Peter Eisendraht, erschöpft nach getaner Arbeit.

Foto: derStandard.at

In der Werbebranche arbeiten.

PRO

Gerade eben hab ich´'s wieder gemerkt. derStandard.at logiert in einem wunderschönen Haus im ersten Bezirk. Im Dachgeschoß der Wiener Börse. Vermutlich der Grund warum im Innenhof so viele Börsianer und Bänker herumkrebsen. Und als ich meinen Blick über die illustren Anzugträger schweifen ließ, wusste ich ganz plötzlich wieder warum ich recht gerne in einer Werbeagentur hackle. Wir sind ganz einfach die lässigeren Jollys. Im Ernst: Dieses Erlebnis führt mich zum eigentlich Pro, zu einem wirklichen Assett (man merkt ich sage: Assett- bin total Werbergaga) in dieser Branche. Es arbeiten oft interessante, witzige, nette, junge, gutaussehende Menschen in der Werbung. Man arbeitet oft in schicken Räumlichkeiten, mit dem Chef ist man per Du, es wird oft & heftig gefeiert und man kann, wie meine Mutter so schön zu sagen pflegt „mit deppert reden" relativ viel Geld verdienen. So weit so gut.

PS: Das Gefühl seine Idee irgendwann als Mega-Bord irgendwo picken zu sehen ist unbezahlbar gut!


CONTRA

Stundenlohn sollte man sich allerdings keinen ausrechnen. Verbringt man doch recht viel Zeit in den schick-reduzierten Räumen. Und da ich noch keinen alten Mann am Sterbebett den Satz „ Damals, hätt ich länger im Büro bleiben sollen..." sagen habe hören, halte ich etwaige Challenges, wer länger in der Agentur rumhockt für den absolut falschen Weg.

Generell läuft einiges seltsam in dieser eigenartigen Branche - ich bin zerrissen, mag ja vieles an meinem Beruf (Betonung liegt auf Beruf nicht Mission). Es gibt Umstände, die mir schon länger unter den Nägeln brennen oder - etwas unfeiner, wiewohl treffender formuliert - tierisch auf die Eier gehen. Fragen über Fragen: Wie gehen Kollegen mit Dingen um, die mich komplett kirre machen? Wie halten es intelligente Wesen länger als 15 Jahre in der Werbung aus?
Wie können Erwachsene dieses Business tatsächlich so verdammt ernst nehmen. Und viele nehmen es sehr ernst.

Und wo sind die alten Werber? In den heimischen Kreationsräumen liegt der Alterschnitt bei geschätzten 24.

No na. Die Kids sind hoch motiviert, verdienen einen Nasenrammel und haben überhaupt kein Problem damit, phasenweise unter ihrem Schreibtisch zu wohnen. Inklusive Schlafsack unterm Tisch. Alles schon gesehen.

Gibt's da eine Insel? Wo alle hängengebliebenen 44 -jährigen Texter und halbglatzig, versoffenen Grafiker abgeschoben werden? Wenn ja: Wo ist sie?

Und was passiert dann mit mir? In 7 Jahren bin ich 40!!! (Peter Eisendraht, derStandard.at, 20.5.2009)