Linz - Mangelnden Geschäftssinn kann man den Frauen, die sich am Samstag zu römisch-katholischen "Priesterinnen" weihen lassen wollen, nicht vorwerfen. 100 Euro musste jeder Gast vorab berappen. Die Veranstalterinnen rechnen mit bis zu 250 Teilnehmern. Journalisten, die ein Pressefoto wünschen, müssen tiefer in ihre Tasche greifen: Dafür wird ein Betrag von 850 Euro pro Stück kolportiert.

Wer kommt, soll zahlen - und das augenscheinlich nicht zu knapp. Die Sprecherin der zehn angehenden "Priesterinnen", Christine Mayr-Lumetzberger, wehrt sich gegen den Vorwurf, aus der Weihe ein veritables Geschäft machen zu wollen. "Wenn mehr als 200 Menschen kommen, können wir das mit unseren Gehältern einfach nicht finanzieren", sagt sie zum STANDARD. Es sei schlicht verantwortungsvoll, ordentlich zu wirtschaften. Das könne man ihnen wohl nicht vorwerfen. Gut, dass zeitgleich das Buch "Wir sind Priesterinnen" auf den Markt kommt. Das gibt's natürlich auch nicht gratis: Es wird rund 15 Euro kosten.

Geheimer Weiheort

Über den Weiheort wird weiter heftig spekuliert. Bei München könnte er sein. Dann heißt es wieder, der Ort liege "eine halbe Autostunde westlich von Linz". Damit bekam das Gerücht neue Nahrung, die Weihe - samt anschließender Pressekonferenz - könnte auf einem Donauschiff stattfinden. Mayr-Lumetzberger schweigt dazu. Erst am Freitag werde der Ort kurzfristig bekannt gegeben. Nicht grundlos, sei doch vor allem in den letzten Tagen der Druck auf die Frauen enorm gewesen, so die "Priesterinnen"-Sprecherin. Besonders der warnende Brief an alle Pfarrer der Diözese des Linzer Bischofs Maximilian Aichern vor ein paar Tagen habe vielen zugesetzt. Aichern hatte darin die Weihe als einen "grundsätzlichen Bruch mit der Kirche" bezeichnet.

Dass nach der Weihe zur römisch-katholischen "Priesterin" die Exkommunikation drohen könnte, glaubt Mayr-Lumetzberger nicht. Das komme auch "überhaupt nicht infrage".

Bischof Aichern hat die gesamte Angelegenheit allerdings längst an die zuständigen Stellen nach Rom weitergeleitet. (APA, pm, DER STANDARD, Printausgabe, 27.6.2002)