Empire: Total War (Creative Assembly/Sega) ist für PC erschienen.

 

Screenshots aus dem Spiel:

Screenshot: Sega

Auf der Weltkarte....

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und im Gefecht.

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Sklaverei, Armut, Hungersnot - blenden wir für einen Moment die Schattenseiten der industriellen Revolution aus und richten unsere Vorstellungskraft auf die literarischen Abenteuer dieser Zeit.

Im 18. Jahrhundert ist die Weltkarte ein Spielbrett des Imperialismus. Die Eroberung fremder Regionen wird zur Essenz des Fortschritts. Die Entwicklung neuer Technologien erlaubt es über Grenzen hinwegzuschreiten, Kolonien kämpfen um ihre Unabhängigkeit, das Rennen um die Handelsrouten im Osten ist eröffnet, die Globalisierung trägt Krieg und Ökonomie gleichermaßen in die ressourcenreiche Welt.

Empire: Total War versetzt einen in die Rolle des Herrschers über eine von elf spielbaren der mehr als 60 Nationen und ebnet den Weg, die Geschichte neu zu schreiben.

Österreich gegen Preußen

Als imaginärer Imperator des österreichischen Kaiserreichs bemüht man sich um multilaterale Handelsabkommen, um an die Schätze in Übersee zu gelangen und stellt im Gegenzug die militärische Macht zu Diensten Verbündeter. Mit England okkupiert man die hohe See, unterjocht ferne Länder und versucht Amerika zu vereinnahmen.

Eine clevere Mischung aus rundenbasierter Strategie im Stile "Risikos" und Echtzeitschlachten verlangt Weitblick und Kaltschnäuzigkeit zugleich, wenn es darum geht die richtigen Hebel der Diplomatie zu bewegen, um auf den eigenen Vorteil bedachte Forschungen in Auftrag zu geben und den Feldherren zu Land und im Wasser zu mimen.

Grenzenlos

Die Vielfalt an Möglichkeiten überfordert in den ersten Zügen. Soll man nun die Armee aufrüsten, das Nachbarland um Rohstofflieferungen bitten oder doch auf die Bildung des eigenen Volkes achten. Auf den Handelsrouten lauern Piraten, über Land steht der Feind im Weg. Angriff oder Nichtangriffspakt - was machen die Verbündeten?

Am Besten man spielt einfach drauf los. Das Grundgerüst steht: Jede spielbare Nation hat ihre eigene Kampagne. Ob kurz oder lang, leicht oder schwer darf man wählen, nur das jeweils vorgegebene Ziel sollte man erreichen. Nach jedem Spielzug werkt die künstliche Intelligenz und treibt das Geschehen voran. Dabei waren die Entwickler um Geschichtstreue bemüht, damit es zumindest ab und an zu historischen Auseinandersetzungen kommt.

Individueller Imperialist

Wie man seine Aufgabe bewältigt, ist dem individuellen Geschmack überlassen. Wer sein Schicksal lieber am Reißbrett ausknobelt, schafft im Ernstfall die idealen Kampfvoraussetzungen und lässt den Computer über den Ausgang einer Schlacht entscheiden. Wer sich lieber im Felde beweist, stellt den rundenbasierten Strategie-Part samt Entwicklung, Handel und Diplomatie auf "leicht" und ficht um die Weltherrschaft.

Werkt man zu einseitig, bringt man sich jedoch nicht nur um den eigenen Vorteil, sondern läuft auch Gefahr wertvolle Episoden dieser schweißtreibenden Lehrstunde zu versäumen.

Bilderbuch

Sowohl die Landkarten, Forschungs- und Bau-Menüs, als auch die dreidimensionalen Echtzeitgefechte strotzen vor Liebe zum Detail. Von den Entwicklungen bis hin zu den Uniformen basiert nahezu alles auf Fakten. Beim Navigieren der Truppen verliert man sich in den Einzelheiten der Formationen, ordnet taktisch sinnvolle Gefechtsstellungen auf Hügeln oder im Walde an und sieht zu, wie die Soldaten sich im Quadrat aufstellen und Bajonette auf ihre Musketen spannen, um die anstürmende Kavallerie abzuwehren.

Zur See achtet man auf die Windrichtung und durchkreuzt die gegnerische Flotte, während man die Kanoniere Back- und Steuerbords zum Feuern anweist. Kein leichtes Unterfangen, das mehrere Anläufe bedingt.
Blei schneidet physikalisch gerecht durch Luft und Außenwand. Holz splittert ab, Masten kippen. Wo das feindliche Schiff getroffen wurde, dringt Wasser ein. Lediglich die kahlen Schauplätze mindern etwas die epische Atmosphäre.

Politik

Sowohl in der Realität als auch im Spiel wird ein Gutteil des Schicksals durch politische Entscheidungen bestimmt. So forciert man wahlweise die gefestigte Monarchie oder strebt nach einer Republik. Doch Vorsicht: Wer der Opposition unterliegt, droht im Aufstand der Bürger unterzugehen.

Die Stimmung und die Moral der Untertanen spielt eine gewichtige Rolle. Der Import von Luxusgütern und Köstlichkeiten kann so schon mal zum Opium des Volkes werden, wenn etwa die Hauptstadt vor einer zehrenden Belagerung steht.

Multiplayer auf Raten

So umfangreich die Einzelspieler-Kampagne samt einführendem Tutorial und amerikanischem Unabhängigkeitskrieg ist, so spärlich wurde die gemeinsame Spielwiese besät. Lediglich die Schlachten dürfen maximal zu acht gegeneinander ausgetragen werden.

Die Multiplayer-Erweiterung für die Kampagne soll laut Entwickler Creative Assembly per Update nachgereicht werden. Erst dann dürfte sich der wahre Risiko-Charakter entfalten.

Fazit

Empire: Total War ist eine Sternstunde des spielerischen Geschichtsunterrichts. Obgleich kundige Professoren an allen Ecken Lücken und Beschönigungen fänden, hat es selten so viel Spaß gemacht in die Welt der Urväter abzutauchen. Strategiefans an beiden Enden des Spektrums werden gleichermaßen bedient. Die Nachlieferung des kompletten Mehrspielermodus per Patch sollte die persönlichen Weltherrschaftsträume indes unbedingt um den Wettbewerbsfaktor ergänzen. Doch auch bis dahin steht der Empfehlung nichts im Wege. (Zsolt Wilhelm, derStandard.at, 8.3.2009)