Steve Jobs über den Marktwert Apples, Google und Flash. "PCs werden wie Lastwagen sein."

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Der kalifornische Computerhersteller Apple hat sich über die vergangenen 30 Jahre zum IT-Giganten entwickelt. Den durchschlagenden Erfolg brachten allerdings nicht die Macs getauften PCs, sondern Unterhaltungselektronikprodukte wie der iPod und in jüngerer Zeit das iPhone und aktuell das iPad. Die Popularität der i-Generation schlägt sich derweil auch in den Zahlen nieder. Zum ersten Mal in der Geschichte überstieg der Marktwert des Konzerns jenen des Langzeitkonkurrenten Microsoft. Apple ist damit das wertvollste Technologieunternehmen der Welt. Im Rahmen der jährlichen IT-Konferenz All Things Digital des Wall Street Journals plauderte Firmengründer und CEO Steve Jobs aus dem Nähkästchen.

An der Spitze angelangt: "But it doesn’t matter very much"

Wie fühlt es sich also an, am Horizont der IT-Welt angelangt zu sein? "Für jene von uns, die schon lange in der Industrie sind, ist es surreal...", sagt Jobs mit einem Lächeln auf den Lippen. Dass der Marktwert am Ende des Tages aber nicht mehr als eine Zahl mit vielen Nullen ist, darüber scheint sich der Manager ebenfalls bewusst zu sein. "...aber es bedeutet nicht sehr viel. Es ist nicht das, was zählt. Das ist nicht der Grund, weshalb Konsumenten unsere Produkte kaufen. Es tut uns gut, wenn wir uns darüber im Klaren sind."

Zu Konkurrenten muss man nicht gemein sein

Eines der brennenden Themen rund um Apple-Produkte ist, welche Technologien das Unternehmen auf seinen Geräten zulässt. In den vergangenen Monaten eskalierte der Streit zwischen Apple und dem Softwarehersteller Adobe, weil iPhones und iPads nicht dessen weit verbreitetes Webbrowser-Plug-in Flash unterstützen. Webseitenbetreiber nutzen die Technologie, um Videos oder Spiele auf ihren Seiten darstellen zu können. Bislang schloss Apple Flash allerdings aus seinem Portfolio aus, mit der Begründung, es verbrauche zu viel Energie, Systemressourcen und sei zu instabil. Geht es nach Jobs sollten sich Konsumenten auch in Zukunft keine Hoffnung über eine Integration der Software machen. Wie einst beim Umstieg von Disketten auf CD ROMs habe man sich schlichtweg dazu entschieden, keine Energie mehr in eine Technologie zu stecken, die aus Sicht des Unternehmens keine Zukunft habe. Einen PR-Krieg wollte man nicht damit entfachen. "Wir wollten keinen Kampf provozieren. Wir haben uns lediglich dazu entschlossen, eines ihrer Produkte nicht auf unserer Plattform zu verwenden", so Jobs und betont, dass die Zukunft in Web-Technologien wie HTML5 stecke.

Jobs schließe damit jedoch nicht aus, dass er sich in seiner Einschätzung irren könnte. "Wenn uns der Markt sagt, dass wir die falschen Entscheidungen treffen, hören wir auf den Markt." Konsumenten würden mit dem Kauf eines Produkts bewusst ein ganz bestimmtes Paket an Angeboten erwerben und damit in gewisser Weise Apple für dessen Entscheidungen bezahlen. "Wenn wir Erfolg haben, werden Sie sie kaufen und wenn nicht, werden sie es nicht tun", schließt Jobs. Angesichts der großen Nachfrage nach iPad und Co. fühle man sich bisher in seinem Handeln bestätigt. "Die Leute scheinen das iPad zu mögen. Seit dem Marktstart haben wir bislang alle drei Sekunden eines verkauft."

Werden iPads und Co. Computer ablösen?

Tablet-PCs und mobile Endgeräte werden Jobs Ansicht nach früher oder später Laptops und Desktop-PCs ablösen. "Diese Transformation wird bei einigen Menschen Unbehagen auslösen", sagt der Apple-Chef und spielt dabei auf Menschen wie sich selbst an, die über Jahrzehnte hinweg den PC zu schätzen gelernt haben. "PCs werden wie Lastwagen sein. Es wird sie immer noch geben", doch würden sie ein Nischendasein fristen.

Neben traditionellen Aufgaben eines Computers würden Tablets aber auch eine Chance für Content-Produzenten wie Zeitungsverlage darstellen. Nach dem Erfolg des iPods und iTunes habe sich gezeigt, dass Menschen bereit sind, auch für die Inhalte zu zahlen. Genauso glaube er auch an den Wert der Medien. "Ich will nicht mit ansehen müssen, wie wir zu einer Nation von Bloggern werden. Ich glaube, wir brauchen mehr den je eine redaktionelle Aufsicht,", meint Jobs und unterstreicht, er werde alle Wege unterstützen, die Medien und Zeitungen helfen, für ihre Leistungen bezahlt zu werden. "Ein wesentlicher Bestandteil unserer Demokratie ist die Pressefreiheit."

iPhone-Prototyp und Foxconn-Selbstmorde

Beim Thema Pressefreiheit angelangt, hält sich Jobs mit Äußerungen zur mysteriösen Geschichte rund um einen verlorenen iPhone-Prototypen zurück. Es sei eine spannende Story, die alle Zutaten einer guten Kriminalgeschichte beinhalte. Daher warte er auch die offiziellen Ermittlungen der Polizei ab.

Ähnlich bedacht äußert sich Jobs zu den vermehrten Selbstmorden in den Fertigungsanlagen Apples Zulieferers Foxconn. "Das geht uns allen sehr nahe. Daher schicken wir unsere eigenen Leute und externe Leute hin, um sich der Sache anzunehmen." Dennoch hält Jobs auch verteidigende Worte für den chinesischen Hersteller bereit. "Foxconn ist kein Ausbeuterbetrieb. Sie haben Restaurants und Swimming Pools... Für eine Fabrik ist sie ziemlich schön."

Die Konkurrenz von Morgen und neue Felder

Ernst bleibt es auch bei Thema Google. Die Frage ist, was sich in den vergangenen Jahren geändert hat, dass Apple zunehmend in Konkurrenz mit dem langjährigen Partner und Suchmaschinenbetreiber getreten ist. "Sie haben sich (mit Android) dazu entschlossen, mit uns zu konkurrieren", erklärt Jobs. Allerdings heiße dies nicht, dass man nun auf Kriegsfuß mit Google stehe. "Wir haben einige Google-Produkte auf unserem Handy", spricht Jobs Googles Suche und dessen Kartendienst Google Maps an. Und dies solle sich auch nicht ändern. "Nur weil wir mit jemandem konkurrieren, heißt das nicht, dass man gemein sein muss." Darüber hinaus sei Apple zuversichtlich, mit dem iPhone derzeit das bessere Produkt anbieten zu können.

Ein weiteres Feld, in dem die beiden Konzerne in Zukunft konkurrieren könnten, ist Fernsehen. Apple bietet den Video-on-demand-Dienst Apple TV an und Google will ab Herbst mit Google TV das Internet und Fernsehen miteinander verschmelzen. Jobs betrachte den TV-Markt jedoch mit Skepsis. Der Grund dafür, weshalb man Apple TV selbst als "Hobby" bezeichne, läge darin, dass man noch keine passende Geschäftsstrategie gefunden habe. Es mangele nicht an Vision und guten Konzepten, doch beim TV-Geschäft würde man mit einer Reihe von Hürden konfrontiert. Anders als bei Handys könne man nicht ein Produkt für die ganze Welt entwickeln, da viele Länder unterschiedliche Standards unterstützen. Ein Apple-Fernseher sei zurzeit jedenfalls nicht in Sicht. (zw)