Ein erstes Rendering des Projekts "Aspern IQ"...

Rendering: ATP Architekten

... sowie dessen spätere Lage innerhalb der Seestadt. Lila eingezeichnet ist die geplante Führung der U2.

Mit der "ENERGYbase" in Wien-Floridsdorf hat die Wirtschaftsagentur Wien schon vor zwei Jahren (damals noch unter dem Namen WWFF) ein wegweisendes Immobilienprojekt umgesetzt. Die innovative Büroimmobilie weist mit einem Heizwärmebedarf von 11 kWh/m²/Jahr Passivhaus-Standard auf und wurde bereits mehrfach ausgezeichnet, im Vorjahr etwa mit dem 1. Österreichischen GreenBuilding Award.

Nun plant die Wirtschaftsagentur ein solches "Leuchtturmprojekt" auch in der künftigen "Seestadt Aspern" - und will gleichzeitig wieder einen Schritt weiter gehen. "Aspern IQ" ist der Projektname für ein 6.600 Quadratmeter großes Technologiezentrum nahe der künftigen Endstation der U2. Und dieses Gebäude soll eine Energie-Performance erreichen, die es erlaubt, mehr Energie am Gebäude zu produzieren, als für die Raumkonditionierung über das Jahr gesehen benötigt wird - ein so genanntes "Plus-Energie-Haus".

Photovoltaik und Windräder

Geht es nach Wirtschaftsagentur-Geschäftsführer Gerhard Hirczi, soll das Technologiezentrum einen "ersten wesentlichen Impuls" für die Entwicklung der Seestadt setzen und als Magnet für "technologieaffine" Unternehmen, auch Start-Ups, aus dem Bereich Umwelttechnik dienen. Die Wirtschaftsagentur könne dabei aus den Erfahrungen mit dem Biotech-Cluster St. Marx schöpfen. Generell soll das Pilotprojekt aber auch den hohen qualitativen Ansprüchen, die an den gesamten neuen Stadtteil gerichtet werden, als Wegweiser bzw. "Leuchtturm" dienen.

Der Großteil der Nutzfläche wird auf Büros entfallen, das Objekt wird laut Fritz Kittel, Immobilien-Leiter der Wirtschaftsagentur, aber auch Räumlichkeiten für angewandte Forschung beherbergen. Geplant wurde das Objekt "integral", das heißt, es fand ein ständiger Austausch zwischen Architekten, Statiker, Gebäudetechniker und dem Facility Management statt. Die Plus-Energie-Performance soll ein Mix an zahlreichen Einzelmaßnahmen sicherstellen: Eine thermisch optimierte Gebäudehülle samt vorgesetzter "Add-on-Fassade", die unterschiedliche Funktionen wie Energieproduktion, Verschattung oder auch Fassadenbegrünung erfüllt. Eine kontrollierte mechanische Belüftung, die sowohl die Außentemperatur als auch die Qualität der Innenraumluft berücksichtigt, soll ein behagliches Arbeitsklima gewährleisten. Zur Raumkonditionierung ist nicht zuletzt auch die Nutzung der Abwärme aus Serverräumen geplant.

Windräder fraglich

Mit all diesen Maßnahmen soll ein spezifischer Heizwärmebedarf von 8 kWh pro Quadratmeter und Jahr erreicht werden; der Gesamt-Primärenergiebedarf für die Raumkonditionierung wird laut Plan bei 45 kWh/m²/Jahr liegen. Auch insgesamt 1000 Quadratmeter an Photovoltaik-Paneelen sowie eine Windkraftanlage sind Teil des Konzepts, auf diese Weie könnten rund 140.000 kWh Strom pro Jahr am Haus erzeugt werden, rechnen die Planer vor.

Ob die Windräder tatsächlich kommen, steht allerdings in den Sternen. Vieles sei punkto Windkraft auf Gebäuden noch unerforscht, erklärt Kittel. Einflüsse wie der störende "Stroboskopeffekt" der Propellerflügel müssten etwa in jedem Fall vermieden werden. Bei den Projektbetreibern sorgt dies aber nicht für Bauchweh, weil der Plus-Energie-Status laut Planer Horst Reiner (ATP Architekten) auch ohne die Windkraftanlage erreicht werden könne.

Kosten von 15 Millionen Euro veranschlagt

Geplant ist die Umsetzung des Gesamtprojektes (Bebauung des gesamten Baufeldes C4) in drei bis vier Baustufen. Die Kosten werden mit 15 Millionen Euro veranschlagt, wobei das Projekt aus Mitteln des Europäischen Fonds für regionale Entwicklung (mit ca. 2,5 Mio.) sowie aus dem Innovationsförderprogramm "Haus der Zukunft Plus" des Infrastrukturministeriums (mit ca. 600.000 Euro) kofinanziert wird. Die Baubewilligung wird in Kürze erwartet, Baubeginn soll Mitte 2011 sein. Gerechnet wird mit einer Bauzeit von 14 Monaten. Die Mieten sollen sich später zwischen 13 und 15 Euro pro Quadratmeter bewegen, inklusive der Haus-Betriebskosten sowie Heizung bzw. Kühlung.  (Martin Putschögl, derStandard.at, 17.12.2010)