Innsbruck - Das Drama um eine polnische Bergsteigergruppe am Großglockner dürfte zumindest ein Todesopfer gefordert haben. Zwei Alpinisten galten am Montag weiter als vermisst. Auch ein Suchflug am Nachmittag während einer kurzfristigen Wetterbesserung blieb ergebnislos. Nicht geborgen werden konnte jener 53-jährige Pole, der am Kleinglockner von Bergrettern am Sonntagabend gefunden wurde. Er dürfte erfroren sein. Im Einsatzgebiet herrschten orkanartige Stürme, es gab mehr als 50 Zentimeter Neuschnee und Lawinenwarnstufe "4". Eine neuerliche Suche soll erst morgen, Dienstag, gestartet werden.

Der 53-Jährige war am Freitag gemeinsam mit seinen zwei Söhnen und zwei Freunden nach Kals gekommen. Trotz schlechter Wetterprognosen war die fünfköpfige Gruppe am Samstag über die Stuedlhütte in Richtung Großglockner aufgestiegen. Wie der Lienzer Bezirkspolizeikommandant Silvester Wolfsegger im Rahmen einer Pressekonferenz in Kals berichtete, habe die aus der Hohen Tatra stammende Gruppe gute Alpinerfahrung, einige Gruppenmitglieder seien sogar bereits am Großglockner gewesen.

24-jähriger mit gebrochenem Fuß

Die Alpinisten gingen am Samstag in einer Zweier- und einer Dreierseilschaft. Während ein 21-Jähriger (einer der Söhne des Verunglückten) und dessen 22-Jähriger Freund zum Gipfel kamen, dürfte die Dreierseilschaft in Schwierigkeiten geraten sein. Erst beim Eintreffen der Zweierseilschaft in der niedriger gelegenen Adlersruhe am Sonntag hätten die Polen Alarm geschlagen und die Rettungskette in Gang gesetzt.

Bergretter fanden schließlich am Sonntagabend den 53-Jährigen am Kleinglockner bei der dritten der meterhohen Stangen, die Bergsteiger dort zur Sicherung verwenden. Ein etwa 40 Meter langes Seil führte in Richtung Tal. Die Bergretter nahmen an, dass der 25-jährige Begleiter versucht haben könnte, alleine in Richtung Tal zu gelangen, um Hilfe zu holen.

Der 24-jährige Bergsteiger, dritter in der Dreierseilschaft, dürfte immer noch im Bereich des Stuedlgrates sein und sich einen Fuß gebrochen haben. Über die Überlebenschancen der beiden Vermissten wollten die sichtlich gezeichneten Alpinpolizisten und Bergretter nicht spekulieren.

Hubschrauber-Einsatz unmöglich

Bei dem Sichtflug am Montagnachmittag präsentierte sich der Großglockner in einer riesigen Föhnwalze. Es habe kein Durchdringen gegeben. Auch der Einsatz von Hubschraubern aus Nordtirol, Salzburg oder Kärnten sei unmöglich.

Die beiden überlebenden Bergsteiger seien unverletzt. Sie befanden sich in Lienz und wurden dort von einem Kriseninterventionsteam betreut. Laut Wetterexperten ist in dem Gebiet erst für Dienstag mit einer Wetterbesserung zu rechnen. Bergretter stünden im Tal bereit und könnten jederzeit die Suche wieder aufnehmen, hieß es. (APA)