Wien - Experten verlangen vermehrte Anstrengungen in der Prävention der Zuckerkrankheit und ihrer Folgen: Bei einer Pressekonferenz in Wien aus Anlass des bevorstehenden Welt-Diabetes-Tages  am 14. November betonte Bernhard Ludvik, Präsident der Diabetes Initiative Österreich, am Freitag in Wien: "Diese Krankheit verursacht viel menschliches Leid und belastet unser Gesundheitssystem darüber hinaus mit hohen Kosten. Wir müssen über alle Grenzen hinweg mehr Engagement im Kampf gegen Diabetes zeigen, denn nur so können wir den 600.000 Diabetikern in Österreich helfen und die Gefahr von Neuerkrankungen reduzieren."

Die Menschen seien sich der Gefahr oft nicht bewusst. Ludvik: "Die Österreicherinnen und Österreicher wähnen sich beim Thema Diabetes in Sicherheit, so glauben 80 Prozent der 15- bis 19-Jährigen, dass keine Erkrankungsgefahr bei Diabetes besteht. Das ist ein besonderes Alarmsignal, da wir insbesondere bei jüngeren Bevölkerungsgruppen mit ansteigender Adipositas zu kämpfen haben. Adipositas gehört zu den Hauptgründen für eine spätere Diabeteserkrankung."

Disziplin und Eigeninitiative

Wiens Gesundheitsstadträtin Sonja Wehsely: "Der Umgang mit der Diabetes erfordert ein hohes Maß an Disziplin und Eigeninitiative. Zahlreiche Initiativen der Stadt Wien und der Wiener Krankenversicherungsträger sorgen dafür, dass von Diabetes Betroffene bestmöglich über ihre Erkrankung und deren Behandlung informiert sind. Aufklärung ist eine der wichtigsten Maßnahmen, um die Lebensqualität von Diabetikern erheblich zu steigern."

"Wir brauchen gezielte Maßnahmen zur Forcierung von Gesundheits- und Präventionsprogrammen und eine einheitliche und flächendeckende Diabetes-Früherkennung sowie Therapie. Wir haben uns das ambitionierte Ziel gesetzt, mehr Patienten für Disease-Management-Programme zu motivieren", so Dr. Martin Gleitsmann, Vizepräsident der Diabetes Initiative Österreich und Mitinitiator der WKÖ-Plattform Gesundheitswirtschaft Österreich.

Neuerkrankungen verdoppelt

Die Zuckerkrankheit wird zunehmend auch ein Problem der Kinder und Jugendlichen. Elsa Perneczky von der Österreichischen Diabetiker Vereinigung (ÖDV): "Die Anzahl der Neuerkrankungen von Diabetes mellitus Typ-1 bei Kindern und Jugendlichen, vor allem bei den bis Fünfjährigen hat sich in den letzten Jahren verdoppelt." Trotz erheblicher Anstrengungen blieb die Beteiligung der Betroffenen an dem seit einigen Jahren von den Krankenkassen propagierten speziellen Programm "Therapie aktiv" hinter den Erwartungen zurück. Erich Wolfrum, Obmann der Aktiven Diabetiker Austria: "Wenn wir 355.000 diagnostizierte Typ-2 Diabetiker haben und knapp fünf Prozent der relevanten Zielgruppe in diesem gut durchdachten Programm sind, dann können wir noch nicht von einem Erfolg sprechen."

Anlässlich des am Sonntag stattfindenden Weltdiabetestages wies am Freitag die freiheitliche Gesundheitssprecherin Dagmar Belakowitsch-Jenewein darauf hin, dass in Österreich Altersdiabetes auch bei Jugendlichen stark im Steigen begriffen ist: "Bereits 15-Jährige sind von dieser Krankheit betroffen mit all ihren Folgen wie Herz-Kreislauferkrankungen, Schlaganfall, Nieren- und Augenproblemen bis hin zur Dialysepflichtigkeit." In Österreich werden anlässlich des Welt-Diabetes-Tages zahlreiche Gebäude blau angestrahlt sein. (APA)