Traditionell beginnt der WebStandard seine jährliche Geschenkeparade für den etwas spezielleren Geschmack mit dem leicht verzweifelten Versuch einer Erklärung, was jenes gar seltsame Wesen namens "Geek" eigentlich sein soll. Ist diese Spezies in all ihrer Komplexität doch nicht so ohne weiteres zu fassen. Und da das Festlegen einer verpflichtenden 1337-teiligen Lese- und Filmeliste für die geneigten LeserInnen von der Chefredaktion (unverständlicherweise) als unpraktikabel abgeschmettert wurde, gibt es an dieser Stelle Jahr für Jahr das gar erbärmliche Scheitern des Autors zu bestaunen.

Durchbruch

Doch dann beim Recherchieren für die  Ausgabe war er endlich da: Der zündende Gedanke, der heilige Gral der Definitionskunst, ein Satz, der all das Erstrebte in simpler Eleganz zusammenfasst. Also: Bereit? [Trommelwirbel]: "Geeks [giːks], die. Personen, die sich aus für Außenstehende nicht näher verständlichen Gründen über die im folgenden präsentierten Geschenke freuen." Genial, oder? [Publikum wirft mit Tomaten und Eiern] Hmm, ist das ein Ja? [Publikum wirft mit Jar-Jar-Binks-Figuren]. Ok, ok - Na dann vielleicht nächstes Jahr. ;-)

Eingpackt

#billigumeinleitunghinweggeschummelthabend legen wir gleich los, und zwar zunächst mal mit den Rahmenbedingungen in ihrer physischen Form. Auch wenn es der gemeine Geek nicht immer für alle sichtbar praktiziert, weiß doch auch er: Verpackung ist das halbe Leben. Und da kommt das QRapping Paper gerade recht: Rundum mit QRCodes übersät, bietet es nicht nur den nötigen Geek-Chic, sondern auch die eine oder andere Überraschung. Verstecken sich hinter den einzelnen Codes doch insgesamt 50 unterschiedliche Videos, also Smartphone ausgepackt, eingescannt und staunen. Einen Bonus-Level gibt es für all jene, die ein solches Einpackpapier individuell zusammenstellen, also mit personalisierten Links zu Videos, Texten und anderen Webschnippseln versehen.

Foto: Hersteller

Wie jede anständige Subkultur zeichnet sich auch das Geektum durch einen eigenständigen popkulturellen Kanon aus. Eines der zentralen Werke der Achtziger Jahre nennt sich "Tron", war dies doch der erste Film, der zu weiten Teilen in einer virtuellen Welt spielte - und für damalige CGI-Verhältnisse einfach verdammt cool aussah. Über die - wie sollen man es formulieren - "dezenten" Handlungsdefizite sieht der nostalgisch verklärte Blick gemeinhin wohlwollend hinweg. (Bezeichnend übrigens auch, dass in Schauspieler-Hinsicht meist eher von Jeff "The Dude" Bridges als von Bruce "Agentin mit Herz" Boxleitner die Rede ist ;-) ).

Legacy

Jedenfalls: Wie aufmerksamen LeserInnen des WebStandard kaum entgangen sein kann, steht in Kürze mit Tron:Legacy der lang ersehnte Nachfolger ins Haus. In Österreich muss man sich auf das mit den grandiosen Orgeln von Daft-Punkt untermalte, zweifelsfrei auch sonst epochale Werk der Computerkunst zwar noch bis Ende Jänner gedulden [An dieser stelle generische Brandrede gegen die Filmindustrie einfügen], mit den richtigen Accessoires kann man sich aber zumindest schon mal thematisch einstimmen.

Maus

Da wäre zunächst mal die Tron-Maus von Razer, die mit entsprechenden Licht- und Soundeffekten die passende Stimmung schafft. So richtig cool wird es dann mit einem adäquaten Mauspad, wie auf Youtube im Endlos-Loop bestaunt werden kann. Der Spass ist zwar nicht ganz billig, um rund 100 US-Dollar gibt es dann aber immerhin eine Maus, die mit ihrem 5.600 dpi Laser-Sensor auch sonst nicht zu verachten ist.

Helm!!!

Ein Mashup der Sonderklasse haben sich die T-Shirt-DesignerInnen von TeeFury einfallen lassen: "Tron" UND "The Big Lebowski" auf einem Shirt - das ist eigentlich so ziemlich unschlagbar. Wer es richtig "Old School" mag, dem sei hingegen der Motorrad-Helm von Ruby ans Herz gelegt, der im Stile des Original-Tron gehalten ist. Der Helm soll allerdings ebenfalls erst im Jänner erscheinen, rechtzeitig zum französischen Start von Tron:Legacy, und das hat auch durchaus sein Gutes: Wer ein solches Designer-Stück von Ruby haben will, muss erfahrungsgemäß irgendwo zwischen 1.200 und 1.800 US-Dollar hinblättern.

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*Psst* - mal kurz im Vertrauen: Eigentlich waren Videospiele früher doch schon ein ganzes Eck cooler, oder? Die Sprites! Der Pling-Plong-Sound! Die "durchdachten" Storys! *schmacht* Ich mein - wenn sich Scott Pilgrim ein neues Leben schnappt, dann kommt das ja auch nicht hochauflösend daher sondern ist in einem kantigen Traum aus Pixel gehalten. Davon abgesehen: Retro ist in, war in und wird immer in sein, so einfach ist das.

Emulation

Wer alte Spielewelten neu erleben will, dem sei ein schier unwiderstehliches Angebot zur Befriedigung dieses Bedürfnisses vorgestellt: Der GP2X Caano MAME Console Emulator ist von Kopf bis Fuß auf Emulation eingestellt. Mit der Handheld-Konsole lassen sich alte Spielhallen-Games ebenso nacherleben wie jene von Amiga, C-64, NES, Gameboy und Co. Selbst Spiele für Colecovision oder Sinclair ZX-Spektrum kann man so unterwegs in vollen Zügen genießen.

Multiples

Ein besonderes Plus ist die Möglichkeit per WLAN gegen andere SpielerInnen anzutreten - natürlich nur wenn die jeweilige Emulationssoftware dies unterstützt. Diese ist übrigens bei bei dem rund 150-US-Dollar teuren GP2X Caano ebenso wenig mit dabei, wie einzelne Spiele. Hier setzt man auf die schier endlosen Weiten des Internets und die Fähigkeit der NutzerInnen das dort aufgespürte auf die SD-Karte zu bannen. Dafür hat das Gerät aber einen Touchscreen, sowie eine ARM9 533MHz CPU, bei der man zielgruppengerecht gleich angibt, dass sie auf 800 MHz übertaktet werden kann. Außerdem werden Flash-Spiele und diverse Video-Formate unterstützt - aber vor allem: Die Handheld-Konsole basiert auf Linux.

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Seife! Ein Geschenk, das wie kaum ein Anderes die Ratlosigkeit des Schenkenden zum Ausdruck bringt. Im weihnachtlichen Sex-Appeal irgendwo zwischen Socken und Unterhosen angesiedelt, kann es mit dem richtigen Dreh doch noch zu etwas Besonderem werden.

Strahlendes

Denn was sagt lauter "Ich respektiere deine Affinität zum Periodensystem" als eine Seife mit der auch Marie Curie ganz in ihrem Element gewesen wäre, also: Uran. Das nächtliche Leuchten trägt zur Authentizität entscheiden bei, glücklicherweise hat man bei diesem Bestreben vor dem Thema Radioaktivität halt gemacht.

Zusammengeschweißt

Ein echter "Hingucker" ist die Han Solo Carbonite Soap aus dem Online-Store von Jabba the Hutt. Zugegeben der letzte Teil war erfunden, aber nichts desto trotz ein feines Geschenk, das mit der Hoffnung Han Solo irgendwann aus seiner misslichen Lage befreien zu können die Regelmäßigkeit des Händewaschens befördert. Das mag zwar eine etwas irrationale Hoffnung sein - aber solange sie ihren Effekt nicht verfehlt, wer fragt da schon nach...

Disclaimer

Bevor wir zu anderen Geschenkewelten voranschreiten, noch ein wichtiger Hinweis, ganz ohne realen Anlass: Seife NIE, NIE, NIE mit irgendwelchen schnippischen Bemerkungen über Körperhygiene verschenken. Ehrlich. Wirklich.

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In kaum einem anderen Land ist die Do-it-yourself-Kultur so tief verankert, wie in Japan. Was es im legendären Akihabara-Distrikt von Tokio alles an Einzelteilen, Hacker-Tools und Vintage-Hardware gibt, davon wagt man in anderen Ländern nicht einmal zu träumen. Schon allein die vom "Tokyo HackerSpace" zusammengestellte Video-Tour durch Akihabara lässt entsprechend geneigte ZuseherInnen verträumt zurück.

Basteln

Da darf es nicht verwundern, dass aus Japan einige der - in jeder Hinsicht - außergewöhnlichsten Bastelsätze stammen. Definitiv in diese Kategorie gehören die "Mechanical Animals" von Gakken. Um einen Preis zwischen 70 und 90 US-Dollar gibt es diese in Form eines Tausendfüsslers, einer Krabbe und einer Raupe.

Bau genau

Die Bastelzeit gibt man mit rund 2 Stunden an, hat man alles richtig gemacht, gibt es dann einen kleinen, leicht gruseligen Roboter, wie durch diverse Online-Videos dokumentiert ist. Ganz so furchterregend wie das oben stehende Bild sind die Tierchen glücklicherweise nicht, hier hat sich lediglich das Make Magazin einen kleinen Halloween-Scherz erlaubt.

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Wenn wir schon bei seltsamen Kreaturen sind: Etwas spinnenhaft muten auf den ersten Blick auch die Produkte von Joby an, in ihrer Funktionalität sind sie aber schlicht genial. Für die Zielgruppe von besonderem Interesse ist die "Gorillatorch", eine Lampe von der selbst Spiderman bislang nur zu Träumen wagte.

Anhänglich

Die magnetischen Füße eignen sich bestens, um an Metallrahmen den nötigen Halt zu bieten, bei dem Magnetismus weniger zugeneigten Materialien können die äußerst flexiblen Beine noch immer zum festklammern genutzt werden. Mit einer solch zuverlässigen Extra-Beleuchtung ausgestattet, macht der Platten-Tausch im Server-Rack gleich noch mal so viel Spass. Headcrash - here I come!

Ich gehe mit meiner Laterne...

Die Lampe der besonderen Art gibt es in mehreren Ausführungen mit einer Lichtstärke von bis zu 130 Lumen, die Preise liegen je nach Modell zwischen 30 und 60 Euro. Als besonders verhaltensauffällig erweist sich dabei die "Gorillatorch Switchback", in ihrer Kernfunktion eine Kopflampe lässt sie sich auch in eine Laterne verwandeln. na wer da nicht gleich ein fröhliches Liedchen anstimmt....

Auch sonst lohnt sich übrigens ein Blick auf die Angebote von Joby, bekannt sind ja bislang vor allem die Gorillapod-Befestigung für Fotokameras, wer will kann aber auch dem eigenen Smartphone neue Haltung beibringen.

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Flugdrohnen werden in der öffentlichen Wahrnehmung gemeinhin vor allem dem militärischen Bereich zugeschrieben - ganz zu unrecht. Lässt sich mit solchen Geräten mittlerweile doch auch privat relativ viel Schabernack treiben - und dies in einem halbwegs leistbaren finanziellen Rahmen.

Stabil

Beispielhaft sei hier die AR.Drone von Parrot genannt, die per iPhone, iPod touch oder iPad die Mitmenschen belästigen kann. Zwei Kameras liefern Live-Bilder aus der Perspektive des Fluggeräts, was die Steuerung auch außerhalb des eigenen Blickfelds ermöglicht. Die Drone versucht aber ohnehin automatisch die Unzulänglichkeiten des Besitzers auszubessern, und allzu unschöne Szenen (=Crash) zu vermeiden. So misst beispielsweise ein Sensor den Abstand zum Boden, die Drone passt die Flughöhe dann auch bei unebenem Untergrund automatisch an. Um solche Aufgaben und die Lagestabilisierung kümmert sich eine mit 468 MHz getaktete ARM9-CPU, auf der ein minimales Linux-System rennt. Aber keine Angst: Mit der nötigen Liebe zum Detail - und einer Spur finanziellem Masochismus - ist es möglich selbst die AR.Drone so richtig herzhaft abstürzen zu lassen.

Augen

Das AR im Namen steht übrigens für "Augmented Reality" - also die Vermischung von Real-Bildern und Computergrafik. Der Hersteller nutzt dies gleich mal für das Naheliegende: Ein Flugkampfspiel, in dem zwei Drohnen gegeneinander antreten und sich gegenseitig veritabel virtuell fertigmachen können. Ach ja, der Preis noch: Rund 300 Euro kostet das Spielzeug für Fortgeschrittene.

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Wer die eigenen Sprösslinge "unauffällig" von den Vorzügen des Nerdtums überzeugen will, hat exakt zwei Möglichkeiten: Da wäre zunächst einmal der Weg über die entsprechend "zielgerichtete" Kulturvermittlung, repräsentiert durch ein strikt auf "The IT Crowd" und "The Big Bang Theory" reduziertes TV-Programm.

Unsichere Gesellen

Freilich kann man sich darauf verlassen, dass die kleinen Racker in Sekundenschnelle einen Weg um all die typischerweise nur für Erwachsene unüberwindlichen "Kindersperren" finden, und schlussendlich fasziniert bei "90210" landen - mit all den daraus entstehenden, schrecklichen Konsequenzen. Also vielleicht doch lieber den zweiten Weg nehmen, auch wenn dessen Konzept für vom hiesigen Schulsystem geprägte Menschen etwas absurd klingen mag: "Begeisterung schüren" - im konkreten für Technik.

Blinky

Was könnte sich da besser eignen als jedes Roboterherz zum Schmelzen bringende Kreationen aus elektronischen Gebrauchsgegenständen zusammenstoppeln. Eine einfache Anleitung hierfür liefert das "Blinkybug Kit", das Ganze ist in Comic-Form bewusst simpel gehalten, im Set sind dann auch gleich die Einzelteile für die ersten drei Eigenkreationen enthalten. Das mag wenig klingen, ist aber - mutmaßlicherweise - Teil eines wahrhaften "Cunning Plan": Denn Nachschub gilt esh dann im Elektronikladen zu holen, und wer einmal  in die Welt der Transistoren und Kondsatoren, der EPROMs und Halbleiterrelais hineingeschnuppert hat, kommt ohnehin nie wieder richtig raus...

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Selbst wer den Begriff "3D" aufgrund des noch immer nicht abschwellen wollenden Hypes rund um nachträglich optisch "aufpolierte" Filme schon gar nicht mehr hören kann, sollte kurz mal die virtuellen Ohren aufsperren: Denn mit dreidimensionalen Aufnahmemöglichkeiten wird schon seit langem experimentiert, und - Überraschung, Überraschung - nicht immer sind diese dazu da, um über inhaltliche Defizite hinwegzutäuschen.

Dimensionen

Ein besonderes reizendes Beispiel ist hier die Holga 120 Stereo-Kamera, die zwei Bilder gleichzeitig aufnimmt und so einen gewissen dreidimensionalen Effekt erlaubt. Die Kamera versteht sich in der Tradition der Lomografie, also der Zelebrierung des Schnappschusses an sich. Durch die Komposition der beiden Einzelbilder verspricht man nichts weniger als wahrhaft "außerirdisch anmutende 3D-Bilder". Die Warenaustausch findet hier nach der freiwilligen Wertmittelübertragung von rund 100 Euro statt.

Einschau

Zur Betrachtung solchermaßen erstellter, stereoskopischer Meisterwerke, empfiehlt sich zusätzlich die Anschaffung des zugehörigen "Holga 120 3D Slide Viewer" (20 Euro) der dankenswerterweise auch in Style-Fragen so einiges hermacht. Oder natürlich: Man verwandelt die Einzelbilder in ein kombiniertes Anaglyphenbild, damit auch der Kult der Rot-Grün-Brillen-Träger etwas davon hat.

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Mit dem unzweifelhaft Glamour-trächtigsten Namen all der hier vorgestellten Gerätschaften kann das "MakerBot Thing-O-Matic Kit" aufwarten. Wer solch einen langen Namen führt muss ihn sich natürlich auch verdienen, eine Hürde, die das Gerät mit federnhafter Leichtigkeit meistert.

Make

Handelt es sich hierbei doch um nichts anderes als einen 3D-Drucker, der quasi aus dem Nichts Formen aller Art erzeugen kann. Der Design-Prozess erfolgt am Computer, die Weiterreichung der Druckaufträge per USB. Dabei kann der MakerBot Thing-O-Matic gleich mehrere Aufträge in Reihe abarbeiten, entwickelt sich so also zur Mini-Fabrik am eigenen Arbeitstisch.

Designs

Was sich damit so alles anstellen lässt, kann beispielsweise auf Thingiverse bestaunt werden, wo gleich auch entsprechende Designs getauscht werden können. Dass hier aktuell Space-Invaders-Christbaumbehang prominent gelistet ist, ist natürlich purer Zufall, und sagt über die Zielgruppe ganz und gar nichts aus. Niemals nicht. Und - ach ja: Ganz soooooo simpel ist der 3D-Drucker leider nicht zu bekommen, gibt es doch nicht nur eine siebenwöchige Wartefrist, die preisliche Hürde ist mit 1.225 US-Dollar auch nicht unbedingt zu vernachlässigen. Dafür bekommt man dann aber quasi ein Meta-Geschenk, also ein Geschenk mit dem sich immer neue Geschenke erzeugen lassen. Genial, oder? (Andreas Proschofsky, derStandard.at, 12.12.10)

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