"Naturschützer reagieren hellhörig" , schrieb Conrad Seidl (im Standard vom 9. August), "wenn es um Eingriffe im Nationalpark (der Donau-Auen) geht." Auch Fischer sind Naturschützer, die größtes Interesse an natürlichen Flussgewässern mit einer intakten Fauna und Flora haben. Auch wir sind hellhörig, und deswegen befürworten wir das Pilotprojekt Bad Deutsch-Altenburg bzw. das Flussbauliche Gesamtprojekt (FGP), auf welche der Kommentar Bezug nimmt.

Schon vor gut 25 Jahren waren die Augebiete an diesem Flussabschnitt durch das geplante Kraftwerk Hainburg in Gefahr. Damals ist es gelungen, den einzigartigen Lebensraum unter besonderen Schutz zu stellen. Heute stehen wir vor einer anderen Herausforderung: Die Donau östlich von Wien gräbt sich immer tiefer ein. Dies und auch Maßnahmen der "Großen Donauregulierung" im 19. Jahrhundert führen dazu, dass sich Strom und Au immer mehr entkoppeln. Der Nationalpark läuft damit Gefahr, auszutrocknen. Das ist nicht nur schlecht für die Artenvielfalt in den Auen, sondern auch für jene im Fluss.

Nun ist mit dem FGP ein erfreulicher Meilenstein in Sichtweite gerückt. Das Projekt ermöglicht die dauerhafte Anbindung vieler bereits verlandeter oder minder dotierter Ausstände an die Donau. Damit gelingt der Spagat zwischen der Renaturierung schützenswerter Altarmbestände und dem Ausbau des nachweislich umweltfreundlichen Schifffahrts-Gütertransportes. So teilen denn auch nicht alle Mitglieder des Umweltdachverbandes UWD die Kritik am FGP, die vom Präsidenten des UWD geäußert wird.

Standortkonforme Fischfauna

Mit der Zustimmung der Nationalparkverwaltung ist etwa geplant, einen großen Teil des derzeitigen Blockwurfs an den Ufern zu entfernen, damit der Fluss wieder natürliche Flachufer ausbilden kann. Mittlerweile vom Hauptstrom abgetrennte Seitenarme würden geöffnet. Positiv ist auch die vorgesehene Reduzierung der Buhnengesamtlänge um knapp ein Drittel. Eine umfassende Flussrenaturierung würde auch fischökologisch viele Vorteile mit sich bringen. Denn eine sich selbst erhaltende und standortkonforme Fischfauna braucht ein möglichst dynamisches, durchlässiges Auensystem. Solche in der Wachau bereits realisierte Projekte beweisen das.

Das FGP ist im Dialog zwischen Nationalparkverwaltung, Wasserbauexperten und Professoren u. a. der Universität für Bodenkultur entstanden. Unser Anliegen ist, dass so viele ökologische Maßnahmen wie möglich auch umgesetzt werden. Es ist eine außergewöhnliche Chance, dass dieses Projekt vom Verkehrsministerium und der EU finanziert wird. Und werden wasserbauliche Probleme wie die Sohleintiefung nicht gelöst, gibt das nur jenen Auftrieb, die gerne ein Kraftwerk unterhalb von Hainburg sehen würden. Das wollen wir sicher nicht.

Dr. Emilio Stock ist Präsident des Österreichischen Fischereiverbandes (Mitglied des UWD).

NAbg. Dr. Günther Kräuter ist Präsident des Verbandes Österreichischer Arbeiter-Fischerei-Vereine.

Dr. Anton Öckher ist Vorsitzender des NÖ Landesfischereiverbandes.

Dr. Bernhard Weissborn ist Vorsitzender des Wiener Fischereiausschusses.

(DER STANDARD-Printausgabe, 13.08.2010)