IT-Business
Konkurrenten gehen auf Kundenfang
Alternative wollen Abwanderung der CyberTron-Kunden zu Telekom Austria verhindern
Mit der drohenden Insolvenz bei CyberTron
hat das
Rennen um die Kunden des nach eigenen Angaben zweitgrößten heimischen
alternativen Telekom-Anbieters bereits begonnen. Sechs Konkurrenten -
Telekom
Austria
(TA), Colt, tele.ring, eTel, European Telecom und UPC Telekabel -
haben nach den gescheiterten Verhandlungen zwischen CyberTron und TA
nun Service-Nummern eingerichtet, an die sich Kunden von CyberTron
wenden können.
Gute Karten dafür dürfte die
UTA
Telekom AG haben, mit der CyberTron Dienstagnacht einen
Kooperationsvertrag zur vorläufigen Sicherung des operativen
Betriebes geschlossen hat.
TA und UPC
Der Marktführer im Festnetzbereich, die Telekom Austria
AG erwartet, eine Reihe von Kunden einfangen zu können.
Aber auch die
UPC Telekabel
hat sich in das
Geschehen eingeschaltet und bietet CyberTron-Kunden einen
Umstieg auf ihr Festnetzprodukt "Priority" ohne
Anschlussentgelte an.
Triste Aussichetn
An der Börse Wien drückt sich im Aktienkurs aus, dass die
Investoren CyberTron nur noch geringe Überlebenschancen
zubilligen. Die Aktie sank auf zuletzt 0,31 (1,01) Euro, hatte
das Tief aber schon bei 0,10 Euro gesehen.
Nicht nur der Markt, auch der Kreditschutzverband von 1870
(KSV) gibt CyberTron wenig Chancen, eine Insolvenz zu vermeiden.
Der KSV bekräftigte damit die gestrige Aussage, wonach der Weg
in die Insolvenz unvermeidlich sein dürfte.
Angaben von UTA und CyberTron zufolge sollen die rund 70.000
CyberTron-Telefonkunden, die nach dem Scheitern der
Verhandlungen zwischen CyberTron und der Telekom Austria nur
noch sehr eingeschränkt telefonieren konnten, im Laufe des
Mittwochs in das UTA-Netz transferiert werden.
Solidarität - nicht ohne Eigenutz
"Es war sicher auch die Motivation dabei, Kunden, die über
einen alternativen Betreiber telefonieren, nicht wieder zum
Ex-Monopolisten Telekom Austria zurück zu schicken", sagte
UTA-Sprecher Martin Halama zu Reuters.
Der Kooperationsvertrag der UTA mit CyberTron folge jedoch
in erster Linie wirtschaftlichen Gesichtspunkten. "Wir haben uns
finanziell abgesichert und kein finanzielles Risiko übernommen",
sagte Halama. CyberTron dürfte UTA im Voraus für die erbrachten
Leistungen entlohnen. Dies hatte das Unternehmen auch der TA
angeboten, was diese aber abgelehnt hatte.
Keine Details
Halama wollte zu den Details der Vereinbarungen zwischen UTA
und CyberTron nicht Stellung nehmen. Bei CyberTron war auch
Mittwochnachmittag keine Stellungnahme zu erhalten.
Ob eine Übernahme der CyberTron durch die UTA, diese steht
mehrheitlich im Besitz der Landesversorger, eine Möglichkeit
sei, wollte Halama nicht kommentieren.
"Eine Übernahme ist derzeit einfach nicht Gegenstand der
Gespräche", so der UTA-Sprecher.
UTA, die nach Angaben von Halama derzeit 440.000 Telefonie-
und 320.000 Internetkunden zählt, sehe sich für die Kooperation
mit CyberTron gut gerüstet.
Keine Übernahme der CyberTron-Kunden
Halama betonte jedoch, dass es sich dabei nicht um eine
Übernahme der CyberTron-Kunden handle. "Das ist kein Wechsel des
Customer Ownership. Die Kunden telefonieren weiter zu
CyberTron-Konditionen, wir stellen CyberTron als Carrier-Kunden
die Rechnungsdaten", so Halama.
Exakt dies stellt sich für die TA anders dar. Praktisch habe
CyberTron ihre Kunden an die UTA verkauft, ohne deren Zustimmung
zu haben. CyberTron hatte denn auch in ihrer Aussendung der TA
vorgeworfen, aufgrund der "extrem schwierigen Kommunikation" mit
dem Ex-Monopolisten eine Reihe von Kunden nicht umstellen zu
können.
UPC Telekabel
Etwas anders stellt sich der Sachverhalt mit UPC Telekabel
dar. Das Unternehmen, das ein Mulitmediapaket von TV, Telefon
sowie Breitbandinternetzugang auf einem von der TA weitgehend
unabhängigen Netz anbietet, rittert offen um CyberTron-Kunden.
UPC Telekabel bietet den CyberTron-Kunden im Zuge der "Sommer
Promotion" einen sofortigen Wechsel ohne Anschlussentgelte auf
das Festnetzprodukt "Priority" an.
Ganz ohne Eigennutz?
Ganz ohne Eigennutz werde die UTA aber auch nicht gehandelt
haben, meinen Branchenexperten. Auch UTA wolle sich im Falle der
Insolvenz von CyberTron einen Teil der Kunden sichern.
"Es sollte jetzt aber nicht der Eindruck entstehen, dass die
anderen Alternativen uneigennützig agieren. Die Kunden werden
übernommen - und somit ist das eigentlich ein Ausschlachten",
sagte Arthur D. Little Managing Director und Telekom-Experte
Georg Serentschy. Für die Kunden sei es eine unerträgliche
Situation, nicht über ihre Telekommunikationsinfrastruktur
verfügen zu können.
Hauptbetroffene sind die privaten
Kunden
Betroffen vom Netzausfall sind ja in erster Linie private
Kunden von CyberTron, weil die im Wesentlichen über das Netz der
TA geroutet wurden, während Großkunden - etwa der Twin Tower am
Wienerberg - direkt an das CyberTron-Netz angebunden sind.
Von den Problemen der CyberTron hofft aber auch die TA zu
profitieren. TA-Sprecher Martin Bredl sagte nicht direkt, dass
sich die TA auf Kundenfang begebe, betonte aber, "dass wir heuer
ja gesagt haben, dass wir um jeden Kunden kämpfen wollen".
(reuters/apa)