Graz - Im Jahre 1999 wurde in den USA ein unbewaffneter Jugendlicher mit 41 Schüssen von der Polizei niedergestreckt, weil er die falsche "Streetware" trug. Die Exekutive hatte ihrerseits ganze Listen von Trends und Labels, die allfällige Verdächtige als Dealer entlarven sollten. Nachzulesen ist dieser krasse Fall des falschen Stils am falschen Ort zur falschen Zeit in einem Beitrag von Tom Holert in der ersten Nummer von Selfware . Das Hochglanzmagazin ist kein Modemagazin im herkömmlichen Sinn. Es ist die begleitende Publikation zum gleichnamigen Graz-2003-Projekt des Medienvereins MiDiHy und des Architekturbüros mvd, das im April 2003 in der europäischen Kulturhauptstadt starten wird.

Texte von Künstlern und Medientheoretikern beschäftigen sich mit den Funktionen, die Mode in der Gesellschaft innehat. Sei es Kontrolle, Disziplinierung oder der Wunsch, dem Leben die "richtige" Bedeutung zu geben. Dazwischen gibt es Fotos und Grafiken von Künstlern, Statements zur Mode- und Markenindustrie, Persiflagen der eitlen Identitätspflege der Trendigen und Schönen.

Der Startschuss eines Wettbewerbes, der europaweit an Design- und Modehochschulen ausgeschrieben wird, wurde am Donnerstag im Kaufhaus Kastner & Öhler abgegeben. Der Kooperationspartner von Selfware sponsert auch das Preisgeld für das beste Stück Ware, das vom Klappmesser bis zum T-Shirt alles sein könnte und auch in einer Kleinserie produziert und verkauft werden soll. Reinhard Braun von MiDiHy: "Wir bewegen uns ganz bewusst im Spannungsfeld zwischen Massenkonsum und intelligentem Nischenprodukt." Anmeldung über www.self-ware.at/style . (Colette M. Schmidt/DER STANDARD, Printausgabe, 21.6.2002)