Nintendo DSi ist am 3. April im Handel erschienen. Die unverbindliche Preisempfehlung liegt beit rund 170 Euro.

Vergleich: DSi links, DS Lite rechts

Webbrowser

Bilderverwaltung

Musikabspielen während dem Spielen

WarioWare: Snapped! - auf den Spuren EyeToys

Nintendos portable Spielkonsole DS startete am 3. April nach einigen Monaten des Wartens auch hierzulande in die dritte Generation. Nach der Originalausgabe, die 2004 das Tageslicht erblickte und dem DS Lite (2006), liefert der japanische Traditionskonzern mit dem DSi abermals Systemverbesserungen, Änderungen und Neuerungen nach.

Das hat auch seinen Preis, der DSi kostet mit rund 170 Euro ganze 40 Euro mehr als sein Vorgänger.

Verarbeitung

Der Nintendo DSi ist 12 Prozent schlanker und etwas leichter als der DS Lite und verfügt über einen 15 Prozent größeren und leuchtstärkeren 3,25 Zoll-Bildschirm. Die Auflösung beträgt pro Display immer noch magere 256 mal 192 Pixel. Da die Glossy-Bildschirme spiegeln, ist das Spielen bei direktem Lichteinfall nur eingeschränkt möglich. Die Lautsprecher klingen nach wie vor etwas bassarm, was bei den typischer Weise Sound-schwachen DS-Games weniger zum Tragen kommt, als beim Abspielen von Musik.

Das Gerät liegt gut in der Hand, das Gehäuse ist komplett aus mattiertem Kunststoff gefertigt. Im Detail betrachtet wirkt die Verarbeitung insbesondere im Vergleich zu Handhelds wie der billigeren PSP (Slim & Lite) und dem teureren iPod Touch etwas billig: Viele kleine Schrauben an der Rückseite und eine wenig solide Abdeckung des SD-Karten-Slots trüben das Erscheinungsbild.

Technologie-Upgrade mit Kompromissen

Im Inneren werkt ein ARM9E-Prozessor mit 133 MHz (satt dem originalen ARM9 mit 66MHz). Der Arbeitsspeicher ist mit 16 MB vervierfacht worden, der interne Speicher von nur 256 MB kann mit SDHC-Karten ausgebaut werden.

Die größte sichtbare Veränderung ist die Ergänzung um zwei VGA-Kameras an der Außen- und Innenseite, die mit 640 mal 480 Bildpunkten auflösen. Sie dienen sowohl der Aufnahme von Fotos und werden in Spiele eingebunden. Die Auflösung wäre für PC-Bildschirme oder Ausdrucke zu gering, für die kleinen Bildschirme des DSi reicht sie aber allemal.

Ebenso neu ist die Möglichkeit AAC-Audiodateien abzuspielen. Das eingebaute Mikrofon wird für Stimmverzerrungen und ähnlich erheiternde Unterhaltung genutzt.

Die WLAN-Anbindung wurde um die WPA2-Verschlüsselung erweitert und funktioniert so auch in besser geschützten kabellosen Netzwerken.

Das größte Manko ist der Wegfall des Einschubs für Gameboy-Advance-Spiele. Das schadet nicht nur der Abwärtskompatibilität, sondern verhindert auch den Einsatz bestehender Peripheriegeräte wie sie für Titel wie "Guitar Hero DS" benötigt werden.

Abseits dieser Änderungen wurde auch der Netzteilanschluss abermals abgewandelt, was wohl bestehende, interessierte DS-Nutzer ärgern dürfte.

Mehr Leistung, weniger Ausdauer

Trotz verbesserter Systemhardware profitieren aktuell erhältliche Spiele nicht merklich davon. Nintendo verspricht in Zukunft Titel zu veröffentlichen, die speziell auf die Leistung des DSi ausgelegt sind. Vorerst sieht es so aus, als wäre das Update durch die Integration der Kameras bedingt worden.

Das Leistungsunterschied macht sich bei der Akkulaufzeit bemerkbar. Die maximale Betriebszeit ist von 19 Stunden auf 14 Stunden gesunken.

Software und Navigation

Hand in Hand mit der Hardware wurde der Betriebssoftware ein Feinschliff verliehen. Die Benutzeroberfläche erinnert leicht an jene der PSP, wobei die Programme und Medieninhalte von links nach rechts an einem Balken "aufgefädelt" sind. Die Navigation erfolgt sowohl mit dem Touchpen (Stylus) als auch mit dem Steuerkreuz reibungslos. Störend sind die ständigen Bestätigungsdialoge bei der Änderung von Einstellungen.

In zweierlei Hinsicht nicht sehr gut durchdacht ist die Vereinigung des Power-Buttons mit einer Home-Button-Funktion: Die Bezeichnung ist wenig aufschlussreich und ist man in einem Programm, holt ein Klick auf den An und Aus-Schalter in das Hauptmenü zurück, egal, ob man abgespeichert hat oder nicht.

Schräge Fotos und Sound

Mit den Kameras wurde ein passendes Programm zur Aufnahme von Fotos mitgeliefert. Man kann zwischen Außen- und Innenseite wählen, der Bildschirm als Sucher liefert ein etwas ruckelndes Bild. Die geringe Lichtempfindlichkeit macht die DSi-Kameras aber so und so nicht zur perfekten Schnappschuss-Knipse. Dafür bietet Nintendo eine Reihe von spielerischen Editierungsmöglichkeiten, um Portraits zu verzerren, mit Gegenständen zu maskieren und anderweitig zu karikieren.

Gleiches gilt für die Sound-Aufnahme-Software, die alle möglichen Synthesizer zur Stimmverzerrung bereit hält. Zur Kinderparty muss künftig zumindest kein teures Helium für Babystimmen verblasen werden. Daneben können mit dem Audioplayer Sound-Dateien im AAC-Format abgespielt werden.

Sowohl der Umgang mit Kamera und als auch die Bedienung des Mikrofons werden kinderfreundlich erläutert. Die mitgelieferte Software macht Spaß, dürfte in Summe wohl aber eher ganz junge und ganz jung gebliebene Anwender bei Laune halten.

Lahmes Web

Ausnahmsweise für Nintendo wurde dem DSi ein kostenloser Webbrowser (Opera 9.50) beigelegt. Die dafür notwendige Internetverbindung über WLAN geht insbesondere bei WPA2-gesicherten Netzwerken etwas umständlicher von Statten, als es bei Produkten des Mitbewerbs der Fall ist. Das liegt daran, dass der Netzwerkmanager die Verschlüsselungsart - zumindest im Test - nicht automatisch erkennt und der Zugang manuell eingerichtet werden muss.

Der Webbrowser eignet sich jedenfalls nur bedingt fürs Internetsurfen. Abseits fehlender Plug-ins für Flash-Inhalte wie Youtube-Videos, liegt dies an der geringen Auflösung der Bildschirme. Selbst Textversionen von Webseiten passen nur knapp ins Bild. Fürs gelegentliche Nachschlagen reicht es aber.

Online-Shopping für DSiWare

Inhaltlich gesehen ist die wichtigste Neuheit der Online-Shop, über den Downloadspiele und Programme - so genannte DSiWare - heruntergeladen werden können. (Anm.: Wie jedes DSi- Programm können Eltern ihren Kinder den Zugang zum Online-Shop über die Jugendschutzeinstellungen per Passwort verwehren.)

Neukunden erhalten bei der Erstanmeldung 1.000 Nintendo Points im Gegenwert von 10 Euro. Weitere Punkte erwirbt man direkt mit der tKreditkarte oder über im Handel erhältliche Gutschriftkarten. Zurzeit findet man eine Hand voll Spiele im Sortiment. Auffallend hierbei sind die unübersichtlichen Blockmenüs und die langen Ladezeiten. Andererseits zeigt sich wieder einmal Nintendos Hang zur Entertainment-Perfektion. So gibt es statt einem einfachen Downloadbalken winzige Super Marios, Luigis und Toads, die einen Behälter mit blauen Bällen auffüllen - begleitet von vertrauten Tönen.

Games

Zu den Spielen: Für 1.000 Punkte haben sich die Titel "WarioWare: Snapped!", "Pyoro" und "Papierflieger" dem Test stellen müssen.

WarioWare: Snapped!: Wer mit EyeToy von der PS2 vertraut ist, wird auch bei Snapped schnell den Dreh heraus haben. Die Kamera der Konsole erfasst Kopf- und Handbewegungen und bindet diese in kleine Spiele ein. Wenn auch eher für die Jüngsten unter den Spielern auf Dauer erheiternd, macht das Spiel aus den stumpfsinnigen Verrenkungen das Beste und bettet sie am Ende einer Serie in verfremdeter Szenen ein.

Die wenigen Modi sind in einigen Minuten durchgespielt, haben dafür auch einen sehr kurzweiligen Charakter. Technisch zeigt sich, dass die Kameraerfassung gut funktioniert - sofern die Lichtverhältnisse passen. Zu dunkel darf es nicht sein.

"Pyoro" und "Papierflieger": Bei Ersterem sammelt man als Vogel mit langer Zunge herunterfallendes Obst auf und achtet darauf nichts auszulassen. Bei Papierflieger geleitet man einen Papierflieger mit Links-Rechts-Tastendrücken durch einen Slalomparcours.

Dem ersten Eindruck nach dürfte Nintendos Shop das Potenzial zur Cashcow haben. Das liegt nicht unbedingt an der Qualität der Inhalte sondern vielleicht auch an der Preisgestaltung. Um 2 Euro können sich sogar eher monotone Werke wie "Pyoro" und "Papierflieger" verkaufen - ein Phänomen, das in zahlreichen Fällen von Apples AppStore bekannt ist. WarioWare: Snapped! hingegen zeigt schon eher das qualitative Potenzial.

Fazit...

Der Nintendo DSi bietet einen Pool an kinderfreundlichen Anwendungsgebieten, denen sich vielleicht auch der eine oder andere Erwachsene nicht entziehen möchte. Vom Menü bis zu den Bedienungsanleitungen der Applikationen und dem Online-Shop wurde alles in die knuddelige Welt der Marios und Warios eingebettet. Die Handhabung ist eingängig, die kleinen Designverbesserungen großteils willkommen.

Allerdings kann auch der Nachfolger der aktuell bestverkauften portablen Spielkonsole technisch kaum überzeugen. Moderne Mobiltelefone leisten heutzutage schon mehr als der DSi - von einer Revolution kann daher kaum die Rede sein, auch wenn die Kameras potenziell neue und interessante Spielmöglichkeiten liefern. Die Killer-Applikation lässt noch auf sich warten. Der deutlich höhere Preis im Vergleich zum drei Jahre alten Vorgänger DS Lite wirkt jedenfalls nicht gerechtfertigt.

...und Ausblick

Das größte Fragezeichen steht hinter dem Online-Shop. Rein theoretisch erweitert er das reichhaltige Software-Sortiment des DS um einen praktischen und raschen Erwerbskanal. Allerdings bieten die Mitbewerber seit geraumer Zeit schon bessere und umfangreichere Download-Stores. Vor allem Erwachsene, die sich weniger mit den kindlichen Inhalten des DSi identifizieren, finden heute mit iPhone und Co. bessere Plattformen zum gelegentlichen Gehirn-Jogging und Moorhuhn-Schießen für unterwegs. Mit der PSP und dem gut integrierten PSN-Store steht indes eine klar leistungstärkere und medial vielfältigere Konkurrenz gegenüber, die sogar günstiger ist.

Dennoch wird es am Ende des Tages auf die Spiele ankommen, die Nintendo bereitstellt. Im verschärften Wettbewerb mit Sony und jetzt auch Apple muss Nintendo umso mehr auf exklusive Spieleinnovationen und beliebte Zugpferde setzen. Insbesondere durch das iPhone könnte Nintendo zunehmend ältere Zielgruppen verlieren, die man einst mit Sudoku, Gehirnjogging und Co. für sich gewinnen konnte. (Zsolt Wilhelm, derStandard.at, 14.4.2009)