Unternehmen
Auge auf Vergabe von Millionenaufträgen
Neuer Korruptionsverdacht bei Deutscher Bahn
Hannover - In Deutschland ist die Staatsanwaltschaft
einem neuen Fall von möglicher Korruption bei der Vergabe von
Millionenaufträgen durch die Deutsche Bahn AG auf der Spur. Wegen des
Verdachts der Untreue und des Betruges beim Bau der ICE-Trasse
Ingolstadt-München durchsuchten Ermittler am 14. Juni Wohnungen von
Mitarbeitern der Bahn und der Papenburg Baugesellschaft in Hannover.
Einen entsprechenden Bericht des am Montag erscheinenden
Nachrichtenmagazins "Der Spiegel" bestätigte ein Sprecher der
Staatsanwaltschaft Hannover am Samstag. Danach erhielt eine von Papenburg geführte Bietergemeinschaft den
Auftrag für einen 263 Millionen Euro teuren Streckenabschnitt, obwohl
Mitbewerber ursprünglich billigere Angebote eingereicht hatten. "Es
besteht der Anfangsverdacht, dass hier wettbewerbsbeschränkend
manipuliert wurde", sagte Staatsanwalt Thomas Klinge. Ob sich aber
ein konkreter Tatverdacht ergebe, sei noch völlig offen.
Insgesamt ermitteln die Behörden in diesem Fall gegen 17
Verdächtige bei der Deutschen Bahn AG, einer Bahn-Tochter in
Nürnberg, der Papenburg Baugesellschaft in Hannover und Mitarbeitern
der Bietergemeinschaft. Bei der Papenburg Baugesellschaft, die alle
Vorwürfe bestreite, werde gegen einen Geschäftsführer und einen
weiteren Mitarbeiter ermittelt, aber nicht gegen Firmengründer Günter
Papenburg, sagte Klinge. Bei den Bahn-Beschäftigten werde unter
anderem geprüft, ob sie ihre Verschwiegenheitspflicht verletzten.
Die Bahn habe in diesem Zusammenhang einen Mitarbeiter in Nürnberg
fristlos gekündigt. Wie der "Spiegel" berichtet, hatte die Bahn -
schon vor der Auftragsvergabe für die Strecke Ingolstadt-München im
Februar - Strafanzeige gegen die Firma Papenburg gestellt. Die
Innenrevision sei zu dem Ergebnis gekommen, dass die Bahn um
Millionen geprellt wurde.
Der neue Verdachtsfall wurde bei Nachforschungen im Zusammenhang
mit dem Bau der Bahn-Strecke Hannover-Berlin aufgedeckt. Hier lief
bereits ein Ermittlungsverfahren wegen Betrugs und Bestechung gegen
Mitarbeiter der Bahn und Beschäftigte bei Papenburg. An der Strecke
sollen unter anderem Bauleistungen abgerechnet worden sein, die nie
erbracht wurden.
(APA)