Argentinien
Deutschland fordert Auslieferung von argentinischen Ex-Militärs
Generäle hatten vor 25 Jahren Deutsche wegen ihrer politischen Gesinnung ermordet
Buenos Aires - Ein Viertel Jahrhundert nach dem Mord an
der deutschen Studentin Elisabeth Käsemann hat Deutschland von
Argentinien die Auslieferung von zwei Generälen der früheren
Militärjunta verlangt. Wie der von der Bundesregierung beauftragte
Anwalt Luis Zuppi am Dienstag mitteilte, wird der Richter Rodolfo
Canicoba Corral den Auslieferungsantrag prüfen. Die beiden
Ex-Generäle Juan Bautista Sasiain und Pedro Duráan Sainz werden
verdächtigt, für die Ermordung Käsemanns im Mai 1977 in Monte Grande
bei Buenos Aires verantwortlich zu sein. Hauptbeschuldigter ist der ehemalige Heereschef Guillermo Suarez
Mason. Gegen ihn ordnete die argentinische Justiz im vergangenen
Oktober Auslieferungshaft an. Die Regierung in Buenos Aires weigert
sich allerdings bisher, Suarez Mason nach Deutschland auszuliefern.
Deutsches auswärtiges Amt hat versagt
Der Fall Käsemann hatte bundesweit für Aufsehen gesorgt. Die
Tochter des bekannten Theologieprofessors Ernst Käsemann war im März
1977 in Buenos Aires als politisch anders Denkende entführt und in
einer Kaserne in Buenos Aires interniert worden. Ihre zwei Tage
später ebenfalls verhaftete britische Freundin Diana Houstoun Austin
hörte in dem Lager die Schreie der von den Militärs gefolterten
Studentin. Austin kam nur wenige Tage später nach der umgehenden
Intervention durch die britische Botschaft frei, das deutsche
Auswärtige Amt unterließ Medienberichten zufolge dagegen trotz
wiederholter Aufforderung durch Menschenrechtsorganisationen ähnliche
Schritte.
Nach Erkenntnis der Ermittler wurde Käsemann am 24. Mai 1977 mit
einer Kapuze über dem Kopf durch Schüsse in das Genick und den Rücken
getötet. Das Ermittlungsverfahren geht auf eine Anzeige von
Angehörigen zurück, die von der Nürnberger Menschenrechtsgruppe
"Koalition gegen Straflosigkeit" unterstützt werden. Während der
Militärdiktatur in Argentinien wurden von 1976 bis 1983 insgesamt
30.000 Menschen getötet oder verschwanden spurlos. (APA)