Killzone 2 von Guerrilla Games wird von SCEE vertrieben und ist ab dem 25. Februar im Handel erhältlich.

Sony Computer Entertainment

 

Screenshots aus der Einzelspieler-Kampagne:

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Screenshots aus dem Mehrspieler-Modus:

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Von der Ferne eilt ein Summen heran. Es rückt näher im Gleichschritt an die Front, getrieben vom dumpfen Schrei der Kameraden, im Getöse der Rauch- und Ruß-getränkten Luft. Dann ist es da: das Summen wird zum Rauschen, unterbrochen vom vereinzelten Klirren alter Kacheln und verdampfendem Fleisch im Hintergrund. Ein Kugelhagel zischt über die Köpfe, gestoppt von den Leibern der Armseligen, die nicht in Deckung gehen konnten. Die Worte des Master Sergeant kämpfen gegen das Geräuschchaos an - seine Stimme ist resolut, sein Gesicht verzerrt von den Bildern des Schlachtfeldes. Jede Pore scheint bereit für den Tod zu sein, bereit für die Sache zu sterben. Also tausche ich das Magazin, lade durch und hebe den Kopf für eine Sekunde aus der Deckung.

Leuchtend rote Augenpaare schwirren von einem Mauervorsprung zum anderen. Ein Standgeschütz wird angeworfen, schon rasseln die Munitionsketten am Kolben vorbei. Todesmut treibt die düsteren Gestalten in den schwarzen Mänteln voran. Der Feind dreht sich geschickt durch den Kugelhagel, schießt, wann immer er einen Schopf ins Visier bekommt. Granaten schlagen ein. Etwas benommen ertappe ich einen an eine Barrikade gelehnten Soldaten beim Laden seiner Pistole. Ich visiere an und schieße. Der Helm fliegt in hohem Bogen nach hinten, eine unbeschadete Glatze kommt zum Vorschein. Wutentbrannt stürmt der Helghast auf mich zu, hebt sein Messer wenige Meter vor mir zum finalen Schlag. Panisch ziehe ich den Abzug zurück - das Blitzgewitter reißt dem Anstürmenden die Beine unter dem Körper weg. Helles Blut spritzt mir ins Gesicht. Vor mir krümmt sich ein Haufen Elend, "keine Gefangenen" donnert es über die Schultern ans Trommelfell.

Impressionen aus der Einzelspieler-Kampagne

Atmosphäre

Die Schlacht am Visari Square ist symptomatisch für den Krieg zwischen der ISA (Interplanetarische Strategische Allianz) und den Helghast. Gewinner gibt es nicht, selbst wenn der Feind besiegt wurde und seine Stadt in Trümmern liegt. Zu trist ist die Aussicht auf den Morgen, den immerwährenden zwischenmenschlichen Hass. Das vorerst letzte Kapitel von Killzone führt den Kampf auf den Heimatplaneten der Helghast, nachdem die Mannen unter Imperiator Scolar Visari in den ersten beiden Konfrontationen zurückgeschlagen werden konnten. Eine Geschichte, die nicht mit Überraschungen aufwartet, keine wilden Verstrickungen sucht und vielleicht gerade so den Terror dieses Konflikts und auch dessen Unlösbarkeit am besten beschreibt.

Im 24. Jahrhundert, so die Vision der Autoren, hat die Menschheit noch immer keinen Frieden gefunden. Aus der Sicht Sergeant 1st Class Thomas "Sev" Sevchenkos bereitet man sich zur Invasion vor. Die Landetruppen stehen bereit zum Absprung, der Siegeswille ermutigt zu großen, hohlen Sprüchen. Ein Raketenschwarm wird vorausgeschickt - das Inferno als Nachricht von Oben.

Die Landung glückt, doch die adrenalingesteigerte Euphorie verstummt beim Anblick der pechschwarzen Hochburg des Feindes. Ein Getto aus Wellblechdächern und trostlosen Betonbauten, das wie die Krallen einer Pranke alles Menschliche erdrückt. Die Fassaden der Wohnhäuser sind heruntergekommen, der Dreck sammelt sich Knöcheltief in den engen Gassen. Platz für breit angelegte Offensiven gibt es nicht, im Häuserkampf heißt es Mann gegen Mann. Der Himmel ist vom Rauch brennender Dächer verdunkelt, riesige Geschütztürme schießen Blitze ins Weltall, vernichten die Schiffe der ISA-Flotte.

Beinhart

Wenn gleich Killzone 2 sich nicht anschickt die spielerischen Eckpfeiler wegweisender Genrevertreter in den Boden zu Stampfen, so zeigt sich in den ersten virtuellen Atemzügen bereits, dass hier die Luft dicker ist, die Atmosphäre dichter und die Schusswechsel intensiver sind, als in den meisten Egoshootern. Selbst für Anfänger gibt es kein Erbarmen. Die Gegner agieren clever, sprechen einander ab, werfen Handgranaten, um einen herauszulocken und schießen blind und über Kopf aus der Deckung. Unter permanentem Druck, lediglich mit einem Gewehr und dem Standard-Revolver bewaffnet, muss man sich den nächsten Schritt stets gut überlegen, sonst wird die Munition schnell knapp. Auf dem Weg durch die einschüchternden Slums kommt man kaum zur Ruhe. Das Gefühl, tatsächlich in Mitten eines Krieges zu sein, macht sich von der ersten Sekunde an breit. Unterstützt von imposanten Zwischensequenzen, erkennt man die Ausmaße dieses Konflikts, der weder Soldaten noch Zivilisten verschont.

Hi und da wird eine Prise mehr Science-Fiction eingestreut, wenn fliegende Drohnen sich zum Endkampf stellen oder einem eine allesvernichtende Elektro-Waffe in die Hände fällt. Die meiste Zeit allerdings bedient man sich traditionellerer Gerätschaft und feuert mit MGs und Karabinern. Rambos und Helden sterben als erstes, wer überleben will, nutzt das Deckungssystem und späht vorsichtig um die Ecke, um die Lage abzuklären. Die computergesteuerten Kameraden unterstützen einen tatkräftig. Sie ermutigen weiterzumachen, monieren mangelnde Rückendeckung und warnen vor Granaten. Lässt man sie alleine an der Front zurück, sollte man jedoch damit rechnen, sie zu einem späteren Zeitpunkt mit dem Defibrilator wiederbeleben zu müssen.

In den drei höchsten Schwierigkeitsgraden wirkt das Gegnerverhalten besonders realistisch und zwingt dazu taktischer vorzugehen, als man es von Kriegsspielen gewohnt sein mag. Jeder Schuss hinterlässt seine Wirkung, doch wildes Durch-die-Gegend-Ballern führt nicht zum Erfolg. Idealer Weise fokussiert man herumstehende Gastanks an und provoziert mit ein paar gezielten Schüssen eine verheerende Explosion. Eng gesteckte automatsiche Speicherpunkte minimieren das Frustpotenzial.

Die rund zehnstündige Einzelspieler-Kampagne bedient sich aller Shooterfinessen, ist schweißtreibend, kurzweilig und an mancher Stelle wünschte man sich sogar mehr vom Gleichen. Etwa wenn man ans Steuer eines Kampfroboters darf oder auf einem rasenden Zug gleichzeitig gegen den peitschenden Wind und die Gegner ankommen muss. Etwas altbacken, aber ungebrochen effektvoll wirken die geskripteten Ereignisse. Das sorgt ähnlich wie bei "Call of Duty" zwar für ein hohes Maß an Nervenkitzel, in vereinzelten Fällen erscheint der Ablauf dann aber zu durchsichtig. Ein Kompromiss, der angesichts der Detailfülle verschmerzbar ist.

Ein netter Aspekt am Rande: Der Beschleunigungsensor im Sixaxis-Controler der PS3 wurde geschickt eingebaut, wenn es darum geht Ventile zu öffnen. Kein herausragendes Element, allerdings ein erfrischend sinnvoller Einsatz einer in vielen Spielen falsch genutzten Technologie.

Makellos grässlich

So fordernd die spielerische Umsetzung ist, so gelungen ist auch die audiovisuelle Gestaltung. Gefallen will Killzone 2 dabei nie, sondern mit raffiniertem Einsatz von Technik den Schauplatz - seien es die klaustrophobisch engen Gassen der Slums, die rot-gold schimmernde Wüste oder die imperiale Festung Visaris - greifbar machen. Tiefenunschärfeeffkte lassen beim Nachladen die Waffe gestochen scharf werden und den Hintergrund verschwimmen. Beim Blick gegen die Sonne schimmert ein Blendenfleck übers Bild. Papier und Staub wirbeln im Luftzug durch die Straßen, Gewehrkugeln reißen zunächst den Verputz und dann sogar Gestein weg.

Getroffene Gasflaschen zischen und kreiseln im Surround-Sound durch den Raum, bis sie explodieren und alles, was nicht niet- und nagelfest ist, durch die Gegend katapultieren. Die orchestrale Untermalung treibt die Spannung an die Spitze, wenn sich jeglicher Verstand in den Wirren der Kriegssynphonie verliert. Die schauspielerische Leistung wird durch reibungslose Animationen und realistische Gesichtsmimik getragen. Hin und wieder treten die Dialoge etwas zu sehr in den Hintergrund, sodass man die Orientierungshilfe aufrufen muss, um zu sehen, wo es weitergeht. Angenehm hingegen ist der fließende Übergang von einer Szene in die andere. Ladezeiten gibt es während des Spielens nie, so wird man zu keiner Zeit aus dem Erlebnis herausgerissen.

Impressionen aus dem Multiplayer

Gemeinsam und gegen Bots

Neben der durch und durch geglückten Kampagne ist das zweite Highlight von Killzone 2 der Mehrspieler-Part. Ein ausgeklügeltes System aus rudimentären Rollenspielelementen und wechselnden Missionen sorgt dafür, dass die Online-Gefechte auf den 8 unterschiedlichen Karten gegen maximal 31 Mitspieler stets abwechslungsreich sind. Jede Karte passt sich zum Zwecke der Variation der Anzahl der Teilnehmer an. Jeder Spieler beginnt mit einem einfachen Soldaten und wählt die Seite, auf der er kämpfen will. Im Zuge der Matches erhält man Punkte für erbrachte Leistungen, die man gegen neue Waffen und Spielerklassen tauschen kann. Auf jeder Seite - ISA und Helghast - stehen sieben Klassen zur Verfügung - darunter Sanitäter, Taktiker, Saboteur und Ingenieur. Letzterer kann selbstfeuernde Geschütze aufbauen.

Die fünf Missionen reichen vom klassischen "Capture the Flag" bis zum besonders unterhaltsamen Assassination-Modus, bei dem ein Spieler einer Partei die Zielperson ist und eine bestimmte Zeit lang überleben muss. Wahlweise können alle Modi auch nacheinander in einem Match gespielt werden. Die Spieleinstellungen lassen sich nach Belieben modifizieren, auch können vor den Partien Spieler dezidierten Squads zugeteilt werden, um die Absprachen zu erleichtern.

Über das eigens errichtete Portal Killzone.com dürfen sich Spieler zu Clans formieren und können öffentlichen Turnieren beitreten. Das Portal kann dank dem Webbrowser der Konsole direkt über das Spielmenü aufgerufen werden.

Für private Veranstaltungen über das Netz können bis zu 15 computergesteuerte Mitspieler "Bots" hinzugeladen werden. Je nach Schwierigkeitsgrad dienen die Bots nicht nur als Lückenfüller, sondern auch zum Üben. Punkte bekommt man im Spiel gegen die künstliche Inteligenz allerdings nicht. Insgesamt spielt sich der Mehrspielermodus schneller als die Einzelspielerkampagne, da das Deckungssystem herausgenommen wurde. Die zahlreichen Soldatenklassen und die Individualisierung des Spieltyps bergen ein großes Suchtpotenzial in sich.

Kleiner Wermutstropfen: Die Kampagne kann nicht gemeinsam absolviert werden (Coop) und die Partien über den geteilten Bildschirm (Split-Screen) sind ebenfalls nicht möglich.

Fazit

Brutale Shooter gibt es heutzutage wie Blut im Schlachthaus. Versuchen die einen mit martialischen Hinrichtungen und Bonbon-Grafik zu schockieren, verfolgen andere die Absicht Gewalt als Mittel zum Zweck zu nutzen, um Gefühle zu erzeugen und Spieler in nervenzerreißende Geschichten eintauchen zu lassen. Killzone 2 gehört definitiv zur letzteren Sorte. Es mag technisch neue Maßstäbe setzen, versucht aber niemals zu gefallen. Viel mehr haben die Entwickler ihr großes Können für die Erschaffung einer bedrückenden und beängstigenden Welt genutzt, die Spieler in wenigen Augenblicken in ihren Bann zieht. Atmosphärisch ist Killzone 2 ein Meilenstein und spielerisch sowohl in der Kampagne mit beinhart cleveren Gegnern, als auch im Multiplayer mit Bots und Langzeitmotivation komplett. Das taktische Element macht den Einstieg etwas schwerer, als man es von den etablierten Genregrößen gewohnt ist. Guerilla Games zeigt, was mit der PlayStation 3 möglich ist.

(Zsolt Wilhelm, derStandard.at, 4.2.2009)