Foto: Standard

Ihre Unterstützergruppe auf Facebook hatte zuletzt 2899 Mitglieder, weniger als die Anzahl an "Freunden" mancher privater Nutzer. Auch sonst gilt Christiana Figueres zwar als anerkannte Fachfrau in Sachen Klimaschutz, doch in den Vordergrund drängte sie bislang selten. Sie gilt eher als Vermittlerin hinter den Kulissen, die innovative Lösungen erarbeitet - wie ihren Plan für den CO2-Emissionshandel in Lateinamerika. Diese Fachkenntnis ist der Hauptgrund für ihre Ernennung zur Klimabeauftragten durch UN-Generalsekretär Ban Ki-moon.

Auch die Herkunft von Figueres dürfte eine Rolle gespielt haben, ist ihr Heimatland Costa Rica doch der Klimaprimus der Staaten Lateinamerikas. Die Tochter und Schwester ehemaliger Präsidenten Costa Ricas gilt als sehr gebildet. Sie besuchte die deutsche Schule in San José, an der sie fließend Deutsch lernte, und arbeitete später an der Botschaft ihres Landes in Bonn. Im Rahmen ihres Studiums an der renommierten London School of Economics verbrachte sie ein Jahr bei den Bribri-Indianern, in einer ländlichen Region Costa Ricas, und entwarf dort ein Programm zur Alphabetisierung der Dorfbewohner, das deren Kultur berücksichtigte. Dass auch beim Klimaschutz jedes Land eigene, an seine Gegebenheiten angepasste Programme entwerfen muss, wurde später auf ihre Anregung hin auch UN-Vorgabe zum Klimaschutz.

Nach dem Studium war Figueres in verschiedenen Ministerien tätig, bevor sie mit ihrem Ehemann in die USA übersiedelte und sich der Erziehung ihrer beiden Töchter widmete. Dort studierte sie an der Georgetown-Universität in Washington Umweltwissenschaften und gründete das Zentrum für Nachhaltige Entwicklung in Amerika. Als dessen Leiterin beriet sie Länder wie Kolumbien, Argentinien, Ecuador und Honduras bei der Einführung von Klimaschutzprogrammen.

Von den Umweltschutzorganisationen bekommt Figueres Vorschusslorbeeren. Costa Rica sei mit gutem Beispiel vorangegangen, erklärte Greenpeace. Nun hoffe man, dass es ihr gelinge, den Gesprächen über ein globales Klimaabkommen neues Leben einzuhauchen. Ihre Fähigkeiten wird die Diplomatin schon bald unter Beweis stellen müssen: Die nächste große Klimakonferenz findet im Dezember dieses Jahres in Mexiko statt. Sie gilt als letzte Chance, ein verbindliches globales Abkommen über den Klimaschutz zu beschließen. (Sandra Weiss/DER STANDARD, Printausgabe, 19.5.2010)