HTC präsentierte am 15. September in London seine beiden Android-Neulinge Desire HD (rechts) und Desire Z

Foto: HTC

Das Desire HD ist mit einem 4 Zoll großen Super LCD-Touchscreen ausgestattet.

Foto: Birgit Riegler

HTC hat das HD und das Z mit einem E-Book-Reader und Anbindung an den E-Book-Store von Kobo ausgestattet. Über ein Widget kann man die heruntergeladenen E-Books auswählen.

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Die Hardware des Desire Z ist zwar etwas schwächer als die des HD, dafür ist das Z mit einer Tastatur ausgestattet.

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Der sogenannte "Z-Schaniermechanismus" hebt das Display auf und bringt das Keyboard zum Vorschein.

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Die Tastatur ist großzügig bemessen, mit ausreichendem Abstand zwischen den Tasten, zwei Umschalt-Tasten und zwei frei belegbaren Tasten.

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Nokia hat bereits erkannt, dass HTC den führenden Smartphone-Herstellern dicht auf den Fersen ist und machte beim Old Billingsgate Market, wo die HTC-Präsentation in London stattfand, auf sich aufmerksam. Auf der Nokia World präsentierte der finnische Hersteller ebenfalls in London neue Smartphones.

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HTC hat sich für die Präsentation seiner beiden Android-Flaggschiffe Desire HD und Desire Z vergangenen Mittwoch keinen unbedeutenden Ort ausgesucht. Das Old Billingsgate-Gebäude in London ist zwischen Tower Bridge und London Bridge in prominenter Lage angesiedelt. Wichtiger jedoch: quasi ums Eck fand die Nokia World statt. Dass HTC kein kleiner Fisch mehr ist, hat auch der finnische Marktführer bemerkt und prompt vor dem Eingang zur HTC-Veranstaltung Promotion für seine eigene Veranstaltung gemacht. Nokia fürchtet die wachsenden Konkurrenz durch das erst 1997 gegründete Unternehmen, zurecht. Die beiden neuen Android 2.2-Flaggschiffe Desire HD und Desire Z stellen einmal mehr unter Beweis, dass HTC sein Handwerk versteht. Der WebStandard konnte die beiden Smartphones bei der Präsentation begutachten. 

Multimediabrocken Desire HD

Das Desire HD repräsentiert die Königsklasse der Smartphones und ähnelt dem in den USA bereits länger erhältlich HTC EVO 4G. Das Gerät ist auf Leistung und Performance ausgerichtet. Das beginnt schon beim 4,3 Zoll großen Super LCD-Touchscreen. Farben, Kontrast, Helligkeit und Auflösung von 800 x 480 Pixel sind gut, wenngleich auch nicht so beeindruckend wie beim iPhone 4 oder Samsungs Super AMOLED-Screens. Die Lesbarkeit bei direkter Sonneneinstrahlung konnte nicht ausprobiert werden. Das große Display soll zum Lesen animieren. HTC hat einen E-Reader und den Zugang zum E-Book-Store von Kobo integriert. Ob man ganze Romane auf dem Handy lesen will, bleibt Geschmackssache. Für kürzere Texte und Artikel, auch mit Multimedia-Inhalten ist das Display mit Sicherheit geeignet.

Leistung

Die Ausstattungsmerkmale spielen in der Oberliga der Smartphones mit. Angetrieben wird das Gerät durch den obligatorischen 1 GHz-Prozessor. Im HD arbeitet die Qualcomm 8255 Snapdragon-CPU mit integriertem Dolby Mobile und SRS Virtual Audio. Zusammen mit dem üppigen Arbeitsspeicher mit 768 MB sollte das Gerät nicht so schnell an seine Leistungsgrenzen kommen. Der interne Speicher von 1,5 GB kann wie üblich durch microSD-Karten ergänzt werden. Dank Fast Boot ist das Gerät zudem innerhalb weniger Sekunden betriebsbereit, deutlich schneller als etwa das erste HTC Desire. Das System reagiert durchwegs sehr schnell und auch Scrollen über längere Websites ist äußerst flott. Endlich verbessert wurde die Kamera, die nun 8 Megapixel und Dual-Flash bietet. HTC hat neue Einstellungsmöglichkeiten und Effekte hinzugefügt.

Anschlüsse und Verbindungsmöglichkeiten

Das Desire HD unterstützt HSPA, GPRS und EDGE sowie WLAN IEEE 802.11 b/g/n. Der flotte n-Standard hat im Original-Desire oder auch im Evo 4G noch gefehlt. Bluetooth 2.1 mit Unterstützung für kabellose Stereo-Headsets (A2DP), GPS, ein digitaler Kompass und die üblichen Sensoren befinden sich ebenfalls an Bord. Dank DLNA-Support können Inhalte vom Smartphone kabellos auf einen kompatiblen Fernseher übertragen werden. Ein HDMI-Anschluss wie etwa beim Acer Stream hätte dem Gerät allerdings auch gut zu Gesicht gestanden, zumal das HD von HTC als Multimedia-Smartphone eingeordnet wird.

Design

Die starken Ausstattungsmerkmale spiegeln sich auch beim Design wider. Wie das Legend ist das Desire HD aus einem einzigen Block Aluminium gefertig und damit sehr robust und solide. Für Akku, SIM- und Speicherkarte gibt es einen eigenen Einschub. Die Rückenabdeckung kann nicht abgenommen werden. Das Desire HD fühlt sich sehr hochwertig an, iat mit 164 Gramm allerdings kein Leichtgewicht. Mit 68 x 11,8 x 123 mm ist es dünn, doch das große Display fordert eben seinen Tribut bei der Bauweise. Der 1230 mAh-Akku wirkt etwas schwach für das Gerät, soll aber laut HTC bis zu 420 Stunden im Standby durchhalten und 320 (3G) bzw. 550 (GSM) Minuten Sprechzeit bieten. Wie nahe das Smartphone an die Werte herankommt, wird erst ein ausführlicherer Test zeigen können.

Social Media-Phone Desire Z

Mit dem Desire Z hat HTC wie von vielen Nutzern gefordert nach dem ersten Android-Handy Dream (T-Mobile G1) ein weiteres Android-Smartphone mit QWERTZ-Keyboard vorgestellt. T-Mobile bietet das Modell mit fast identen Spezifikationen als G2 an. Die Tastatur ist auch das Highlight des Geräts, dessen technische Ausstattung ansonsten etwas schwächer als die des Desire HD ist. Als Prozessor wurde die Qualcomm 7230-CPU mit 800 MHz verbaut, der Arbeitsspeicher umfasst 512 MB. Der interne Speicher beträgt 1,5 GB. Ob sich im Vergleich zu einer 1 GHz-CPU starke Performancenachteile bemerkbar machen, konnte im Kurztest nicht überprüft werden. Insgesamt fühlte sich das System beim Starten von Apps, Wechseln zwischen Homescreens mit verschiedenen Widgets und Scrollen flott an. Das 3,7 Zoll große Super LCD bietet 480 x 800 Pixel Auflösung - wie beim Original-Desire und Desire HD (trotz größerer Diagonale).  

Z-Schaniermechanismus

Den Namen hat das Desire Z nach dem leicht wie ein Z geformten Schanier, welches das Display aufhebt statt aufschiebt und die darunterliegende Tastatur freigibt. Die Tastatur ist HTC gut gelungen, mit großen Tasten und ausreichendem Platz dazwischen. Insgesamt gibt es vier Reihen, in denen auch zwei Umschalttasten und zwei frei belegbare Programmtasten untergebracht sind. Die Tasten müssen mit etwas Nachdruck angetippt werden, was bei schnellem Tippen hinderlich sein könnte, aber das versehentliche Antippen einer Nachbartaste verhindert. Der Schaniermechanismus hat sich beim Testen stabil angefühlt, sodass man bei häufigem Öffnen wohl keine schnelle Abnutzung und Lockerung fürchten muss.

Ausstattung

Die sonstige Ausstattung des Desire Z ist typisch für diese Geräteklasse. Wie Vorgängermodelle verfügt auch diese HTC-Smartphone über eine 5-Megapixel-Kamera mit Blitzlicht, Bluetooth 2.1 mit A2DP-Support und GPS. Bei den WLAN-Standards werden b/g/n unterstützt. Das Gerät kann in HSPA-, GPRS- und EDGE-Netzen genutzt werden. Die Abmessungen betragen 60,4 x 14,16 x 119 mm und stattliche 180 Gramm. Das Gehäuse ist nicht so hochwertig wie das des Desire HD. Die Kombination eines großen 3,7-Zoll-Displays und des Keyboards macht das Z dennoch zu einem sehr interessanten Gerät, das wohl vor allem mit dem Motorola Droid 2 bzw. Milestone 2 konkurrieren wird. Der 1300 mAh-Akku soll bis zu 430 Stunden Stand-by und 400 (3G) bzw. 590 (GSM) Stunden Sprechzeit bieten.

Neue Sense Features für beide Modelle

Auf beiden Smartphones läuft HTCs eigene Oberfläche Sense, die ebenfalls um einige Features erweitert wurde. Wie bereits erwähnt konnten die HTCSense.com-Services nicht getestet werden. Zu den Neuheiten zählen aber auch einige Widgets und einfachere Personalisierbarkeit. So hat HTC den Launcher nun mit drei Buttons für Apps, Telefonie und Personalisierungs-Möglichkeiten ausgestattet. Klickt man auf das Paletten-Icon erhält man einen Überblick über sämtliche Anpassungsmöglichkeiten für Display, Homescreens und Sound. Überarbeitet wurde auch die Benachrichtiungsleiste, in der nun die geöffneten und am meisten genutzten Apps für einen schnelleren Wechsel angezeigt werden. Mit diesen Tweaks steigt die Benutzerfreundlichkeit des Systems.

Unified Inbox und Kartendienst

Zu den neuen Widgets gehört das Bücherregal, das schnellen Zugriff auf die E-Books bietet. Daneben wurde unter anderem der vorinstallierte Microsoft Exchange-kompatible Mail-Clients überarbeitet. In der Inbox können mehrere Acounts angezeigt werden und ein neuer Button ermöglicht das Verfassen neuer Mails auf einen Klick, ohne erst das Menü aufrufen zu müssen. Seinem Partner Google macht HTC mit einer neuen Karten-Anwendung Konkurrenz, bei der Karten samt Points of Interest in den Speicher geladen und später auch ohne 3G- oder WLAN-Verbindung abgerufen werden können. Das Kartenmaterial wird von Route 66 zur Verfügung gestellt. Die Turn-by-Turn-Navigation mit Textanzeige ist kostenlos, später sollen auch kostenpflichtige Premiumservices verfügbar sein. Leider ist der Musik-Player der gleiche geblieben und die Computer-Synchronisierung funktioniert weiterhin nur mit Windows, hier hinkt HTC gegenüber dem iPhone noch hinterher.

Fazit 

Vieles konnte in dem Kurztest nicht ausprobiert werden. Die neuen HTCSense.com-Services stehen erst zum Marktstart bereit. Akkulaufzeit, Qualität der Fotos und Performance über einen längeren Zeitraum mit mehreren Apps können erst nach einem ausführlichen Test bewertet werden. Beide Geräte haben auf den ersten Blick allerdings einen guten Eindruck hinterlassen. Das Desire HD wird im Oktober in Österreich um 599 ohne Vertrag auf den Markt kommen. Das Desire Z wird 549 Euro kosten. Laut HTC sollen beide Geräte bei "allen großen Providern verfügbar sein". (Birgit Riegler/ derStandard.at, 20. September 2010)

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