Selten wurde die Redaktion von so vielen LeserInnen auf eine Werbung gestoßen wie bei "Muchas Maracas".

Foto: Screenshot axe.de

Die Pussy-Spielchen mit interaktivem Element sind selten peinlich, für die Models, die wie dumme Sextoys posen, und für die Clip-Adressenten.

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Girls just wanna have fun. Da gehört pseudolesbisches Angrabbeln schon dazu!

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Axe hat in den letzten Jahren immer auf Testosteron gesetzt, was ja nicht unschlau ist, wenn man Hygieneartikel für Männer bewirbt und verkaufen will. Mal mit mehr Witz, mal eher derb umgesetzt. Die deutschen Axe-Spots sind allerdings kaum an jene anderer Provenience herangekommen. Irgendwie fehlte da immer das orginelle Element. Diesmal fehlt nicht nur das.

Der Clip-Kampagne "Muchas Maracas" (streng übersetzt: "Viele Rasseln", eigentlich gemeint: "Große Eier") mangelt es nur an einem nicht: Fremdschämfaktor. Leute ohne Eier sollten besser nicht auf die Webseite gehen, heißt es im Prolog des Online-Schauspiels für ein neues Duschgel. Angeblich beugen die dem unangenehmen Gefühl vor, das eine/n beschleicht, wenn die Spots abgehen. Und erst die Models! Die geben wirklich alles, weiß ich als Germany's Next Topmodel-Schauerin. Eine Ex-Kandidatin ist übrigens auch am Abrackern für die Spots - die einzige, der es nicht unheimlich peinlich zu sein scheint, was die Frauen da als personifizierte Bubenspäße so abliefern müssen. Kätzchen spielen, ablecken, gegenseitiges Popoklatschen, nassspritzen. Aber mit Text! Die drei Models führen mit "Ich habe mein Hirn zu Hause gelassen"-Verve durch die Clips. Alles voll animalisch, Alter. Und mit hohem Spaßfaktor für die Gamer da draußen - die Clips sind schließlich interaktiv: Die Mädchen machen ihre peinliche Faxen, und wenn du synchron zu ihrem Rhythmus auf die Tastatur klescht, sind sie befriedigt. Wenn nicht, schauen die Models ganz, ganz enttäuscht statt sexy. Und das will doch keiner sehen!

Nicht nur das wollen viele nicht sehen: Für eine Duschgel-Werbung im Gummipuppen-Kabinett zu stöbern und sexistische Zoten zu reanimieren, stört nicht wenige, wie wir anhand der Zuschriften an die Redaktion feststellen konnten; selbst in der Zielgruppe. Will man Männer bedienen, muss man das nicht unbedingt immer so wörtlich nehmen wie im vorliegenden Fall und alles und jede/n sexualisieren. Wenn aus Mangel an Ideen oder aufgrund von Marktforschungsergebnissen nicht auf den Sex-Konnex verzichtet wird, kann Werbung auch funktionieren, ohne die Modelle derart dumm zu verkaufen und Abziehbilder von Frauen zu entwerfen, die einfach peinlich sind. Wie im spanischen Clip zum selben Produkt: Prägnant, kurz und netter Aufhänger, der visuell mit dem Slogan arbeitet und sitzt. Nach Beschau des deutschen Online-No-Brainers aber empfehlen wir, sich statt mit dem beworbenen Gel (das nach Hörensagen sehr süßlich riecht) zu erfrischen, eine Zitrusdusche zu gönnen. (bto/dieStandard.at, 21.7.2009)