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Samuel Koch.

Foto: APA/dpa/Berg

"Ich habe vieles gesehen in meiner Laufbahn, so gefürchtet hab ich mich noch nie. Ich hoffe, alles geht gut." So bereitete Thomas Gottschalk das Publikum auf Samuel Koch vor. Ganz aus heiterem Himmel kam der Unfall des 23-jährigen Sprungakrobaten bei "Wetten, dass...?" also nicht. Worte wie "Halten Sie die Augen offen, Sie werden ihnen nicht trauen", machten das Drama perfekt.

Die Momente nach dem Unfall waren von Chaos geprägt. Die Kamera blieb zuerst am entsetzten Blick von Gaststar Sara Nuru, dann am verstörten Publikum hängen. Komoderatorin Michelle Hunziker rief zuerst nach dem Arzt. Gottschalk stammelte immer wieder, dass bei den Proben alles gut gegangen sei - was im Gegensatz zu Aussagen Kochs steht, der von schweren Stürzen berichtete.

Man muss der Regie anrechnen, dass die Kamera nicht mehr auf den Verunglückten gerichtet wurde. Für den TV-Seher war in den Reaktionen des Saalpublikums die dramatische Stimmung spürbar - und damit die Macht des Mediums, die das Drama als öffentliche, gemeinsame Erfahrung potenzierte. Auf Twitter setzten sich Informationsaustausch und Betroffenheit im großen Stil fort. Auch jugendliche Verstörtheit wegen des entfallenen Auftritts von Teenie-Star Justin Bieber fand dort Kanäle. Grotesk war auch die Auswahl der Music-Clips in der Unterbrechung: Modern Talking sang We can win the race, die Black Eyed Peas Tonight's gonna be a good night.

Respekt gebührt Gottschalk und ZDF für den Mut zum ersten Abbruch seit Bestehen der Show. Dass man in Kauf nahm, Stars wie Robbie Williams und Cameron Diaz ohne Auftritt nach Hause fahren zu lassen, hat "Wetten, dass...?" wahrscheinlich für die Zukunft gerettet. (Alois Pumhösel/DER STANDARD; Printausgabe, 6.12. 2010)