Im Prozess gegen Alfons Mensdorff-Pouilly und den Mitangeklagten Kurt D. fanden am fünften Verhandlungstag am Dienstag weitere Zeugenbefragungen statt. Susanne L., eine ehemalige Mitarbeiterin von Mensdorff-Pouilly, beschrieb ihre Funktion als die einer "Controllerin" - offiziell war sie Geschäftsführerin der MPA Prag, einer tschechischen Tochterfirma von Mensdorff-Pouilly. Doch ihre Befugnisse waren begrenzt: Sie durfte nichts entscheiden, was nicht von Mensdorff abgesegnet wurde, so die Zeugin: "Ich habe keine eigenständigen Kompetenzen gehabt. Ich habe auch keine Verträge unterschrieben." Ihr sei diktiert worden, über Details habe sie keine Kenntnisse. Sie haben auch nicht gewusst, dass bei MPA Geldboten ein- und ausgegangen seien.

Danach wurde der Hauptbelastungszeuge der Anklage per Videokonferenz befragt: Der Finanz- und Steuerberater Mark Cliff hatte sich als Vermögensverwalter des mittlerweile verstorbenen Timothy Landon betätigt, der Mensdorff-Pouilly bei BAE Systems eingeführt hatte. Cliff war aus dem Hanstings Magistrates Court in der englischen Grafschaft East Sussex zugeschaltet. Am Anfang seiner Einvernahme stellte Cliff klar, dass er seine detaillierten Angaben gegenüber der britischen Antikourrptionsbehörde Serious Fraud Office (SFO) schon vor Jahren gemacht habe. Seine Erinnerung sei nicht mehr frisch, er könne sich daher nicht mehr an alles erinnern, was er seinerzeit zu Protokoll gegeben hatte.

"Alis Firma"

Cliff wurde der Erwartung, der "Kronzeuge" zu sein, nicht wirklich gerecht. Er war im Vorfeld vom Staatsanwalt als "Kronzeuge der Anklage" bezeichnet worden. Cliff zeigte sich aber eher wortkarg, verwies auf seine Aussagen bei der SFO. Nicht bestätigen wollte Cliff seine Angaben, wonach die auf den Britischen Jungferninseln etablierte Foxbury International SA für BAE Systems ein "Weg" gewesen sei, "Gelder an den Grafen zu leiten". Er sagte über die Geldflüsse: "Ich habe nie sicher gewusst, ob die Zahlungen Schmiergeld waren."

Auf eine weitere Frage, ob es bei Eurofighter zu Bestechungszahlungen gekommen sei, erwiderte Cliff: "Es ist schwer, es auf andere Weise auszudrücken. Aber ohne Details vor sich zu haben, ist es schwer, es mit Sicherheit zu sagen." Ihm sei auf alle Fälle versichert worden, "dass keine Schmiergelder bezahlt wurden". Der Zeuge räumte zwar ein, dass er dahingehend durchaus Bedenken gehabt hätte, doch habe er "nichts gewusst".

Einzig in einem Punkt belastete Cliff Mensdorff, indem er die Briefkastenfirma Brodmann Business S.A., mit der Mensdorff nichts zu tun haben will, diesem zurechnete. Seines Wissens sei dies "Alis Firma" gewesen, "aber ich kann nicht sicher sein", so Cliff. Der Prozess gegen Mensdorff-Pouilly und Kurt D. wird am 16. Jänner fortgesetzt. (red, APA, derStandard.at, 8.1.2012)

Zeuge Cliff: "Habe nie gewusst, ob Zahlungen Schmiergeld waren"