Hoch oben und weit weg von Zuhause: ein junges Paar geniesst die Zweisamkeit.

Foto: Katja Fleischmann

Jorge versichert mir, dass er schon von klein auf wusste, dass er keine Mexikanerin heiraten würde und César sagt, dass er nach drei Jahren in Europa nicht mehr mit den Frauen hier zurecht kommt. Und Ramón meint überhaupt, dass es keine hübschen Mexikanerinnen gibt – um sich kurz darauf zu korrigieren: "Wirklich hübsch sind die Mädels aus reichem Hause" – und bezieht sich damit wohl auf die Tatsache, dass viele Mexikaner der Mittel- und Oberschicht sowohl amerikanische als auch europäische Einflüsse in sich vereinen. "Doch die sind derart eingebildet, dass ich nichts mit ihnen anfangen kann".

Ich bin erstaunt und frage mich was ist los mit den Jungs?

Alle drei kommen aus gutem Hause, haben studiert und in Europa gelebt. Und über den Tellerrand zu schauen hat eben zur Folge, dass man Selbstverständlichkeiten im eigenen Land plötzlich zu hinterfragen beginnt. Und wie es scheint, sind die drei plötzlich emanzipierter als viele Frauen hier. "In Österreich wusste ich wenigstens woran ich bin bei einer Frau", meint César, "doch die Mexikanerinnen spielen mit dir. Sie lassen sich von dir ausführen und einladen und das kann wochenlang gehen, bis sie dir dann sagen, dass sie sich gar nicht für dich interessieren".

Und dann schüttelt er den Kopf über sein letztes Date. Er war mit einer Frau im Kino und erzählt mir, dass er ihr die Kinokarte, den Parkplatz für ihr Auto und das Getränk vor dem Film bezahlte. Danach bestellten sie noch einen Café und diesmal ließ er sie selbst bezahlen. Von einem Freund erfuhr er dann, dass besagte Dame ihn als geizig bezeichnete, jedoch meinte, sie würde ihm noch eine Chance geben und sich noch mal von ihm einladen lassen.

Jorge ist mit einer Schwedin zusammen und rundum glücklich: "Malin und ich, wir ergänzen uns perfekt. Oft beginnt einer von uns einen Gedanken und der andere führt ihn zu Ende". Warum er nicht auf Mexikanerinnen steht hat er schnell erklärt. Er hat sich einfach immer schon für das vermeintlich Fremde, das kulturell Unterschiedliche und die gewisse Andersartigkeit interessiert, ganz nach dem Motto "Gegensätze" ziehen sich an. Und während er der extrovertierte, zuweilen verrückte und oft ruhelose Part in der Beziehung ist, schätzt er Malins ruhige und gelassene Art, die ihn immer wieder sanft zu Boden bringt.

Eine Bi-kulturelle Familie: Jorge und seine schwedische Frau Malin mit der kleinen Hanna. Foto: Katja Fleischmann
Foto: Katja Fleischmann

Und Ramón findet einfach, dass Europäerinnen liberaler sind. "Mit einer Mexikanerin läuft beim ersten Date gar nichts und wenn doch, dann war sie betrunken und der Typ hat die Situation ausgenutzt." In Mexiko ticken die Uhren noch anders und Ramón geht die Doppelmoral auf die Nerven. Die Eltern nötigen junge Paare dazu in Stundenhotels zu gehen und "wenn du als Junge im Haus der Eltern des Mädchens bist, dann sitzt dir der Vater im Nacken um ja jedes Wort zu verstehen, das du mit ihr wechselst". Während es für Jungs selbstverständlich ist, mit ihren Erfahrungen zu prahlen, fühlen sich Mädchen oft schlecht, wenn sie den jungfräulichen Ansprüchen ihrer Eltern nicht mehr entsprechen. Und zusammengezogen wird erst nach der Hochzeit. Ramón schüttelt den Kopf: "Das anerzogene schlechte Gewissen legen die Mädchen meist dann ab, wenn sie Mexiko für eine gewisse Zeit verlassen". (Katja Fleischmann)