Linz - Sieben von zehn Österreichern gehen davon aus, dass sie persönlich am Ende der Krisendiskussion eine höhere steuerliche Belastung zu tragen haben werden. Das geht aus einer in der Vorwoche durchgeführten Market-Umfrage für den STANDARD hervor. Von den 1019 Befragten nahmen nur drei Prozent an, dass sie eine steuerliche Entlastung zu erwarten hätten, etwas stärker ist diese Erwartung bei Haushalten mit sehr geringem Einkommen ausgeprägt.

18 Prozent erwarten, dass ihre Steuerlast etwa gleich bleiben wird, zehn Prozent haben keine Vorstellung, was die steuerliche Zukunft für sie selbst bringt. Die größten Befürchtungen bezüglich steuerlicher Mehrbelastungen gibt es unter Befragten über 50, unter leitenden Angestellten und unter deklarierten SPÖ-Wählern.

Österreicher wollen ausgabenseitige Sanierung

Market-Chef Werner Beutelmeyer: "Die Österreicher wollen mehrheitlich, dass der Staat das Budget ausgabenseitig saniert, nur jeder hundertste Befragte ist für eine rein einnahmenseitige Budgetsanierung. Gleichzeitig aber gehen sie davon aus, dass es eine ausgabenseitige Budgetsanierung nicht geben wird."

Der Standard ließ in diesem Zusammenhang erheben, ob den Österreichern bewusst ist, dass sie in der einen oder anderen Form von staatlichen Ausgaben persönlich profitieren. Die erste Frage der Studie lautete daher: "Beziehen Sie selbst derzeit Transferleistungen oder Zuschüsse vom Staat wie Wohnbauförderung, Bausparförderung, Familienbeihilfe, besondere steuerliche Absetzmöglichkeiten etc., oder ist das nicht der Fall?" Darauf sagten 56 Prozent der Frauen und 44 Prozent der Männer, dass dies der Fall sei.

Dennoch sagen sowohl die Bezieher von Transfers als auch die anderen zu jeweils 69 Prozent, dass sie eine ausgabenseitige Budgetsanierung vorziehen würden.

ÖVP-Wähler für "gemischte Strategie"

22 Prozent der Österreicher sagen, die Budgetsanierung sollte sowohl durch Einsparungen als auch durch Steuererhöhungen erfolgen. Diese gemischte Strategie kommt überdurchschnittlich gut bei älteren, höher gebildeten und zu ÖVP oder Grünen neigenden Befragten an. Schließlich ließ der Standard fragen, wie sich die Österreicher die Entwicklungen von staatlichen Leistungen und Transfers in ihrem persönlichen Bereich vorstellen.

Nur eine verschwindende Minderheit von zwei Prozent glaubt, dass sie künftig mehr vom Staat bekommen wird.

Ein Drittel (34 Prozent) rechnet mit etwa gleichbleibenden Leistungen und 42 Prozent mit weniger Leistungen - die bewussten Bezieher und die erklärten FPÖ-Anhänger sehen sich besonders von Kürzungen betroffen.

SPÖ und ÖVP weiter Kopf an Kopf

In der Market-Umfrage wurde routinemäßig auch die Sonntagsfrage gestellt. Sie ergibt - unverändert in vier Wellen seit Jahresbeginn - 30 Prozent für die ÖVP und 29 Prozent für die SPÖ.

Eine IMAS-Umfrage der "Krone" sieht die SPÖ bei 29, die ÖVP aber bei 28 Prozent. Beide Institute schätzen die FPÖ als klaren Dritten ein (Market: 23 Prozent, IMAS: 22 Prozent). Bei den weiteren Plätzen gibt es aber starke Unterschiede: Bei Market liegen die Grünen bei 13 und das BZÖ bei drei Prozent. IMAS sieht beide bei acht Prozent. (Conrad Seidl/DER STANDARD-Printausgabe, 1.3.2010)