Frankfurt - Im Ringen um den angeschlagenen Autobauer Opel hat ein Spitzengespräch zwischen General Motors (GM) und Magna offenbar keinen Durchbruch gebracht. Das Treffen von GM-Chef Fritz Henderson und Magna-Co-Chef Siegfried Wolf am Freitagabend endete nach Angaben von Opel-Betriebsratschef Klaus Franz ohne die erhoffte Einigung. "Es hat Fortschritte gegeben, aber noch keinen finalen Durchbruch", sagte Franz am Samstag.

Allein die Tatsache, dass der Opel-Mitgesellschafter GM und der Kaufinteressent Magna auf höchster Ebene versuchten, die geplante Opel-Übernahme voranzutreiben, sei jedoch als positives Zeichen zu werten. "Beide versuchen, aufeinander zuzugehen, und ich denke, dass wir Mitte kommender Woche ein Stück klarer sehen", sagte Franz.

Machtwort von Merkel gefordert

Sollte es bis dahin keine Einigung geben, hatte der Opel-Betriebsratschef ein Machtwort von der deutschen Kanzlerin Angela Merkel (CDU) gefordert. Sie und Vizekanzler Frank-Walter Steinmeier (SPD) sollten sich dann einschalten und die Gespräche vorantreiben.

Annäherung in Detailfragen

Kreisen zufolge gab es bei dem Treffen von Henderson und Wolf vor allem eine Annäherung in Detailfragen. Zentrale Punkte seien jedoch weiter offen, sagten zwei mit der Situation vertraute Personen zu Reuters. Diese könnten möglicherweise nur auf höchster politischer Ebene geklärt werden. Die Tageszeitung "Die Welt" zitierte eine mit den Vorgängen vertraute Person mit den Worten, bei Patenten und Lizenzen könne GM nicht auf die Forderungen von Magna eingehen, ohne gegen US-Gesetze zu verstoßen.

Magna wollte sich nicht äußern. Von GM war zunächst keine Stellungnahme zu erhalten.

Magna ist der von der deutschen Politik und den Opel-Arbeitnehmern favorisierte Käufer für Opel, während Teile des GM-Managements den Finanzinvestor RHJ bevorzugen. Der "Welt" zufolge wird in der Opel-Treuhandgesellschaft der Ruf nach eine Verschiebung der Verkaufsentscheidung bis nach der Bundestagswahl am 27. September laut. "Dann kann die Politik mit weniger Druck agieren", sagte ein nicht namentlich genanntes Treuhand-Mitglied dem Blatt. Der von den Ländern in die Treuhand entsandte hessische FDP-Politiker Dirk Pfeil sagte der Zeitung, das Gremium stehe unter massivem Druck der Politik. "Ich habe den Eindruck, dass hier politische Interessen über betriebswirtschaftliche Interessen gestellt werden."

Belastungen für Belegschaft

Sollte eine Entscheidung über den Verkauf erst nach der Bundestagswahl fallen, rechnet die IG Metall allerdings mit stärkeren Belastungen für die Belegschaft. "Wir müssen befürchten, dass einige Verantwortliche denken, nach der Bundestagswahl weniger unter Druck zu stehen, was die Rettung der Arbeitsplätze bei Opel angeht", sagte IG-Metall-Bezirksleiter und Opel-Aufsichtsrat Armin Schild der "Berliner Zeitung" (Samstagsausgabe). "Dann könnten für die Arbeitnehmer deutlich unangenehmere Entscheidungen möglich sein, die man sich jetzt vor der Bundestagswahl nicht zutraut." (APA/Reuters)