Wirtschaft
Geschäfte mit dem Favoritensterben
Fußball-WM bringt Onlinewettbüros Umsatzzuwächse und höhere Margen
Wien - Die österreichischen
Sportwettanbieter sind mit
dem bisherigen Verlauf der
Fußball-Weltmeisterschaft
großteils zufrieden. "Das Geschäft könnte nicht besser laufen", sagt etwa Josef Schöpf,
Finanzvorstand bei Admiral
Sportwetten. Die Gründe für
den guten Geschäftsverlauf
seien einerseits das Favoritensterben, andererseits aber
auch die Tatsache, dass der
ORF nicht alle Spiele live
übertragen habe. "Unsere
Wettcafés sind trotz der für
europäische Verhältnisse frühen Beginnzeiten gesteckt
voll", sagt Schöpf.70 Prozent mehr Wetteinsätze
Insgesamt würden die
Wetteinsätze bei Admiral in
diesem Monat um bis zu 70
Prozent über einem "normalen" Juni liegen. "Auch die
Nichtwettfreudigen riskieren
bei Großereignissen wie der
Fußball-WM gerne einmal den
einen oder anderen Tipp", begründet Schöpf.
Beim Konkurrenten Betandwin hatte man sich vor Beginn der WM eine Verdoppelung des Umsatzes im Monat
Juni vorgenommen. "Ein Umsatzplus bei einem solchen
Großereignis liegt in der Natur
der Sache, viel wichtiger ist
für uns aber die Gewinnung
von neuen Kunden", sagt Karin Klein von Betandwin. Der
derzeitige Kundenstock von
300.000 solle vor allem durch
"kompetitive Quoten" massiv
aufgestockt werden.
Noch Potenzial
Auch beim Internetwettanbieter Interwetten.com ist
man mit dem Geschäft "im
großen und ganzen zufrieden", sagt Vorstand Heinz Patzelt. Allerdings: "Hätten die
Spiele am Abend stattgefunden und wären alle live übertragen worden, wäre die Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit größer gewesen. Dann
hätten wir um etwa 50 Prozent
mehr Umsatz gemacht." Interwetten betreibt im Gegensatz zu Admiral keine Wett_cafés und konnte daher auch
nicht mit zusätzlichen Übertragungen punkten.
Höhere Margen
Das Favoritensterben habe
sich positiv auf die Margen ausgewirkt, da die meisten
Leute auf Favoriten wie Argentinien oder Frankreich gesetzt hätten. "Ein hoher Favorit, der nicht gewinnt, ist für
Wettbüros immer gut", sagt
Patzelt. Einziger Wermutstropfen: Auf vermeintlich unattraktivere Spiele wie etwa
Türkei gegen Senegal im Viertelfinale werde auch weniger
gewettet. Daher sei der Umsatz gegenüber einem Monat
mit normalem Meisterschaftsbetrieb ungefähr gleich
geblieben, allerdings bei
deutlich weniger Spielen.
Diese geringere Zahl an
Spielen als in "normalen Monaten" machte sich auch bei
Tipp
3, der Sportwettentochter der Österreichischen Lotterien, bemerkbar. Man habe
sich keine großen Umsatzzuwächse durch die WM erwartet, "diese Erwartungen konnten wir aber halten", sagt
Bernadette Schwentner von
Tipp 3. (Robert Zwickelsdorfer, DER STANDARD, Printausgabe 25.6.002)