Die Hiobsbotschaft kam für alle völlig überraschend und zu einem befremdlichen Zeitpunkt: Wenige Monate, bevor es am Large Hadron Collider des Cern in Genf mit dem größten Experiment der Geschichte nun wirklich losgeht und man die Früchte der langjährigen Vorarbeiten erntet, beschließt Österreich, aus dem Cern auszusteigen - nach genau 50-jähriger Mitgliedschaft. Der Grund: Budgetschwierigkeiten und neue Schwerpunktsetzungen, heißt es aus dem Wissenschaftsministerium. Und: In der Forschungspolitik könne man sich keine Stop-and-go-Politik erlauben, so Wissenschaftsminister Hahn.

Genau das aber bedeutet die ziemlich einzigartige Entscheidung - bisher hat nur Jugoslawien 1961 als einziges Land dauerhaft seine Cern-Mitgliedschaft beendet. Der Beschluss hat nämlich nicht nur unabsehbare Folgen für rund 150 heimische Teilchenphysiker, die zum Teil in Genf und zum Teil in Österreich tätig sind, sondern auch für mehr als 30 österreichischen Firmen, die mit dem Cern kooperieren. Das Hauptproblem ist der massive forschungspolitische Vertrauens- und Imageverlust, den sich Österreich mit diesem schlecht geplanten Schritt einhandeln würde. 

Vertrauen und Verlässlichkeit sind in der Welt der Wissenschaft entscheidende Werte. Wenn Österreich tatsächlich von heute auf morgen aus dem Cern-Vertrag aussteigen sollte, zerstört das Land mit einem Schlag seinen guten internationalen Ruf als Forschungsstandort, den es sich in den vergangenen Jahren so beharrlich erarbeitet hat. (Klaus Taschwer, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 8. Mai 2009)