Wii Sports Resort (Nintendo) ist am 24. Juli für Wii erschienen.

Foto: Nintendo
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Nintendo hat mit der Spielkonsole Wii praktisch über Nacht einen Welthit aus dem Ärmel gezogen. Über 50 Millionen Geräte gingen seit Ende 2006 über die Ladentische. Verantwortlich dafür ist das intuitive Steuerungskonzept, das Millionen von Menschen vor den Fernseher lockte. Die propagierte Videospiel-Revolution des Casual-Gaming hat für Spielehersteller aber auch seine Schattenseiten. Die spezielle Zielgruppe scheint sich zu einem Großteil mit den zur Konsole beigelegten Titeln zu begnügen - allen voran "Wii Sports". Das Vorzeigespiel sicherten sich bislang rund 45 Millionen Konsumenten und viele geben sich damit auch heute noch zufrieden.

Thronfolger

Der Nachfolger "Wii Sports Resort" (WSR) könnte allein deshalb schon als wichtigster Wii-Titel seit dem Original bezeichnet werden. Doch der zweite Teil der Mini-Spiele-Sammlung soll gleichzeitig auch der Wegbereiter für die neue Hardware-Erweiterung des Wii-Controllers werden, die dem Spiel beiliegt. Wii MotionPlus, ein kleiner quadratischer Klotz, der an die Wiimote angeschlossen wird, verfeinert die Bewegungserfassung. Damit ist WSR zwar nicht das erste Spiel, das die neue Hardware unterstützt, aber definitiv das Vorzeigewerk.

Spielesammlung mit Hardware-Update

Wii Sports Resort umfasst in Summe 12 Sportspiele, in denen man die Möglichkeiten von MotionPlus erproben kann. Das Einführung macht ein Fallschirmsprung, in dem anschaulich die Funktionsweise von Wii MotionPlus erklärt wird.

Der Clou: Erstmals kann die Wii-Fernbedienung Bewegungen um die eigene Achse registrieren, was eine feinere, wenngleich etwas komplexere Steuerung erlaubt.

Mit Schwert und Bogen

Beim abwechslungsreichen Angebot stechen insbesondere "Schwertkampf", "Bogenschießen", "Tischtennis" und "Jet Ski" (eine Reminiszenz an "Wave Racer") heraus. Hier wird die neue Sensibilität am Besten unter Beweis gestellt. Beispielsweise kann man so erstmals präzise mit dem Schwert auf vollschlanke Strichmännchen einschlagen, konzentriert einen Pfeil ins Ziel schnellen lassen, intuitiv seine Vor- und Rückhand massieren oder wie mit einem Fahrradlenker über Wellen bersten.

Die Integration von MotionPlus bedingt, dass man den Controller wesentlich genauer bedienen muss. Dies zeigt sich beim "Fallschirmspringen" und "Frisbee" genauso, wie bei den Remakes der Bewerbe "Golf" und "Bowling". Beim Tischtennis etwa ist es entscheidend, dass man die Vor- und Rückhand seitengerecht einsetzt. Durch die "Achsen-Sensor" hat man zumindest im Ansatz Kontrolle über den Schnitt des Balles. Beim Bowling und Frisbee kann man ebenfalls mit einer Handgelengksdreheung den Drall bestimmen.

Viel Kost und auch Enttäuschungen

In ihrer Schlichtheit sind sämtliche Bewerbe mehr als Technologie-Demos, denn als tiefgehende Spielerfahrungen zu bewerten. Bei 12 Disziplinen und jeweils einigen freischaltbaren Herausforderungen gibt es jedoch reichlich zu meistern. (Leider fehlt die Möglichkeit über das Internet zu spielen und seine Erfolge online mit anderen zu vergleichen.)

Von der seichteren Unterhaltung sind "Basketball" (einfaches Körbewerfen) und "Wakeboard", bei dem man durch eher grobmotorische Bewegungen unkontrollierte Sprünge absolvieren muss. Absolut ersetzbar wäre "Radfahren" gewesen: Mit den Armen strampeln macht keinen Spaß.

Der bisher nicht erwähnte Bewerb "Kanufahren" verdeutlicht, dass Wii Sports Resort sein volles Potenzial erst zu mehrt entfaltet. Alleine macht das körperlich anstrengende Rudern gegen die Zeit keine Freude, um die Wette Paddeln ist hingegen witzig anzusehen. Der Schwertkampf und Tischtennis stechen auch im Mehrspieler heraus. Einziger Wermutstropfen: Bei Letzterem fehlen Doppel-Partien.

Einschränkungen und Abstriche

Obwohl sich im Vergleich zum Vorgänger einiges getan hat, verdeutlicht Wii Sports Resort klar die Limitierungen der MotionPlus-Technologie. Der Controller muss regelmässig neu kalibriert werden, was zugegeben in Sekundenschnelle erfolgt, in dem man das Gerät auf eine flache Oberfläche legt. Trotz Kalibrierung kommt es bei wilderen Bewegungen vor (siehe Schwertkampf), dass der Infrarotsensor für kurze Zeit die Positionierung des Eingabegeräts verliert, was in nicht gewollten Fuchteleien endet.

Die unscharfe, hölzerne Grafik und die wenig inspirierenden Begleitsounds, dürften das eine oder andere Augen- und Ohrenpaar recht rasch ermüden. Immerhin ist die Bildrate konstant hoch und der Spielablauf flüssig.

Fazit

Wii Sports Resort ist die Summe seiner Teile und überflügelt dank Hardware-Optimierung und zahlreichen neuen Herausforderungen klar den Vorgänger und Casual-Gaming-Klassiker. Zynisch könnte man kommentieren: Man kann sich nicht ganz des Eindrucks verwehren, dass Nintendo eigentlich erst jetzt eingehalten hat, was man mit der Wii ursprünglich versprochen hatte.

Die technischen Limitierungen fallen unter dem Strich weniger ins Gewicht, unterstreichen aber, dass es bald an der Zeit wäre, die Motion-Gaming-Zukunft einzuläuten - egal welcher Hersteller sich darum bemühen mag. Bis dahin stimmt das Gesamtpaket "Wii Sports Resort" jedenfalls und es bleibt zu wünschen, dass auch Dritthersteller das Potenzial von MotionPlus ausschöpfen. (Zsolt Wilhem, derStandard.at, 24.7.2009)