Einen Tag vor der geplanten Urteilsverkündung im Prozess gegen den Lobbyisten Alfons Mensdorff-Pouilly waren am Mittwoch mehrere Zeugen im Wiener Straflandesgericht geladen, darunter als bekanntester Ex-OMV-Generaldirektor Wolfgang Ruttenstorfer. Das Gericht befragte ihn zu Zahlungen der OMV an Mensdorff-Pouilly. Ruttenstorfer gab Auskunft über die Zusammenarbeit im Zusammenhang mit dem Verkauf einer rumänischen Raffinerie und bestätigte Zahlungen an Mensdorff auf zwei verschiedene Konten.

Elf Zeugen hätten am Mittwoch aussagen sollen, vier von ihnen deponierten – teilweise sehr kurzfristig – bei Richter Stefan Apostol, dass sie ihrer Ladung nicht nachkommen könnten.

Christian P., ein ehemaliger Mitarbeiter Mensdorffs, sagte aus, dass Mensdorff "eine Art Drehscheibe" für BAE Systems war, "wegen seiner Kontakte". Ob Schmiergelder im Zusammenhang mit Rüstungsgeschäften geflossen sind, konnte P. nicht sagen. Von anderen Bereichen wusste er aber: "Bei Großprojekten sind immer Schmiergelder geflossen." Schon in einer früheren Aussage hatte P. gesagt, dass Mensdorff die richtige Adresse für Schmiergelder sei.

Mensdorff rechtfertigte sich nach der Einvernahme von P.: "Schmiergeldzahlungen wurden in diesen Ländern immer wieder verlangt." Er habe aber immer gesagt, dass "wir das nicht brauchen und es ohne Schmiergelder schaffen."

Mensdorffs ehemalige Sekretärin Ingrid B. sagte aus, sie war auf dem Papier auch Geschäftsführerin der MPA Wien. An Details konnte sie sich nicht erinnern. Auch Andreas K. ist ein ehemaliger Mitarbeiter, sowie Cousin zweiten Grades Mensdorffs. Er hat Geldbehebungen durchgeführt, seine Tätigkeit aber nicht hinterfragt.

Christoph H., ehemaliger Geschäftspartner von Wolfgang H., wurde zur Vorlage eines gefälschten Beweismittels befragt. Es ging um eine Investition in Dubai. H. bezeichnete ein ihm vorgelegtes Fax als gefälscht.

Wolfgang H., mittlerweile verstorben, war Geschäftspartner von Christoph H. Seine Mutter Irene H. wurde als Zeugin befragt, sie wies die angebliche Investition Mensdorffs in Dubai in Höhe von 4,6 Millionen Euro ebenfalls zurück.

Andreas S., ein Geschäftspartner von Mensdorff-Pouilly, wurde mit einer Polizeieskorte ins Gericht gebracht, nachdem der Amtsarzt keine Lebensmittelvergiftung festgestellt hat. S. hatte seine Krankheit als Entschuldigungsgrund angegeben.

Anschließend wurde Martin S. befragt, er ist Geschäftspartner von Wolfgang H. gewesen. Die Verteidiger haben seine Befragung verlangt, um den Lebensstil von Wolfgang H. zu beschreiben. Er lebte als"erfolgreicher Geschäftsmannes", sagte S. "Er ist jeden Tag essen gegangen, hat in Wien einen Porsche gefahren und hat auch in Dubai ein schönes Auto gehabt." Zeugin Maria K. entschlug sich ihrer Aussage.

Zeuge P.: "Mensdorff war die richtige Adresse für Schmiergelder"