Wien – Richter Gustav Rothmayer verstand am Montag die Welt nicht mehr. "Wieso wird damit das Strafgericht belästigt? Was glaubt man, was da passiert? A nix! Eine kleine Geldstrafe höchstens", ärgerte er sich im Straflandesgericht.

Unlauterer Wettbewerb

"Was soll ich machen", entschuldigte sich der Rechtsvertreter der Hotel Sacher Betriebsgesellschaft bzw. der Original Sacher-Torten Handel- und Produktionsgesellschaft, "ich hab schon 30 Strafanträge gestellt. Es nützt nichts." Deswegen habe er gegen den Kaffeehändler Helmut Sachers nun auch eine Privatanklage wegen angeblich unlauteren Wettbewerbs einbringen müssen.

Schon seit mehreren Jahren tobt im Wiener Handelsgericht ein Rechtsstreit zwischen dem Hotel Sacher und dem fast gleichnamigen Unternehmer, der vom niederösterreichischen Oeynhausen aus über 2.500 heimische Gastronomiebetriebe mit "schwarzem Gold" beliefert und seinen Kaffee nicht nur nach Deutschland, sondern bis nach Abu Dhabi und in die Mongolei exportiert. Denn Sachers vertreibt nicht nur die Marke Stambulia, er verkauft unter seinem Namen auch eine so genannte Wiener Mischung.

"Ich heiß halt Sachers"

"Ich heiß halt Sachers. Das ist mein Pech", erläuterte er. Dafür werde er vom Café bzw. Hotel Sacher "mit Strafanzeigen geprügelt, die mich sicher schon auf zwei Millionen Schilling gekommen sind".

Der Kläger stößt sich an der Verpackung, die Sachers zumindest bis zum 25. Juni 1999 – mit entsprechendem Werbematerial versehen – vertrieben hat. "Blickfangartig" seien dort die Wörter "Sachers" und "Wien" in riesigen Lettern zu lesen gewesen, "während er das ursprünglich auch groß geschriebene Helmut minimiert hat, weil er gesehen hat, dass es damit nicht geht", so Rechtsanwalt Lothar Wiltschek. Damit werde eine Assoziation "zum weltberühmten Haus Sacher" nahe gelegt und eine "Irreführung" betrieben.

Wiener Kaffee: Tradition und Kultur

"Das ist mein normaler Firmenname! Der lautet Helmut Sachers Kaffee Wien Ges.m.b.H. Aber ich kann ja nicht auch noch Ges.m.bH. auf die Packung schreiben! Das wird in der Welt nicht verstanden! Wien hat halt für Kaffee und verschiedene andere Sachen eine riesige Bedeutung. Die Kaffeehauskultur! Die Wiener Kaffeetradition!", rief darauf der Röster. Überhaupt zahle er in der Bundeshauptstadt die Kammerumlage, stehe im Wiener Handelsregister und habe heute noch am Wiedner Gürtel ein Magazin. Nicht zuletzt sei seine Firma 1929 in Wien gegründet worden, betonte Sachers.

Überkleben der Verkaufsware

Deswegen sehe er eigentlich nicht ein, wieso er seine alten Etiketten mit dem Hinweis auf Wien wegschmeißen soll: "Dazu bin ich ein zu alter Depp." Weil ihm eine von der Gegenseite erwirkte einstweilige Verfügung aber diesen verbiete, "wird die Verkaufsware seither überklebt".

Genau das bestreitet das Hotel Sacher. "Laufend werden zum Verkauf weiterhin zahllose Produkte mit der Aufschrift Wien als Blickfang angeboten", behauptet der damit betraute Anwalt. Zum Beweis dafür machte er mehrere Zeugen namhaft, die beim nächsten Verhandlungstermin im September gehört werden sollen. (APA)