Innsbruck - Stiegensteigen, Einkaufengehen - ganz normale Verrichtungen des täglichen Lebens wagen Menschen mit schwerer Angina Pectoris aus Angst vor Herzschmerzen und schwerer Atemnot nicht mehr.Neurostimulation Wenn alle anderen therapeutischen Möglichkeiten (Bypass, Aufdehnen der Gefäße durch Ballondilatation) ausgereizt sind, gibt es eine Methode, ihnen wenigstens diese Beschwerden und damit die Angst vor der Bewegung zu nehmen: Die Neurostimulation. Schmerzsignale werden nicht an das Gehirn weitergeleitet An der Universitätsklinik Innsbruck wird diese Methode seit dem vergangenen Jahr in Zusammenarbeit von Univ.-Prof. Dr. Guy Friedrich (Kardiologie - Innere Medizin) und Univ.-Prof. Dr. Wilhelm Eisner (Neurochirurgie) angewandt. Die Neurostimulation komme vor allem für jüngeren Patienten in Frage, die ohne die schweren Beschwerden und ihre Angst davor noch agil wären. Bisher erhielten drei rund 50 Jahre alte Patienten derartige Schrittmacher, die verhindern, dass Schmerzsignale an das Gehirn weitergeleitet werden. Die Schmerzintensität könne damit auf bis zu 75 Prozent reduziert werden. Körperliche Belastungen werden wieder möglich "Man kann diesen Patienten, die sich aus Angst immer mehr zurückziehen, sozusagen wieder ihr soziales Leben zurückgeben", erklärte Friedrich. Sie könnten sich wieder körperlich belasten, sogar Radfahren und Bergehen. Die Methode behebe nur die schweren Symptome einer fortgeschrittenen koronaren Herzerkrankung. Sie habe aber keine heilende Wirkung. Daher seien eine begleitende medikamentöse Therapie und eine regelmäßige kardiologische Betreuung auch weiterhin erforderlich. Keine Gefahr der Verschleierung eines möglichen Herzinfarktes Geringfügige positive Auswirkungen auf die Herzmuskeldurchblutung in den unterversorgten Gebieten des Herzens, welche den Grund für die Anginaschmerzen darstellen, würden allerdings beobachtet. In zahlreichen Studien habe man auch geklärt, dass keine Gefahr der Verschleierung eines möglichen Herzinfarktes durch die Schmerzminderung besteht. Ebenso sei ausgeschlossen worden, dass es durch die schwachen elektrischen Impulse zu Schäden am Nervensystem komme. Implantation des Schrittmachers Die Implantation des Schrittmachers, der rund 15.000 Euro koste, erfolge in zwei Schritten: Zuerst werde eine Mikroelektrode in die Nähe des Rückenmarks platziert. Unter ärztlicher Beobachtung führe der Patient körperliche Belastungen aus, um über einen Testsimulator die optimale Einstellung zu finden. Erst dann werde der eigentliche Neurostimulator, der etwa so groß wie ein Streichholz ist, in Narkose unterhalb des Rippenbogens implantiert. Die Komplikationsrate sei sehr gering. Nebenwirkungen, wie bei der Symptombekämpfung mit Nitro-Spray würden nicht auftreten. (APA)