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Der Name "Schweinegrippe" ist irreführend, denn bisher ist kein Schwein daran erkrankt.

Foto: APA/Tim Riediger

Chicago - Menschen, die nach einer Schweinegrippe gesunden, dürften über eine außerordentliche natürliche Fähigkeit zur Abwehr von Grippeviren verfügen. Forscher der University of Chicago  haben nachgewiesen, dass sich Antikörper bilden, die viele andere Stämme von Grippeviren abtöten können.

Diese Fähigkeit soll nun dazu genutzt werden, einen universellen Grippeimpfstoff zu entwickeln, der gegen alle Formen der Krankheit eingesetzt werden kann. Damit könnten eines Tages all jene Impfstoffe ersetzt werden, die derzeit nach bestem Wissen verabreicht werden. Details der Untersuchungen wurden im Journal of Experimental Medicine veröffentlicht.

Heiliger Gral für Grippeforscher

Ein derartiger Impfstoff gilt als der Heilige Gral für Grippeforscher. Viele verschiedene Prototypen werden bereits getestet, um dem jährlichen Wettlauf um den richtigen Impfstoff ein Ende zu setzen und nicht immer wieder neue Impfstoffe auf den Markt bringen zu müssen. Das US-Forscherteam um Patrick Wilson erklärte, dass das H1N1 Virus mit dem sich vergangenes Jahr rund 60 Mio. Menschen infiziert haben, für die Wissenschaftler eine einmalige Gelegenheit war.

"Es zeigt, wie ein einzelner Impfstoff geschaffen werden kann, der über das Potenzial verfügt, gegen alle Arten von Grippe zu immunisieren." Es habe die Wissenschaftler sehr überrascht, dass ein so anders gearteter Virenstamm, der sich von den meisten verbreiteten sehr unterscheidet, die Entwicklung eines derartig breit einsetzbaren Impfstoffes zu ermöglichen scheint.

Bekämpfung aller Grippeviren

Bei den neun Teilnehmern der Studie zeigte sich, dass die Infektion die Produktion einer großen Bandbreite von Antikörpern ausgelöst hatte. In dieser Form findet das nach einer normalen Grippe oder auch nach einer Grippeimpfung nur sehr selten statt. Fünf der von den Wissenschaftlern isolierten Antikörper könnten zur Bekämpfung aller jahreszeitlich bedingten Stämme von H1N1 Grippeviren eingesetzt werden, die im letzten Jahrzehnt aufgetreten sind. Dazu gehört die Spanische Grippe, an der nach 1918 bis zu 50 Mio. Menschen gestorben sind genauso wie ein potenziell tödlicher Stamm H5N1, besser bekannt als Vogelgrippe.

Die Wissenschaftler gehen davon aus, dass diese äußerst wirksamen Antikörper entstanden sind, als der Körper lernte, die neue Schweinegrippe-Infektion mit Hilfe der Erfahrungen aus der Abwehr anderer Grippe-Viren zu bekämpfen. In einem nächsten Schritt soll die Immunreaktion von Menschen untersucht werden, die im vergangenen Jahr zwar gegen Schweinegrippe geimpft wurden, aber nicht erkrankten. Damit soll festgestellt werden, ob sie über die gleiche außerordentliche Immunität verfügen. (pte)