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Zwei Drittel der chronischen Schmerzen betreffen den Bewegungsapparat, am häufigsten "zwickt" der Rücken.

Wien - Rund sechs Milliarden Euro betragen in Österreich die jährlichen direkten und indirekten Kosten aufgrund von Rückenschmerzen, erklärte Hans Georg Kress, Vorstand der Abteilung Spezielle Anästhesie und Schmerztherapie an der Universitätsklinik am Wiener AKH, anlässlich der 10. Österreichischen Schmerzwochen. Diese Schätzung stützt sich auf eine Studie aus Deutschland, wonach dort der entsprechende Betrag 2,2 Prozent des BIP ausmacht. Sozial Benachteiligte leiden generell häufiger an chronischen Schmerzzuständen, hieß es.

Aufgrund der ähnlichen demografischen Situation sei ein direkter Vergleich mit Deutschland legitim, so Kress: "Dabei handelt es sich aber nur um die sozioökonomischen Kosten von Rückenschmerzen. Berechnet man die volkswirtschaftliche Belastung, die allgemein durch chronische Schmerzen wie Kopfschmerz und Migräne, neuropathische Schmerzen, Krebsschmerzen oder Schmerzen durch Unfälle entsteht, dann übertreffen sie sogar die sozioökonomischen Kosten von Herz-Kreislauf-Erkrankungen."

Indirekte Kosten enorm

Für Großbritannien belegte eine 2006 veröffentlichte Studie, dass etwa 17 Prozent der Bewohner an chronischen Rückenschmerzen leiden, gefolgt von Schmerzen durch Arthritis (16 Prozent) oder Verletzungen (sechs Prozent). Die direkten Kosten, die durch chronische Schmerzen ausgelöst werden, belaufen sich auf 1.800 Britische Pfund (2.057 Euro) , die indirekten Kosten auf 12.200 Pfund (13.944 Euro) pro Person und Jahr. Sie sind damit weitaus höher als die indirekten Kosten von anderen Volkskrankheiten wie zum Beispiel Herz-Kreislauf-Erkrankungen (11.000 Pfund, umgerechnet 12.573 Euro).

Sozio-ökonomischer Status spielt bei Schmerz mit

Sozial schwächere Menschen empfinden häufiger und stärker Schmerzen als Menschen mit einem höheren Sozialstatus. "Es besteht ein direkter Zusammenhang zwischen der Häufigkeit der auftretenden Schmerzen, der Schmerzintensität und dem sozio-ökonomischen Status", berichtete Burkhard Gustorff (Abteilung für Anästhesie und Intensivmedizin am Wiener Wilhelminenspital; Vorstandsmitglied der Österreichischen Schmerzgesellschaft - ÖSG).

Basis für diese Erkenntnisse war eine Analyse der Daten vom Austrian Health Interview Survey 06/07. Ausgewertet wurden der sozio-ökonomische Status der Befragten (Einkommen, Beruf, Ausbildung) sowei die Schmerzhäufigkeit und -intensität, die Anzahl der schmerzenden Stellen und der Grad der schmerzbedingten Beeinträchtigung im Alltag.

Das Ergebnis: Je sozio-ökonomisch schwächer der Betroffene, desto häufiger und intensiver die Schmerzen. So hatten 50 Prozent der befragten Arbeitslosen im Jahr vor dem Interview Schmerzen verspürt, das traf auch auf 36 Prozent der Arbeiter und 31 Prozent jener, die keine körperliche Berufstätigkeit verrichteten, zu. Weiters fühlten sich 14 Prozent der Befragten mit Pflichtschulausbildung durch Schmerzen stark in ihrem Alltag beeinträchtigt, von den Universitäts-Absolventen waren es nur 2,7 Prozent. (APA)