Eine Unterstützung von Julian Assang. Vor dem Gericht in London

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Der inhaftierte Wikileaks-Chef Julian Assange kann doch auf Kaution freikommen: Ein britisches Gericht lehnte am Donnerstag eine Beschwerde der schwedischen Behörden gegen diese Entscheidung ab. Allerdings muss Assanges Anwalt Mark Stephens zuerst noch die 200.000 Pfund (234.494 Euro) Kaution in bar aufbringen. Dieser hatte bereits vor Beginn der Anhörung am Donnerstag gesagt, das Geld liege "bei den Banken bereit".

Jubel

Unter den Unterstützern von Assange vor dem Gerichtsgebäude im Zentrum Londons brach unmittelbar nach dem Bekanntwerden der Entscheidung Jubel aus.

Der 39 Jahre alte Australier saß wegen des Vorwurfs des sexuellen Missbrauchs zweier Frauen auf Grundlage eines EU-weiten Haftbefehls aus Schweden seit mehr als einer Woche in Untersuchungshaft. Die schwedischen Behörden wollen die Auslieferung Assanges erreichen, um ihn zu befragen. Der Gründer der Internet-Enthüllungsplattform wurde beschuldigt ungeschützten Geschlechtsverkehr mit den zwei Frauen gehabt zu haben. Laut Medienberichten habe eine von ihnen auf einem Kondom bestanden, die andere habe während des Akts geschlafen. Eine Anklage gibt es nicht. Assange hat die Vorwürfe stets von sich gewiesen und als politisch motiviert bezeichnet.

283.000 Euro

Die Freilassung Assanges ist mit zahlreichen Auflagen verbunden. Außer den 200.000 Pfund verlangt das Gericht 40.000 Pfund als Sicherheitsleistung, die im Falle eines Verschwindens Assanges gezahlt werden müssten. Somit sind umgerechnet etwa 283.000 Euro fällig, damit er freigelassen wird. Außerdem muss er sich auf dem Landsitz Ellingham Hall in der ostenglischen Grafschaft Suffolk aufhalten, elektronische Fußfessel tragen und sich täglich bei der Polizei melden.

Anhänger befürchten bei einer Überstellung an Schweden eine spätere Auslieferung des Australiers an die USA. Ob Assange an Schweden ausgeliefert wird, dürfte von der britischen Justiz erst in einigen Wochen oder gar Monaten entschieden werden.

Zorn

Assange hat den Zorn der US-Regierung auf sich gezogen, weil von Wikileaks Geheimdokumente US-amerikanischer Diplomaten veröffentlicht werden. Die US-Staatsanwaltschaft prüft nach einem Zeitungsbericht, ob es direkte Verbindungen zwischen dem mutmaßlichen Wikileaks-Informanten Bradley Manning und Assange gab. Wie die "New York Times" berichtete, soll ermittelt werden, ob Assange den Gefreiten der US-Armee möglicherweise aktiv angestiftet habe, die Dokumente der US-Regierung an Wikileaks weiterzugeben. Sollte dies belegt werden können, sei eine Anklage gegen Assange wegen Verschwörung denkbar, meldete das Blatt weiter. (APA)

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