Fast war es wie das Spiel von Kindern. Die einen verkleideten sich als Bischöfe, die anderen spielten Priesterinnen. Die "Priesterinnenweihe" der sieben römisch-katholischen Frauen von Samstag ist zur Farce verkommen. Dabei waren die Sympathien zu Anfang ganz auf ihrer Seite - sieht man einmal von der Amtskirche ab. Aber spätestens bei der "Weihe" durch einen exkommunizierten, verheirateten "Bischof" war dieser Ruf nach Gleichberechtigung unglücklich verpufft. Die Veranstaltung ist zu einer Seifenoper geraten, die der Sache der Frauen wohl mehr schadet als nutzt. Ein Bärendienst für die innerkirchliche Diskussion über die Rolle der Frauen.

Schadenfreude ist aber fehl am Platz. Auch ein Aufatmen bei den römisch-katholischen Würdenträgern ist nicht angebracht. Das Thema ist jetzt vielleicht diskreditiert, vom Tisch ist es noch lange nicht. Ein Detail aus Österreich: 52,5 Prozent der gewählten Pfarrgemeinderäte sind Frauen.

Die römisch-katholische Kirche kann auch die schwere Krise des Priesteramtes nicht wegreden. Dazu gehört der massive Vertrauensverlust nach Bekanntwerden der vielen Fälle von sexuellem Missbrauch und des Umganges der Kirche mit den Tätern ebenso wie der dramatische Priestermangel. Selbst Kardinal Christoph Schönborn warnt schon vor einer "ernsten Situation" in Österreich. Nach seinen Angaben gibt es heuer österreichweit nur 18 diözesane und 24 Ordenspriesterweihen.

Die römisch-katholische Kirche wird sich der Diskussion über die Rolle der Frauen nicht verschließen können und sich auch der Frage stellen müssen, ob und wie lange sie Frauen das Priesteramt tatsächlich verwehren kann. Eines hat die "Priesterinnenweihe" auf der Donau aber deutlich gemacht: Erpressung ist kein probates Mittel. (DER STANDARD, Printausgabe, 1.7.2002)