Screenshot: Amanita Design
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Mit "Machinarium" haben die Entwickler von Amanita Design im Oktober ihr erstes Point-and-Click-Adventure in voller Länge veröffentlicht. Das 2003 gegründet tschechische Spielestudio hat bereits mit einigen fantastischen Mini-Games wie Samorost auf sich aufmerksam gemacht. Machinarium führt die Tradition dieser Point-and-Click-Spielereien mit märchenhaften Grafiken und atmosphärischem Soundtrack in einer utopischen Roboter-Welt weiter.

Von der Halde in die Burg

Aufgabe des kleinen Roboters namens Josef, der mit einer Ladung Müll aus der mechanischen Trutzburg seiner künstlichen Zeitgenossen hinausbefördert wurde, ist es einen Weg zurück in die Stadt zu finden. Dort gilt es verschiedene Rätsel zu lösen – Gegenstände richtig zu kombinieren und zu verwenden, kleine Denksportaufgaben und Geschicklichkeitsspiele zu bewältigen. Je weiter der Spieler in die Roboter-Festung vordringt, desto mehr erfährt er auch von der Handlung. Ziel ist es, die Gefährtin des Blechmanns zu befreien und dabei einen Anschlag auf das Roboteroberhaupt der Stadt zu verhindern.

Zauberhaftes Design

Die Welt, durch die der kleine Roboter marschiert, ist eine entzückende manchmal gruselige Melange aus Humor und Melancholie. Design und Idee könnten aus der Feder von Regisseur Tim Burton stammen. Für die außergewöhnliche Grafik wurden die Entwickler bereits beim Independent Games Festival 2009 ausgezeichnet. Der Soundtrack zum Game ist ebenfalls erhältlich.

Wer Machinarium spielt, sollte es daher nicht zu eilig haben. Das Game kann zwar recht flott durchgespielt werden, doch der Reiz liegt im Detail. Bevor man sich pragmatisch daran macht, alle anklickbaren Gegenstände zu erkunden, sollte man das Spiel auch optisch und akustisch auf sich wirken lassen – etwa wenn der Roboter in Denkblasen von der Zeit mit seiner Freundin träumt. Eines der Highlights ist die Roboterband, deren Jamsession man auch etwas länger zuhören kann, als für den Spielfortschritt nötig ist.

Tipps und Walktrough

In jedem Screen gibt es eine konkrete Aufgabe zu lösen. Da es teilweise recht knifflige Rätsel sind, haben sich die Entwickler jeweils einen Tipp und einen Walktrough pro Screen einfallen lassen, die am rechten oberen Bildrand aufrufbar sind. Um sich den Walktrough ansehen zu können, muss zuerst allerdings ein kleines Geschicklichkeitsspiel gelöst werden. Die Tipps helfen weiter, zerstören aber nicht den Spielspaß. Ganz ohne Hilfe geht es vor allem im fortgeschrittenen Spiel nicht. Oder wer käme von sich aus auf die Idee, eine mechanische Katze durch ein als Didgeridoo umfunktioniertes Ofenrohr zu jagen, um dessen Verstopfung zu "verjagen"?

Kurzes Vergnügen

Das Spiel ist kurz und kann an einem Nachmittag durchgespielt werden. An jeder Stelle kann das Game jedoch auch abgespeichert werden, um später weiterzuspielen. Situationen, in denen der Spieler aufgrund von Fehlern nicht mehr weiterkommt oder die Spielfigur stirbt, gibt es nicht. (So viel sei verraten: auch ein Versagen beim Entschärfen einer Bombe endet zwar mit einem Knall aber nicht im Roboterhimmel.) Nach den vielen ulkigen Gestalten, denen der kleine Roboter auf seiner Suche begegnet, und den einfallsreichen Spielen (so trifft man auch auf Altbekannte wie die Space Invaders) ist das Ende fast etwas enttäuschend. Es bleibt nur zu hoffen, dass Amanita Design bald ein weiteres Full-Length-Game veröffentlicht und vielleicht sogar den kleinen Roboter in ein neues Abenteuer schickt.

Demo und Soundtrack

Eine Demo von dem Game kann im Browser ausprobiert werden. Ein YouTube-Trailer gibt ebenfalls Einblicke in das Spiel – nimmt allerdings auch einige Lösungen vorweg. Das Spiel steht unter Windows, Mac und Linux zur Verfügung und kostet 13 Euro. Wer das Spiel direkt von der Seite der Entwickler herunterlädt erhält zusätzlich den Soundtrack im MP3-Format. Publisher Daedalic hat zudem eine Box-Version für Windows und Mac um rund 30 Euro veröffentlicht, die ebenfalls den Soundtrack und eine Vollversion von Samorost 2 inkludiert. (Birgit Riegler/ derStandard.at 21. November 2009)