Wirtschaft
Vorstände der Deutschen Telekom verzichten auf Aktienoptionen
Aktionärsschützer sprechen von Marketing-Gag
Bonn - Telekom-Chef Ron Sommer und seine
Vorstandskollegen reagieren auf die harsche Kritik an ihren
Millionen-Bezügen und wollen in diesem Jahr freiwillig auf neue
Aktienoptionen verzichten. Neben den Telekom-Vorständen sollten 3000
weitere Führungskräfte auf die Hälfte ihrer Aktienoptionen
verzichten, teilte ein Unternehmenssprecher am Dienstag in Bonn mit.
Aktionärsschützer kritisierten den Plan als "Marketing-Gag". Die
T-Aktie hielt sich unterdessen stabil über zehn Euro. Der Vorstand wolle von sich aus in diesem Jahr auf neue
Aktienoptionen - das sind Kaufrechte für Aktien zu einem späteren
Zeitpunkt - verzichten, teilte der Telekom-Sprecher mit. Dieser
Vorschlag werde nun dem Aufsichtsrat vorgelegt. Damit reagiert das
Unternehmen offensichtlich auf die heftige Kritik an den hohen
Bezügen des Vorstandes.
Angriffe Stoibers
An ihnen hatte sich beispielsweise auf der Hauptversammlung Ende
Mai der Zorn der Kleinaktionäre entzündet. Doch auch von anderen
Seiten kam Kritik: Unions-Kanzlerkandidat Edmund Stoiber (CSU) griff
erst am Montag den Vorstand der Telekom hart an und gab damit
Gerüchten über eine Ablösung Sommers im Falle eines Wahlsieges von
CDU und CSU neue Nahrung.
Der nun verkündete Verzicht gilt allerdings nur für Optionen, die
in diesem Jahr neu beschlossen werden sollten. Das bereits im
vergangenen Jahr ausgehandelte Aktienprogramm ist nicht betroffen.
Damals waren dem Vorstand insgesamt Optionen für 1,7 Mill. Aktien
zugesprochen worden. Diese können innerhalb von sieben Jahren
getätigt werden - aber erst wenn der Kurs über 30 Euro steigt.
"Volksaktie" über zehn Euro
Davon ist die "Volksaktie" derzeit weit entfernt. Am
Dienstagnachmittag notierte sie bei 10,39 Euro. Das waren fast 1,5
Prozent weniger als am Montagabend, die Verzichtsankündigung von
Sommer & Co beeindruckte die Anleger also keineswegs. Immerhin blieb
die T-Aktie aber über der psychologisch wichtigen Schwelle von zehn
Euro, die sie am vergangenen Freitag erstmals durchbrochen hatte.
Angesichts des niedrigen Kurses wäre es nach Ansicht von Reinhild
Keitel von der Schutzgemeinschaft der Kleinaktionäre eine Verhöhnung
der Aktionäre gewesen, wenn sich der Vorstand in diesem Jahr ein
neues Optionsprogramm gegönnt hätte. Insofern sei die jetzige
Ankündigung nur ein Marketing-Gag.
Verzicht auch im vorigen Jahr
Eigentlich hätte die Unternehmensführung schon im vergangenen Jahr
auf Aktienoptionen verzichten müssen, betonte Keitel. Auch Analyst
Christian Schmidt wollte den Schritt des Vorstandes nicht
überbewerten. "Sehr großzügig" sei er nicht, sagte der Experte von
der Hessischen Landesbank dem Fernsehsender n-tv. Einen richtigen
Einschnitt habe der Vorstand nicht vorgenommen: "Gehaltsverzicht hat
er nicht getan."
Insofern wird die Aktion Sommer wohl auch keinen großen
Imagegewinn bringen. Einer aktuellen Umfrage des "manager magazins"
zufolge glauben nur noch 20 Prozent der privaten Aktionäre in
Deutschland, dass der Unternehmenschef den Aktienkurs des ehemaligen
Staatsunternehmens wieder dauerhaft nach oben bringt. Drei Viertel
der Investoren haben sich dagegen von dem einstigen Börsenstar
abgewandt. Damit landet der Telekom-Chef auf dem letzten Platz des
"mm"-Börsenbarometers.(APA)