Angriff ist nicht nur sprichwörtlich die beste Verteidigung. Das unter dem Seestern-Logo von Juan Miró gedeihende Kreditinstitut La Caixa (Caixa d'Estalvis i Pensions de Barcelona) ist nach der Banco Santander und der BBVA als drittgrößtes Kreditinstitut Spaniens zum gewichtigen Global Player avanciert. Der Expansionskurs bietet Schutz vor Rivalen. Wie die nationale Konkurrenz ist La Caixa stark im Ausland - Europa, Latein- und Nordamerika sowie Asien und Marokko (seit Juli 2009) - präsent. Dependancen in Algerien, Indien und Dubai sollen folgen.

Mächtiges Instrument der Katalanen ist die seit Oktober 2007 börsennotierte und seit Februar 2008 am IBEX-35 gelistete Holding Criteria CaixaCorp, über die La Caixa gewichtige Anteile und stets eingefordertes Mitspracherecht besitzt. Criteria hält unter anderem knapp 12,7 Prozent an Repsol YPF, 37,5 Prozent an Gas Natural und fünf Prozent an Telefónica. Im Finanzwesen hält man 9,8 Prozent bei der Bank of East Asia.

Criteria-Aufsichtsrats-Generaldirektor Gonzalo Cortáz sieht "großes Wachstumspotenzial in Mittel- und Osteuropa" - für La Caixa ein quasi weißer Fleck. Dank dem Duo La-Caixa-Präsident Isidre Fainé und Generaldirektor Joan Maria Nin i Génova, der auch Criteria leitet, übersteht La Caixa weitgehend unbeschadet die Finanzkrise und die nationale Immobilienkrise.

Ein Auto zur Wohnung

Hier gibt sich Tochter Servihabitat findig und schenkt jungen Spaniern beim Wohnungskauf ein Auto. Bei Abschlägen von bis zu 30 Prozent, denn im iberischen Diskont-Reigen ist kaum ein Entkommen in Sicht. Doch er eröffnet Chancen, und La Caixa bietet aktuell um die massiv angeschlagene Caja Castilla-La Mancha mit.

Kataloniens Kassenimperium blickt auf eine lange Tradition zurück. Ihr Vorgängerinstitut Caixa de Pensions per a la Vellesa i d'Estalvis de Catalunya i Balears wurde am 5. April 1904 gegründet. Doch erst der Bund mit der 1844 geschaffenen Caixa d'Estalvis i Mont de Pietat de Barcelona im Jahr 1990 verhalf der den Sozialisten (PSOE) nahen La Caixa über die Regionaldominanz auf das Weltparkett.

Ende 2008 betreuten international etwa 27.800 Mitarbeiter in 5530 Filialen knapp elf Millionen Kunden. La Caixa erwirtschaftete 6,7 Milliarden Euro Jahresumsatz (2008), mit einem Gewinnanstieg auf über zwei Milliarden Euro, zwei Prozent mehr als 2007. Zum dritten Quartal 2009 gab man einen Gewinn von 1,4 Milliarden Euro bekannt - zehn Prozent weniger als im Vergleichszeitraum 2008. Eine Stärke von La Caixa liegt in niedrigen Zahlungsausfällen - Ende September lagen sie bei 3,53 Prozent und weit unter dem spanischen Mittel von 5,3 Prozent. (Jan Marot aus Granada, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 31.10./1.11.2009)