen zu den USA aus Protest gegen ein US-Rüstungsgeschäft mit Taiwan, das Peking als abtrünnige Provinz betrachtet, vor einem Jahr auf Eis gelegt. Beide Seiten sprachen sich am Montag für eine Wiederaufnahme aus.

Gates sagte vor Journalisten, er habe Hu während der Unterredung zum Jungfernflug des Jets befragt. "Er sagte, dass dieser Testflug in keinem Zusammenhang mit meinem Besuch steht", führte der US-Verteidigungsminister aus. Gates ergänzte, er sei dennoch "beunruhigt" über den ersten Flug des Jets, und hob die Bedeutung des Dialogs zwischen Washington und Peking hervor. Das Projekt hat selbst den amerikanischen Geheimdienst überrascht, wie Gates vor Beginn seines Besuches in Peking eingeräumt hatte.

Der J-20 gilt als chinesische Antwort auf den F-22-Stealth-Jet der US-Armee. Die USA verfügen derzeit als einziges Land weltweit über ein funktionstüchtiges Tarnkappenflugzeug.

Rund eine Viertelstunde lang sei der Prototyp über ein Flugfeld in der Stadt Chengdu im Südwesten des Landes geflogen, berichtete der Chefredakteur des Magazins "Kanwa Asian Defense", Andrei Chang. Bereits vergangene Woche seien dort mit dem J-20, der unsichtbar für gegnerisches Radar sein soll, einige Tests auf der Landebahn durchgeführt worden. Ein J-10 genannter Tarnkappenjet folgte dem J-20 auf dem Jungfernflug.

Da die chinesische Regierung keinen Versuch unternahm, die Veröffentlichungen zu unterbinden oder einen Zeitpunkt nach Gates' Abreise dafür zu wählen, scheint Peking sich - wie von den Amerikanern und anderen wiederholt gefordert - transparenter über die Modernisierung militärischer Ausrüstung geben zu wollen. Zugleich zeigt der Einstieg in die Testflugphase des J-20, dass Chinas Fortschritte bei der Entwicklung von neuer Technologie rascher als erwartet sind. Zwar sind die Möglichkeiten des J-20 nicht detailliert bekannt. Analysten zufolge wurden jedoch zwei Prototypen entwickelt, von denen einer mit einem russischen, der andere mit einem chinesischen Triebwerk ausgestattet sein soll. Chang sagte, der J-20 am Dienstag sei der Prototyp mit chinesischem Triebwerk gewesen. "Sie investieren eine Menge, um raschere Fortschritte zu erzielen", sagte er. Den Testflug könne man wohl als Erfolg bezeichnen.

Auf Fragen nach dem Tarnkappen-Jet sagte der Sprecher des Außenministeriums, Hong Lei, vor Journalisten in Peking lediglich, China verfolge eine defensive Verteidigungspolitik. Mit der Entwicklung von Wissenschaft und Technik modernisierten alle Länder ihre militärische Ausrüstung. "Das ist nur normal." (APA/dapd)