Etat
Grazer Medien-Enquete - Studie empfiehlt "Medienkompetenz- zentrum"
Bündel an Maßnahmen mit Zielrichtung Südosteuropa
Bei der Enquete wurde am Dienstag die erste umfassende
"Medienstudie Steiermark" präsentiert, die im Auftrag des Landes eine
umfassende Situations-, Bedarfs- und Zukunftsanalyse im Medienbereich
beinhaltet. "Bildung ist ein absoluter Mangel und eine
Notwendigkeit", analysierte OGM-Chef Wolfgang Bachmayer als einer der
drei Autoren den Ist-Zustand im Journalismus. Als strategisches Ziel
wurde bei der Enquete die Positionierung als "Medienkompetenzzentrum"
mit Zielrichtung Südosteuropa formuliert. Ein ganzes Bündel an Bildungsmaßnahmen wird demnächst anlaufen:
Im kommenden Herbst der erste Fachhochschullehrgang Journalismus und
Kommunikation, für Frühjahr 2003 steht eine Kooperation mit der
Steinbeis-Hochschule Berlin für postgraduale Studien in Aussicht.
Autodidakte Journalisten
Die Autoren der "Medienstudie Steiermark" - neben Bachmayer sind
dies die Grazer Universitäts-Professoren Wolfgang Mantl und Gerald Schöpfer -
haben neben den strukturellen Bedingungen auch die Bildungssituation
der steirischen Journalisten erhoben: 42 Prozent sind so genannte
"Quereinsteiger", drei von vier Journalisten haben ihr Wissen
autodidaktisch gelernt, nur knapp ein Viertel verfügt über eine
konkrete Fachausbildung. OGM-Chef Bachmayer meinte ausdrücklich, dass
diese Zahlen auch für andere Bundesländer Geltung hätten. Bei den
über 40-Jährigen hat überhaupt der Großteil - über 80 Prozent - sein
"Handwerk" nur über "training on the job" gelernt.
Steirische Journalisten sehr selbstkritisch
Die Ausbildungssituation schlägt sich auch in der Meinung der
Befragten über ihre eigene Einschätzung nieder: Drei von vier
Befragten sagen, dass die "Qualität des Schreibens und Berichtens"
nicht oder nur teilweise eingehalten werden. 77 Prozent sagen, dass
die "Gebote journalistischer Ethik" nur teilweise oder nicht
zufrieden stellend erfüllt werden. Das Höchstmaß an Selbstkritik
legen die steirischen Journalisten an den Tag, wenn es um das
Ausbildungsniveau geht: Nur 14 Prozent gaben bei den Befragungen an,
dass das Ausbildungsniveau zufrieden stellend sei: "Learning on the
job ist nicht der richtige Weg", formulierte Bachmayer, "Bildung ist
ein absoluter Mangel".
Journalisten-Ausbildung auf FH-Ebene
Ab kommendem Herbst sollen auf mehreren Ebenen Bildungs- und
Ausbildungsoffensiven anlaufen: Neben dem bereits lange bestehenden
"Medienkundlichen Lehrgang" an der Universität Graz, der vor allem
als Zusatzausbildung für Studenten gedacht ist, wird es
höchstwahrscheinlich erstmals eine Journalismus-Ausbildung auf
Fachhochschulebene geben. Dort sollen junge Leute, die das Berufsziel
Journalist haben, praxisnah studieren können. Als dritte Ebene wird
voraussichtlich 2003 die Steinbeis-Hochschule Berlin sich in Graz
engagieren: Geplant ist eine postgraduale Managementausbildung für
die Wirtschaft. (APA)