Er hat ein Studium absolviert und als Reiseführer gearbeitet, ist auf einem Vogel Strauß geritten und durch Afrika gereist, ist Marathon gerannt und Bungee gesprungen. Keine Übertreibung also, wenn Ben Southall von sich behauptet, man kenne ihn als "den verrückten Abenteurer voller Energie". Jetzt muss der 34-jährige Engländer das Dolcefarniente lernen. Denn der "beste Job der Welt" , den Southall rund 34.000 Mitbewerbern vor der Nase weggeschnappt hat, besteht aus sechs Monaten bestbezahltem Nichtstun auf einer subtropischen Insel.

Am 1. Juli bezieht Southall ein Luxusappartement auf Hamilton Island am Great Barrier Reef in Australien. Ein halbes Jahr lang ist er Angestellter der Tourismusbehörde des australischen Bundesstaates Queensland, soll Fische füttern, schnorcheln und möglichst vielen Menschen weltweit von seinem Traumurlaub berichten. Dafür bezieht er 150.000 australische Dollar (83.800 Euro), also ein Gehalt, von dem selbst manche Investmentbanker heutzutage träumen.

Ein Traumjob, fürwahr. Vor allem aber eine geniale Werbekampagne für die Region, deren Einnahmen aus dem eminent wichtigen Tourismusgeschäft in der Weltwirtschaftskrise empfindlich geschrumpft sind. Gerade mal 1,7 Millionen Dollar kostete die Kampagne. Mitten im Jänner platzierte die Tourismusbehörde Stellenanzeigen in Zeitungen der nördlichen Hemisphäre. Binnen weniger Tage war die Geschichte vom "Hausmeister" -Job auf Hamilton die Titelgeschichte vieler Zeitungen, das Topthema fernwehsüchtiger Blogger im Internet.

Zuletzt brachte die viertägige Endrunde der 16 ausgewählten Bewerber erneut kostenlose Publicity. Branchenschätzungen zufolge erhielt die Tourismusbranche am großen Riff dadurch einen PR-Schub im Wert von 110 Millionen Dollar.

Und so erhielt Southall die frohe Botschaft seiner Wahl nicht von irgendeinem Behördenleiter, sondern aus dem Munde der Ministerpräsidentin von Queensland, Anna Bligh. Es handle sich um "eine extreme Ehre" , stammelte der fröhliche Engländer. "Hoffentlich sind meine Schwimmkünste ausreichend." Das könnte eine Anspielung gewesen sein auf die in Australien hartnäckig umgehenden Vorurteile, wonach Engländer sich ungern waschen, nur schlecht schwimmen und am Würstchengrill weitgehend Ungenießbares produzieren. Abenteurer Southall hat nun ein halbes Jahr Zeit, sein Gastland eines Besseren zu belehren - wenn er sich nicht doch lieber dem Nichtstun hingibt. (Sebastian Borger/DER STANDARD, Printausgabe, 7.5.2009)