Website propagiert Heiligsprechung
von Jörg Haider (Artikel).

Foto: STANDARD/Friesenbichler

Dass Österreich ein Kuriositätenkabinett von Staat ist, hat sich inzwischen herumgesprochen. Massenblätter, in denen auf Knopfdruck des greisen Eigentümers schlatztriefende Gedichte und Artikel zuerst für den (die) einen Politiker, dann gegen sie und für andere erscheinen - zu diesem austriakischen Phänomen fügt sich nun harmonisch das Auftreten einer "Gebetsliga", die für die Heiligsprechung von Jörg Haider eintritt.

Die Tonalität der Website ist ausgesprochen jenseitig: "Allmächtiger ewiger Gott, Vater aller Menschen! Wir, deine Kinder und gehorsamen Diener bitten dich, wende dein Antlitz Jörg Haider zu ... Wir bitten dich aber auch für die Hasserfüllten und die Verleumder". Einiges, vor allem Internet-Technisches, lässt auf eine Satire schließen. Die Texte treffen allerdings perfekt das mystische Gewaber aus Anbetung und Weltverschwörungstheorien, das Haiders Tod umgibt, und sind somit vielleicht doch ernst gemeint.

Jedenfalls ernst gemeint ist aber, was Haiders "Lebensmensch" Petzner abgesondert hat: Sein Idol könnte von der "Ostküste" (=den Juden) umgebracht worden sein. Und das ist auch nur in Österreich möglich. (Hans Rauscher, DER STANDARD, Printausgabe, 29.6.2009)