Süßer Auflauf zum Nachmittagstee

Foto: Jason Lowe, Christian Verlag, München

Masala-Kartoffel-Chips

Foto: Jason Lowe, Christian Verlag, München

Kapitel elf: Vernasch mich

Foto: Jason Lowe, Christian Verlag, München
Cover: Jason Lowe, Christian Verlag, München

"Was ich gerne esse? Alles. Jederzeit." Ravinder Bhogal ist keine gelernte Köchin - und trotzdem kocht sie leidenschaftlich gerne. Ihre Rezepte sind nicht das Resultat jahrelanger schweißtreibender Arbeit am heißen Herd, sondern aus der Not geboren, ihren unbändigen Appetit zu stillen, behauptet Bhogal von sich selbst.

Gerade diese Leidenschaft fürs Essen und Kochen, die Zügellosigkeit, Gier und das Verlangen sind es, die Bhogals erstes Kochbuch „Love to cook" dazu machen, was es ist: ein Kochbuch für jede Stimmung und Lebenslage.

Indisch, kenianisch, englisch

Die Familie der Anfang 30-Jährigen stammt ursprünglich aus Nordindien und zog in den 1950er Jahren nach Kenia, wo Ravinder geboren wurde. Als sie sieben Jahre alt war, zog ihre Familie nach England. Dort arbeitete sie als Modejournalistin - mit einem Tick für High-Heels - und nahm 2007 auf Drängen einer Freundin bei dem TV-Kochwettbewerb "The F Word" des schottischen Starkochs Gordon Ramsay teil. Sie setzte sich unter 8.000 KonkurrentInnen durch und erreichte prompt den ersten Platz. Spätestens zu diesem Zeitpunkt wurde die Öffentlichkeit auf sie aufmerksam, sie moderierte die BBC2-Dokumentation "The Great British Curry Trail" und trat in verschiedenen britischen Kochshows auf. Für ihr Erstlingswerk wurde sie mit dem Gourmand World Cookbook Award 2010 ausgezeichnet.

Zwei Passionen: Essen & Schuhe

Rezepte, Stil und Gestaltung verwandeln Ravinder Bhoglas Biografie in ein Kochbuch, geschrieben mit einem Augenzwinkern. Die 150 Rezepte sind international zusammengewürfelt, die indischen, kenianischen und englischen Einflüsse etwas stärker ausgeprägt. Von angesagten Gourmettrends hält die Britin nichts; sie wird von ihrer Stimmungslage diktiert. "Köche schwärmen von dunkler Schokolade mit 70 Prozent Kakao, als wäre sie aus Gold. Doch so sehr ich ihren Wohlgeschmack schätze, ich mag auch das satte, klebrige Gefühl, das ein Mars-Riegel am Gaumen hinterlässt."

Ihr Faible für Schuhe ist ebenso kaum zu übersehen: Der Originaltitel von "Love to cook" heißt "Cook in boots" und lässt verstehen, warum Bhogal zu Beginn eines jeden Kapitels mit anderen High-Heels den kulinarischen Genüssen nachgeht. Ihre zwei Passionen - Essen und Schuhe - kombiniert sie intelligent, ganz ohne plumpe Ansätze, die Erotik und Küche zwanghaft verbunden in Szene setzen wollen.

Seelenfutter

Der unkonventionelle Zugang zum Kochen ist ab der ersten Seite spürbar, die Rezepte sind nicht in klassisch in Vor-, Haupt- und Nachspeise gegliedert, sondern nach jeweiliger Stimmungslage der (zu Be-)Kochenden. Zwölf Kapitel sollen zwölf Gemütszuständen kulinarisch gerecht werden. So finden sich darunter die Kapitel "Seelenfutter: Wenn niemand da ist, um uns zu trösten, brauchen wir Trost auf einem Teller" oder "Glotze, Fernbedienung und einen Teller ganz für mich allein". Auch für den Kater nach einer durchzechten Nacht, langen Tagen im Büro, einem verführerischen Dinner oder dem Besuch der Eltern findet sich Passendes. Die Rezepte sollen aber nicht nur den Hunger stillen, sondern auch die Bedürfnisse von Herz und Seele befriedigen. "Denn seien wir doch mal ehrlich - das Schokoladeneis mit Sahne, das wir uns ab und zu gönnen, ist ja wohl weniger Brot- als Streicheleinheit." (Ursula Schersch, derStandard.at, 07.12.2010)