"Ich weiß zwar nicht, wo ich hinfahr, dafür bin ich früher dort". Der Text Helmut Qualtingers (aus: Der Wilde mit seiner Maschin) könnte auch auf das Schicksal des deutschen Computerbauers Fujitsu-Siemens (FSC) zutreffen:

Bahn

Erst vergangene Woche schickte FSC die Meldung aus, dass künftig IT-Produkte aus China aus Gründen der Liefergeschwindigkeit und des Umweltschutzes über eine 10.000 Kilometer lange Bahnverbindung zu den deutschen Produktionsstätten in Sömmerda und Augsburg transportiert würden. Ob das Unternehmen diese noch lang in Anspruch nehmen wird, ist derzeit fraglich.

Würfel bereits gefallen

Zeitungsberichten zufolge sind bei der deutschen Siemens die Würfel für den Ausstieg aus dem Gemeinschaftsunternehmen mit dem japanischen Elektronikkonzern Fujitsu gefallen. Ein formeller Beschluss soll zwar laut Financial Times Deutschland noch nicht gefallen sein, bekannt ist jedoch, dass Siemens-Chef Peter Löscher mit der Rendite von FSC, an dem beide Seiten je 50 Prozent halten, nicht zufrieden ist. Einer Analyse der Experton Group zufolge liegt diese bei etwa einem Prozent und verfehle damit die Siemens-Konzernerwartung von sieben bis zwölf Prozent klar.

Baldige Entscheidung

Nach Handy- und Telekomsparte wäre der Rückzug aus der PC- und Notebook-Herstellung das dritte IT-Kerngeschäft, aus dem sich Siemens zurückzieht. Das FSC-Joint-Venture setzte zuletzt mit 10.500 Mitarbeitern 6,6 Milliarden Euro um, der Gewinn vor Steuern lag bei 105 Mio. Euro . Allerdings ging heuer die Marktführerschaft in Deutschland an Acer verloren.

Eine Entscheidung muss dieser Tage fallen, denn Ende September 2009 läuft der zehnjährige Kooperationsvertrag mit Fujitsu aus. Die Japaner sollen an der Geschäftskundensparte (IT-Services, Speicher, Mainframes, Server für Unternehmen) interessiert sein. Laut Euro am Sonntag wird diskutiert, dass Fujitsu in einem ersten Schritt den Siemens-Anteil übernimmt und die margenschwache Produktion von PCs und Notebooks für Privatkunden anschließend weiterverkauft. Als möglicher Käufer gelte in Branchenkreisen der chinesische Computerbauer Lenovo.

Weiter

„Fujitsu Siemens Computers führt die Geschäfte unvermindert weiter: Das Unternehmen wird weiterhin die Strategie, führender IT-Infrastrukturanbieter zu werden, verfolgen", heißt es aufStandard-Anfrage in einem schriftlichen Statement von Wolfgang Horak, dem FSC-Geschäftsführer für die Länder Österreich und Schweiz. In Österreich beschäftigt FSC rund 260 Mitarbeiter.

Die Analysten von Exper_ton Group bescheinigen FSC in Bereichen wie dem Sto_rage- oder Servergeschäft durchaus gute Chancen. Mit der Ausrichtung auf „Green-IT" habe das Unternehmen ein Alleinstellungsmerkmal. Ob sich die traditionell „bedächtige" FSC jedoch auf dem sehr dynamischen Markt für Konsumentenendgeräte behaupten könne, sei fraglich. (Karin Tzschentke, DER STANDARD Printausgabe, 23. September 2008)