"Jeder Euro zählt" für den frisch bestellten ORF-Finanzdirektor Richard Grasl. Für Plakate wie das im Hintergrund ist nun seine Vorgängerin Sissy Mayerhoffer verantwortlich - für "Licht ins Dunkel".

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Wien - Der ganze ORF feierte Donnerstagabend - Weihnachten jedenfalls. Jedenfalls nicht alle die Wahl von Richard Grasl zum Finanzdirektor: Die Redakteurssprecher des Aktuellen Dienstes protestierten per internem Rundmail gegen die Politbesetzung: "Das Problem bei diesem Partei-Einfluss ist: Unabhängigkeit, Objektivität und Distanz zu allen politischen Parteien - wie es für einen guten Journalisten selbstverständlich sein soll - kommen unter die Räder. Wie erklären wir jungen Kollegen, dass sie sich nicht an eine Partei ,anlehnen‘ sollen, wenn es im ORF sehr häufig genau die sind, die dann Karriere machen?"

Begehrlichkeiten hätten aber auch die übrigen Parteien. Und "da es das Geld aus der Gebührenbefreiung nur in Tranchen gibt, lässt das in den nächsten Jahren neuerliche politische Erpressungen erwarten." Die Wahl Grasls markiere einen "schwarzen Tag für die Unabhängigkeit des ORF". 

Mit 29 war Grasl schon jüngster Chefredakteur eines Landesstudios. Mit 36 ist sein Aufstieg zum Finanzdirektor der Anstalt der ÖVP Niederösterreich 160 Millionen Euro Gebührenabgeltung für den ORF wert. Grasl sieht sich nicht als Weihnachtsmann des ORF: "Mit meiner Person konkret hat das nichts zu tun." Donnerstag wählte ihn der Stiftungsrat zu einem der jüngsten ORF-Direktoren. Franz Küberl (Caritas) und Andreas Braun, entsandt vom Land Tirol, enthielten sich. ORF-Chef Alexander Wrabetz erklärte seinen Vorschlag für den Job mit dessen WU-Studium. Als Chefredakteur habe Grasl seine Budgets "ganz ordentlich im Griff gehabt" .

Grasl gilt als die bürgerliche Hoffnung für den Job des ORF-Generals. Vorerst muss die ÖVP dafür mangels Mehrheit aber noch Grasl über die Sache wachsen lassen.

"Vorgabe erreicht"

"Wir haben die Vorgabe der schwarzen Null erreicht" , sagte ORF-Chef Alexander Wrabetz. Die Mehrheit des Stiftungsrat segnete also den nach 80 und 50 Millionen Verlust ausgeglichenen Finanzplan für 2010 ab. Betriebsrat Fiedler stimmte gegen den Finanzplan, drei VP-Räte enthielten sich.

Der ORF spart laut Stiftungsratschef Klaus Pekarek 85 Millionen Euro ein, davon zwei Drittel am Personal. 14 Millionen Euro außerordentliche Erträge sollen nun durch Immobilienverkauf erzielt werden, sondern aus "zusätzlichen Erträgen aus dem aktiven Vermögensmanagement" . Dem ORF gehören laut Wrabetz 1,2 Millionen Quadratmeter.

Wrabetz muss vorerst ohne die ersten 50 der insgesamt 160 Millionen Euro extra kalkulieren. Sie kommen mit dem neuen ORF-Gesetz, das die Regierungsparteien erst 2010 beschließen.

848,7 Millionen Euro soll der ORF 2010 einnehmen. Für 530,1 Millionen aus Gebühren (ohne die 50 extra) braucht die Anstalt wie berichtet noch 21.000 Gebührenzahler mehr. 208 Millionen Euro erwartet der Finanzplan aus Werbung, 136 aus demFernsehen. Der Donnerstag einstimmig bestellte ORF-Chefvermarkter Franz Prenner hat sich für 2010 aber im TVjene 149 Millionen Euro netto vorgenommen, die der ORF heuer erreicht - trotz im Schnitt um 20 Prozent gesenkter Preise. Im Radio will er statt der geplanten 72 Millionen die 81 Millionen von 2008 wieder erreichen. Heuer werden es 74. Online erwartet Prenner 2010 zehn Millionen, 1,4 aus Teletext. (Harald Fidler/DER STANDARD, Printausgabe, 18.12.2009)